Hamburg, Neue Flora - MAMMA MIA - ein Nachruf, IOCO Aktuell

Mamma Mia! eines der bekanntesten Musicals der Welt hatte seit seiner Premiere am 11. September 2022 am 21. Januar 2024, in der Neuen Flora seine letzte Hamburger Vorstellung, um dann seine Koffer zu packen und weiterzuziehen.

Hamburg, Neue Flora - MAMMA MIA - ein Nachruf, IOCO Aktuell
NEUE FLORA - Hamburg @ Stage Entertainment

Mamma Mia! verlässt die Neue Flora in Hamburg

„Danke für die Lieder, die in mir klingen. Danke für den Spaß am Singen!“ - Mamma Mia! (Musical)

 von Falk Rasokat

Besser könnte man wohl das Gefühl zur Dernière von Mamma Mia! In der Neuen Flora, Hamburg nicht beschreiben. Mamma Mia!, eines der bekanntesten Musicals der Welt hatte seit seiner Premiere am 11. September 2022 nun, am 21. Januar 2024, seine letzte Hamburger Vorstellung, um dann seine Koffer zu packen und weiterzuziehen.

Das Musical Mamma Mia! hatte seine Weltpremiere am 06. April 1999 im Prince Edward Theatre in London. Seither bricht sein Erfolg nicht ab, nicht zuletzt daran bemerkbar, dass es seit 1999, mit zweifachem Wechsel der Spielstätte in London läuft. Internationaler Erfolg ließ nicht auf sich warten. So wurde es bereits im November 2000 in San Francisco aufgeführt und gelangte sehr schnell an den Broadway im Oktober 2001. Die erste nicht-englischsprache Aufführung fand ein weiteres Jahr später im Operettenhaus in Hamburg statt. Inzwischen ist Mamma Mia! zu einem Kultklassiker geworden. Übersetzt in mehrere Sprachen schafft es die Geschichte der alleinerziehenden Mutter Donna  und ihrer Tochter Sophie, welche noch vor ihrer Hochzeit unbedingt ihren Vater kennenlernen möchte, zu begeistern und mitzureißen. Das Stück entstammt der Feder der britischen Autorin Catherine Johnson, welche mit jenem wohl ihren größten Erfolg feiern kann. Auch die Musik der legendärn schwedischen Popgruppe ABBA, welche exakt 25 Jahre vorher den Eurovision Song Contest, beziehungsweise dem damaligen Grand Prix Eurovision de la Chanson   gewonnen hat einen wohl massiven Einfluss auf die Erfolgsgeschichte des Stücks. Hierbei ist zu erwähnen, dass Mamma Mia! nicht das erste Musical mit ABBA-Einfluss darstellt. Das Musical Chess, welches bereits im Jahre 1986 uraufgeführt und von den ABBA-Mitgliedern Björn Ulvaeus und Benny Andersson komponiert wurde, genoss großen Erfolg.

MAMMA MIA! - Neue Flora, Hamburg @ Stage Entertainment

So war die Band zunächst skeptisch gegenüber einem neuen Musical, welches (anders als Chess) auch noch ABBA-Klassiker wie S.O.S und Thank you for the Music umfassen sollte, dann auch noch mit dem Titel eines ihrer Lieder von 1975. Mit der Fassung (wobei es mehrere Versuche von verschiedenen Autoren gab) von Catherine Johnson, hatte die Band dann allerdings den Segen gegeben und das Musical konnte in Produktion gehen. Schließlich schwärmte Björn Ulvaeus später: „Mamma Mia! ist ein Musical von dem wir [ABBA] gar nicht wussten, dass wir es geschrieben haben!“. Im Jahre 2008 kam die Verfilmung des Stückes, u.A. mit großartigen Schauspieler wie Pierce Brosnan und Meryl Streep in die Kinos, was die eh schon vorhandene Popularität des Stückes potenzierte.

In vielerlei Munde ist das Musical auch als das ABBA-Musical bekannt. Handeln tut es allerdings keinesfalls von ABBA, auch wenn ihre Musik für die Geschichte wie die Faust aufs Auge passt. Es ist sozusagen auch ein „Best-Of ABBA“ und Pflichtprogramm für jeden ABBA-Fan!

