Hamburg, DOCKS, Leon Gurvitch, "Waves - Piano unplugged", IOCO

- September 2025
Das 'Docks' ist eine Club-Location im Hamburger Stadtteil St.Pauli – gelegen am Spielbudenplatz zwischen dem St.Pauli-Theater und dem Operettenhaus–, in der hauptsächlich Rock- und Pop-Konzerte stattfinden. Doch für den Komponisten und Ausnahme-Pianisten Leon Gurvitch bedeutete dies den Anreiz, hier ein Klavierkonzert zu besten zu geben, um hier möglicherweise auch ein jüngeres Publikum zu erschließen und bei diesem ein Interesse an klassischer Musik zu wecken.

Das groß angekündigte und mit Spannung erwartete Event fand am Freitag dem 5. September statt und übertraf alle Erwartungen, denn das in Scharen herbei geströmte, erwartungsvolle Publikum sämtlicher Altersklassen brachte die ausverkaufte Location zum Bersten.
Nun hat sich Leon Gurvitch im Laufe der Jahre seines Wirkens in seiner jetzigen Heimatstadt Hamburg bereits ein an seinen Werken interessiertes Stamm-Publikum herangezogen, die seine Konzerte stets gern besuchen, sei es in der Elbphilharmonie, in den Räumen der Hamburger Staatsoper, im Bechstein-Zentrum, oder auch an den norddeutschen Theatern von Lübeck oder Kiel. Ein Konzert in solch einer Club-Location wie dem 'Docks' ist jedoch ein Novum und man durfte sehr gespannt sein.

Um es gleich vorweg zu nehmen, der Abend wurde ein großer Erfolg für den sympathischen Pianisten und das begeisterte Publikum kam vollends auf seine Kosten. Nicht nur seine Kompositionen gefielen ausnehmend gut, auch die farbenfrohe, raffiniert ausgefeilte Lichttechnik und die großartigen Videoprojektionen auf der Bühnenrückwand taten ein übriges zur wunderbaren Stimmung des gesamten Abends.

Leon Gurvitch betrat die Bühne in hellem Jackett zm donnernden Applaus des Publikums, legte sogleich los mit seiner Komposition „Silent Waves“ und versetzte seine Zuhuörer mit dieser sanft dahinfließenden Melodie sogleich in eine träumerische Stimmung, unterstrichen von einem auf die Bühnenrückwand projizierten Video hellblauer Meereswellen. In charmanter Moderation kündigte Gurvitch dann sein zweites Stück an, die heiter und fröhlich klingende „Melody from Childhood“ von seiner letzten CD „Musique mélancholique“.

Es folgte eine neue Komposition mit dem Titel „Sehnsucht nach der Sonne“, eine gefällige, eingängige Melodie, zu der die Bühne in ein warmes Rot eingetaucht ward und auf die Bühnenrückwand der große goldgelbe Sonnenball über einer Stadtsilhouette projiziert wurde.
Beim nächsten Stück, Paul Gerhardts Kirchenlied „Ich bin ein Gast auf Erden“ komponiert von Hans Leo Haßler, animierte er das willige Publikum zum Mitsummen, während er nicht nur den Flügel bediente, sondern gleichzeitig auch auf der Melodika spielte.

Einige Komponisten haben sich der Vertonung der„Vier Jahreszeiten“ gewidmet. Vivaldis Werk ist wohl das bekannteste, aber auch von Josef Haydn und sogar von Philipp Glass gibt es Kompositionen, und nicht nur von diesen beiden, denn auch Leon Gurvitch hat sich der „Vier Jahreszeiten“ angenommen. Und so bot er zunächst „Sommer“, lebhaft und dynamisch zu gelb und grün ausgeleuchteter Bühne, gefolgt von „Spring – Frühling“, zu dessen sanften Klängen der 'Special Guest' dieses Abends, der DJ Vlader die Melodie mit heftigen Techno-Beats unterlegte. Der DJ überbrückte auch die darauf folgende halbstündige Pause, indem er eine Video-Show aus der guten alten Disco-Zeit der frühen 80er Jahre abspulte und die damaligen Pop-Hits von Diana Ross, Donna Summer, Rick James, den Commodores, Bananarama, Prince und vielen anderen Stars erklingen ließ.

Den zweiten Teil des Abends eröffnete Leon Gurvitch, jetzt salopp gekleidet in einem schwarz-rot geblümten Hemd, mit Bachs Prelude in d-Dur, eigentlich für Cello, doch hier von ihm als Improvisation für Klavier dargeboten. Daran anschließend folgte seine Komposition „My Hope“ aus seiner frühreren CD „Remember me“. Dieses eher melancholisch und schwermütig wirkende Stück komponierte er einst mit Blick auf die vielen Krisen in den heutigen Zeiten und in der Hoffnung auf Besserung und Frieden auf der Welt.

Als nächstes überraschte Leon Gurvitch mit seiner stimmungsvollen Interpretation und ausgefeilten Improvisation des Judy-Garland-Klassikers „Somewhere over the Rainbow“ aus dem Film „The Wizzard of Oz“. Daran anschließend folgte das energetisch aufgeladene Klavierstück „Waves“, welches diesem herrlichen Konzert-Abend seinen Namen gab, um schließlich bei „Perpetuum Mobile“ seinem Gast DJ Vlader wiederum die Gelegenheit zur Techno-Untermalung zu geben, wofür sich dieses rasante Stück dann auch besonders eignete. Hiermit war der offizielle Teil des Konzertes beendet, jedoch ohne eine Zugabe wurde der Künstler natürlich nicht von der Bühne gelassen.

Und so boten der Pianist und sein DJ eine recht poppige Version von Frederic Chopins 'Prelude' und nannten ihre Darbietung denn auch „Chopin rockt“, was das begeisterte Publikum zum Toben brachte und einige Zuschauer sogar zum Tanzen in den Gängen animierte.

Alles in allem war es ein durchaus gelungenes Konzert im 'Docks', welches den anwesenden jüngeren Besuchern die klassische Musik sicherlich etwas näher gebracht hat. Der Applaus für Leon Gurvitch und auch für seinen DJ-Gast war jedenfalls überwältigend.