Oldenburg, Oldenburgisches Staatstheater, CHARLEYS TANTE – nach Brandon Thomas, IOCO Kritik, 16.11.2023

Oldenburg, Oldenburgisches Staatstheater, CHARLEYS TANTE – nach Brandon Thomas, IOCO Kritik, 16.11.2023
Oldenburgisches Staatstheater / Charleys Tante hier vl Bogna Bernagiewicz (Amy Spettigue), KS Paul Brady (Lord Fancourt Babberley), L. Maas (Charles Wykeham) © Stephan Walzl
Oldenburgisches Staatstheater - am Abend © Stephan Walzl
Oldenburgisches Staatstheater – am Abend © Stephan Walzl

Charleys Tante – Musikkomödie nach Brandon Thomas

– Musik nach Ernst Fischer, von Alexander Krampe und Dominik Wilgenbus –

von Thomas Honickel

Drei Fragen stehen im Raum:

  • Operette – ist es ein aussterbendes Genre?
  • Operette – wie geht dies im 21. Jahrhundert?
  • Operette – oder etwa ein Anachronismus?

Diese drei Fragen steuern einen unweigerlich an, wenn man in der heutigen Zeit auf dieses Genre des 19. und frühen 20. Jahrhunderts trifft. Und selbstverständlich hat man zunächst die „Heroen“ dieser Gattung im Kopf: Johann Strauß, Franz Lehar, Carl Millöcker, Emmerich Kalman, Robert Stolz, Jacques Offenbach u.v.a.

Neben einer zweiten Blütezeit in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es noch einige wenige Nachläufe nach dem 2. Weltkrieg in den 50er Jahren. Aber dann war der (vermeintlich) leichten Muse der Lebensnerv aberkannt worden. An die Stelle der seichteren Gattung, die sowohl mit ihren Themen als auch mit ihrer Musik breite Massen ansprach, trat das Musical, das vornehmlich von anglo-amerikanischen Textern und Komponisten bedient wurde. Ab den 80ern gar mit eigenen Musicalcentern, die sich auf ein einziges Werk kaprizierten (wie bei Andrew Lloyd-Webber), weil die technischen Spielereien von Inszenierung mit den gewachsenen Ansprüchen der Filmindustrie mithalten sollten. Inszenierungen von heutigen Angeboten, von der glanzvollen „Abba“-Inszenierung in London über die „Harry Potter“-Shows in Hamburg bis zu den jahrzehntelangen Remakes von Kino-Hits am Broadway, sind Events, welche die Massen ziehen und nahezu cineastisch bedienen.

Da hat, so scheint´s, die Operette keine wirkliche Chance.