Hamburg, Imperial Theater, JEKYLL & HYDE - R.L. Stevenson, IOCO
Das Imperial Theater auf der Reeperbahn in Hamburg schafft es doch immer wieder zu begeistern, zu packen und zu verzaubern. Zuletzt noch zum Edgar Wallace-Stück Die blaue Hand, wozu der passende Artikel hier zu finden ist und nun zu einem anderen Klassiker .....
von Falk Rasokat
Das Imperial Theater auf der Reeperbahn in Hamburg schafft es doch immer wieder zu begeistern, zu packen und zu verzaubern. Zuletzt noch zum Edgar Wallace-Stück Die blaue Hand, wozu der passende Artikel hier zu finden ist und nun zu einem anderen Klassiker der Kriminalliteratur, beziehungsweise des Kriminaltheaters: Jekyll und Hyde.
Also: Was ist denn nun dieser seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, wie die Buchvorlage des Theaterstückes aus dem Jahre 1886 heißt. Hierbei handelt es sich um eine Novelle des schottischen Autors Robert Louis Stevenson welche zu einer der bedeutendsten Schriften für die moderne Horrorliteratur gezählt wird. Das im Mittelpunkt stehende Motiv einer gespaltenen Persönlichkeit (gut – böse), lieferte die Inspiration für viele bekannte Figuren aus Literatur und Film, wie zum Beispiel Jim Carrey’s Die Maske. Mit weit über 100 Filmadaptionen handelt es sich um einen der am häufigsten verfilmten Texte überhaupt. Hinzu kommen unzählige Theateradaptionen und zwei Musicals.
Die Theateradaption, welche am 16. August 2024 im wunderschönen Imperial Theater Premiere hatte, stellt der Grundlage noch einmal eine kleine Vorgeschichte voraus. So lernen wir die Persönlichkeit des Dr. Jekyll, gespielt von Christian Richard Bauer bereits vor dessen Spaltung kennen. Dr. Jekyll ist ein junger hochmotivierter Arzt, welcher zwar unorthodoxe Arztpraktiken pflegt und den strengen Tugenden seiner Zeit eher ablehnend gegenüber steht, dennoch geschätzt und gefragt ob seiner ärztlichen Kompetenz ist. Sein bester Freund Dr. Archie Lanyon, gespielt von Patrick Michel, steht den Forschungen und Praktiken Dr. Jekylls, welcher versucht durch ein Serum Gutes vom Bösen zu trennen zwar skeptisch gegenüber, kann ihn allerdings auch nicht davon abbringen. Auch sein langjähriger Freund und Anwalt Gabriel Utterson, gespielt von Janis Zaurins, ist von Dr. Jekylls Forschung nicht begeistert, behält allerdings seine Meinung in guter Anwaltsmanier, abgesehen von einigen kleinen Anmerkung zunächst für sich. Hinzu kommt Dr. Jekylls Freundin Agnes Carew, gespielt von Jenny Klippel, mit welcher er zwar eine Verlobung anstrebt, wobei ihr Vater der General Sir Danvers Carew, gespielt von Till Huster allerdings im Wege steht, da dieser von der Unzuverlässigkeit Jekylls, ob seiner Forschung und Arbeit, nicht all zu sehr begeistert ist, obwohl seine eigene Schwester Estelle Mansfield (Iris Schumacher) welche selbst mit einem Arzt verheiratet ist, für das Pärchen und eine Verlobung brennt. Hinzu kommt der treue Butler Poole (Gosta Liptow) welcher sich ebenso Sorgen um die Vernunft seines Herren macht.
Als Agnes und ihr Vater für einige Zeit in den Urlaub fahren um sich von den alltäglichen Versetzungen durch Dr. Jekyll abzulenken, gelingt diesem ein Durchbruch in seiner Forschungsarbeit. Um sein Elexir zu testen, trinkt er dieses kurzerhand selbst. Die Folgen sind verheerend. Das Mittel scheint zwar Gutes vom Bösen zu trennen, allerdings in der eigenen Persönlichkeit. Durch diese Spaltung seiner eigenen Persönlichkeit entsteht in dem doch eher freundlichen und intelligenten Dr. Jekyll ein bösartiger Mr. Hyde. Im Gegensatz zu Dr. Jekyll ist Mr. Hyde gebückt, von grässlicher Statur und Sitte, aggressiv und rücksichtslos. Obwohl die Persönlichkeit des Mr. Hyde immer mehr von Dr. Jekyll Besitz ergreift, ist sich dieser zunächst der schwere von Hydes Verbrechen und Schandtaten gar nicht bewusst. So versucht er zunächst durch geldliche Zuwendungen die Taten Hydes unter den Tisch zu kehren. Der erste Mord Hydes an dem Straßenmädchen Ivy Pearson (Eileen Weidel) welche zuvor von Mr. Hyde als Objekt seiner Begierde geschlagen, eingesperrt und vergewaltigt wurde, bringt Dr. Jekyll endlich zur endgültigen Erkenntnis, dass er Mr. Hyde aus seiner Persönlichkeit verbannen muss. Doch ist dafür überhaupt noch Zeit?
Ein Spiel der Täuschung und Verzweiflung beginnt:
Jekyll und Hyde im Hamburger Imperial Theater ist wieder mal der Beweis, dass gerade das Boulevardtheater in seiner „ernsten“ Form immer noch Bestand hat. Zielsicher schafft es das Ensemble unter der Regie von Frank Thannhäuser die Geschichte des ambitionierten Arztes Dr. Jekyll, wie seiner dunklen Seite auf packende Art und Weise auf die Bühne zu bringen. Hierbei sind die Schauspieler, die Kostüme, das Bühnenbild, genauso wie die Plakate und Flyer eingespielt und wissen genau, was sie bei dem Zuschauer bewirken wollen und können. Den Besucher erwarten eine packende Atmosphäre, grandiose Schauspieler und natürlich ein sehr spannender Abend. Man weiß, dass man genau das bekommt was drauf steht. Eben nicht eine verquirtle und verwirrende Adaption von z.B. der Fledermaus oder die hundertste Interpretation von Carmen. Es ist immer wieder faszinierend, was man aus der kleinen, vielleicht 3-4 Meter tiefen Bühne im Imperial Theater alles machen kann.
Die Schauspieler, welche inzwischen zum Stammensemble des Imperial Theater dazuzugehören scheinen, sind wie auch schon bei Die blaue Hand hervorragend. Hervorzuheben ist der talentierte Christian Richard Bauer, welcher es schafft nicht nur eine, sondern gleich zwei gänzlich verschiedene Persönlichkeiten, welche innerhalb von wenigen Sekunden wechseln so überzeugend darzustellen, dass der Zuschauer auch eben den Eindruck hat, zwei völlig verschiedene Personen vor sich zu haben. Die Fähigkeit so Ausdrucksstark und nahbar einen Persönlichkeits-wandel darzustellen, macht ihn nicht nur zu einem idealen Kandidaten für die Rolle des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, sondern beweist auch seine Hingabe und Kompetenz im Schauspiel.
Dem Darsteller des Anwaltes Utterson, Janis Zaurins, gilt hier wieder besonders Lob. Kaum einer schafft es, so überzeugend und authentisch zu sein, während die Rollen seine persönliche Note niemals missen.
Allgemein ist die Besetzung sehr gut gewählt, die Geschichte packend und das Imperial Theater ein absoluter Favorit. Also hin da! Sie werden definitiv nicht enttäuscht sein.
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