Die Handlung des Stückes ereignet auf einer kleinen griechischen Insel. Erwähnenswert sollte sein, dass der genaue Standort im Musical keine Erwähnung findet. Im späteren Film jedoch heißt die Insel Kalokairi, wobei diese tatsächlich auch nicht auf einer realen Landkarte zu finden ist. Bleiben wir also im Folgenden bei der „kleinen griechischen Insel“. Hier besitzt die allein-erziehende Mutter Donna eine kleine selbstgebaute Taverne. Eine Hochzeit steht an! Die Hochzeit ihrer Tochter Sophie mit einem Herren namens Sky. Der Charakter Sky selbst ist eher flach gehalten, wobei er ein netter junger und noch recht kindlicher Mann zu sein scheint. Die junge Sophie, voller Vorfreude bezüglich ihrer anstehenden Hochzeit hat jedoch einen doch recht schweren Stein auf der Seele: Wer sind ihre Väter? Ihre Mutter hält sich mit Antworten auf diese Frage doch sehr zurück. Wie recht schnell klar wird, weiß ihre Mutter auch nicht, wer eigentlich der Vater ist. Aus ihrem Tagebuch geht hervor, dass es einer von drei Männern sein muss. Diese sind der britische Banker Harry, der amerikanische Architekt Sam und der australische Schriftsteller Bill Kurzerhand läd Sophie die drei Männer ein, in der Hoffnung, so herauszufinden, welcher davon denn nun ihr Vater wäre. Natürlich weiß die Mutter nichts davon. Hinzu reisen die zwei besten Jugendfreundinnen Donnas an: Rosie und Tanja. Mit den beiden hatte sie einst eine Band namens Donna and the Dynamos deren Lieder, Auftritte und auch schrille ABBA-Kostüme das Musical begleiten sollten. Zum Junggesellenabschied von Sky und Sophie, stellt Sophie die möglichen Väter zur Rede. Hierbei geht sie allerdings recht unvorsichtig und ziellos an die Sache ran, sodass zum Schluss alle drei denken sie seien ihr Vater. Das ist unpraktisch, dass sich alle nun in den Kopf setzen, Sophie zum Altar führen zu müssen. Ende des Liedes ist, dass mit großem Hin und Her Sophie und Sky sich spontan am Traualtar entscheiden, dass sie doch noch nicht heiraten wollen. Kurzerhand mach der Architekt Sam (Donnas erste Liebe) Donna einen Heiratsantrag. Und da die Hochzeitsgesellschaft ja nun doch schon versammelt ist, wird diese Hochzeit zelebriert.

Die Geschichte des Musicals ist ein Spiel von Liebe, Verlust, Freundschaft und einer großen Menge an Selbstironie.

MAMMA MIA! @ Stage Entertainment

Ein würdiger Abschluss und ein Fazit

Ich selbst habe schon einige Abschlussaufführungen von Theaterstücken, Opern und ähnlichem gesehen, doch noch nie die eines Musicals. Dementsprechend war ich natürlich gespannt, auf Gastreaktionen und allgemeine Stimmung. War sie drückend, war sie fröhlich oder vielleicht sogar eine kleine Fete. Die Abschlussaufführung von Mamma Mia! in der Neuen Flora in Hamburg war ein Novum für mich. Sie enthielt alles, von Tränen über kleine Scherze, über Fanbekundungen. Großartige Darsteller wie Jennifer van Brenk in der Rolle von Donna, Rose-Anne van Elswijk als Sophie rissen das Publikum mit, wobei das ein oder andere beständige Grinsen und Gekicher die Rollen nur noch schöner und glaubwürdiger machte. Besonders herzuvorheben ist Detlef Leistenschneider, welcher die Rolle des Harry perfekt füllte.

Neben großartigen Darstellern war auch die allgemeine Stimmung im Publikum auffällig: So saßen überall kleine „Fangruppen“ mit Mamma Mia!-Shirts, Schals und bestickten Kutten, wie man sie eigentlich nur bei Rock- oder Metalfans findet. Wobei es normalerweise nicht zu der feinen Art passt, wurde hier fröhlich mitgesungen.

Ein besonders süßer Akt der Hardcore-Fans von Mamma Mia! war eine große Überraschung für die Darsteller. So wurden vor Beginn des Stückes Knicklichter und kleine Zettel verteilt: Die Message war klar! Als das Lied „Mich trägt mein Traum“ im zweiten Akte erklang, war plötzlich jegliche Zuschauerreihe, jeder Rang erfüllt von dem Licht, weißer und blauer Knicklichter, welche im Takt mitschwangen. Der ein oder andere Darsteller strahlte, wobei es anderen es schwerfiel, hierbei nicht aus "ihrer" Rolle zu Fallen. Verdient hatten sie sich diesen Abschluss alle Mal und es ist schön zu sehen, dass man so gemeinschaftlich und schön, Zuschauer zu einer solchen Aktion mobilisieren zu können.

Stage Entertainment hat es wieder einmal geschafft, mit Mamma Mia! einen Klassiker würdig auf die Bühne zu bringen und freue mich auf weitere spannende Musicals.

 

Falk Rasokat