Hamburg, Bechstein-Centrum, "JOY TO THE WORLD", Leon Gurvitch und Alexandra Rotmann, IOCO

Hamburg, Bechstein-Centrum, "JOY  TO  THE  WORLD", Leon Gurvitch und Alexandra Rotmann, IOCO
Leon Gurvitch ©Wolfgang Radtke
  1. Dezember 2025

Es ist nun schon Tradition, daß der Pianist und Komponist Leon Gurvitch in der Woche vor Heiligabend im Bechstein-Centrum – gelegen im Chile-Haus mitten in der Hamburger City – ein Weihnachtskonzert gibt. In diesem Jahr präsentierte er als Überraschungsgast, und wurde unterstützt durch die bereits über Hamburgs Grenzen hinaus bekannte junge Sängerin Alexandra Rotmann, die diesem Abend noch eine ganz spezielle Note verlieh.

Alexandra Rotmann und Leon Gurvitch ©Wolfgang Radtke

Leon Gurvitch eröffnete dieses Konzert mit „Silent Waves“, einem Stück aus seiner letzten CD „Musique Mélancholique“, dessen fröhliche und wunderbar sanft fließende Melodie einen wunderbaren Auftakt zu diesem vorweihnachtlichen Abend bildete. Das zweite Stück, „Dezember“, war eine träumerische Komposition aus seinem noch nicht ganz vollendeten „Jahreszeiten-Zyklus“ und bot eine perfekte Überleitung zu dem wunderschönen Volkslied „Leise rieselt der Schnee“, wobei Leon Gurvitch hier improvisierte und es schwungvoll im brasilianischen Bossa-Nova-Rhythmus darbot.

Die heitere Komposition, die nun folgte, nannte Leon Gurvitch5 Seasons“. Mit der fünften Jahreszeit ist bei ihm jedoch nicht der Karneval gemeint, sondern er dachte dabei eher an den 'goldenen Oktober', auch 'Altweibersommer' oder in Amerika 'Indian Summer' genannt. Eine Zeit, in der sich der Sommer langsam verabschiedet, der kühle Herbst noch nicht eingezogen ist, in der sich die Blätter an den Bäumen allmählich rotbraun verfärben und die Sonne mit goldenen Farben spielt, und genauso farbig klang hier sein Spiel am Flügel.

Leon Gurvitch ©Wolfgang Radtke

Nach diesen vier Klavierstücken wurde es Zeit für den Auftritt für seinen Gast Alexandra Rotmann, die von Beginn an das Publikum mit ihrer warmen, klangschönen Stimme begeisterte, die sie von zarter Lyrik über kraftvollen Soul und Gospel bis hin zu raffinierten, energetischen Jazz-Klängen einzusetzen vermochte.

Alexandra Rotmann und Leon Gurvitch ©Wolfgang Radtke

Während ihre erste Darbietung, Händels „Tochter Zion freue dich“ noch sanft klang, drehte sie bei dem amerikanischen Weihnachts-Hit schlechthin, „White Christmas“, zur swingenden Begleitung von Leon Gurvitch auf, um schließlich das klassische „Winter Wonderland“ als überaus schmissige Jazz-Version zu interpretieren, was ihr den Jubel des begeisterten Publikums sicherte.

Im zweiten Teil des Abends präsentierte Leon Gurvitch zunächst die Uraufführung seines neuesten Klavierwerkes „Mamas Letters“, eine hoch emotionale, melancholische Komposition, welche er zum Gedenken an seine kürzlich verstorbene Mutter schrieb.

Danach folgte das berühmte „Carol of the Bells“, von Leon Gurvitch melismisch am Flügel interpretiert, während er gleichzeitig die Melodika spielte und aus ihr auch herbe und rauhe Töne produzierte, was sich jedoch zu einem interessanten Klangerlebnis gestaltete.

Leon Gurvitch ©Wolfgang Radtke

Carol of the Bells“ ist ursprünglich ein ukrainisches Neujahrslied, „Shchedryk“, geschrieben ca. 1914 von Mykola Leontovych. Der Komponist Peter Wilhousky verfasste ca. 1936 den englischen Text, und somit avancierte „Carol of the Bells“ zu einem beliebten amerikanischen Weihnachtslied.

Nun hatte Alexandra Rotmann wieder ihren Auftritt und sang zu Leon Gurvitchs eindringlichem Spiel eine herrlich verjazzte Version des Songs „My favorite Things“ aus dem Rogers&Hammerstein-Musical „The Sound of Music“, die Geschichte der Trapp-Familie. Nachdem die legendären „Supremes“ diesen Song damals in den Sechziger Jahren für ihr Weihnachts-Album aufgenommen hatten, wurde dieser Song seitdem aufgrund des durchaus passenden Textes auch von anderen Interpreten gern ins Weihnachts-Repertoire aufgenommen.

Alexandra Rotmann ©Wolfgang Radtke

May God bless you“ ist ein typischer Gospel-Song und wurde hier gekonnt und beeindruckend authentisch interpretiert von Alexandra Rotmann.

Daran schloß sich das Stück an, welches diesem Abend seinen Namen gab, nämlich „Joy to the World“, hier von Leon Gurvitch am Flügel in einer stimmungsvollen, jazzigen, flüssigen Interpretation wiedergegeben. Eigentlich ist „Joy to the World“ ein Traditional,von dem Amerikaner Isaac Watts 1719 geschrieben, wurde jedoch 1742 in Händels „Messias“ eingefügt, so daß nun stets Georg Friedrich Händel als Komponist angegeben wird.

Langsam ging dieser stimmungsvolle, mehr als unterhaltsame Abend dem Ende entgegen, und so sang Alexandra Rotmann das wunderschöne deutsche Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“, indem sie das Publikum animierte mit einzustimmen, dem auch gern Folge geleistet wurde.

Alexandra Rotmann und Leon Gurvitch ©Wolfgang Radtke

Natürlich wurden die Künstler nicht ohne eine Zugabe entlassen, und so sang Alexandra Rotmann charmant „Have yourself a merry little Christmas“ zu Leon Gurvitchs swingender Begleitung. Dieser Song stammt ursprünglich aus dem Film „Meet me in St. Louis“ von Regisseur Vincente Minelli aus dem Jahre 1943, gesungen von seiner Ehefrau Judy Garland, die die weibliche Hauptrolle in diesem Film spielte. Nach wie vor ist dieser Song besonders bei Showgrößen wie Bette Midler, Rod Stewart, Toni Braxton, den Four Tops, Stevie Wonder, Brian McKnight – und war natürlich auch bei vergangenen Showgrößen wie Bing Crosby, Kathy Kirby, Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Michael Jackson – beliebt wie eh und je.

Bereits jetzt ist schon das nächste Weihnachtskonzert von Leon Gurvitch im Hamburger Bechstein-Centrum geplant, für den 19. Dezember 2026, worauf wir uns nun ein ganzes Jahr freuen dürfen.

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