Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in einer Inszenierung von Peter Sellars
Sir Simon Rattle hatte vor Jahren, wie oft, keine Zweifel: Für Rattle waren die Aufführungen von Bachs Matthäus-Passion, die er mit den Berliner Philharmonikern 2010 und 2013 realisierte, »das Wichtigste, was wir hier je gemacht haben«. Die musikalische Leistung hatte beeindruckte, aber auch die halbszenische Interpretation des amerikanischen Starregisseurs Peter Sellars. Nun folgt am 28. Februar mit demselben Team die Johannes-Passion. Dieses eindrückliche Ereignis können Sie live in einem von rund 120 Kinos in Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien, Österreich und der Schweiz miterleben.
Der britische Guardian überzeichnete diese Verfilmung wohl allzu boulevardesque, als er sich angesichts der Aufführung der Matthäus-Passion sogar zu einer Warnung veranlasst sah: »Ich kann nur hoffen, dass Sie am Ende nicht als emotionales Wrack dastehen. Denn die Sänger, besonders Mark Padmore als Evangelist, geben das Konzert ihres Lebens. Sellars verknüpft die Passionsgeschichte sensibel mit Musikern und Publikum, ohne Bachs Werk Gewalt anzutun. Und Rattle und seine Musiker gehen ihre Aufgabe mit einer Inspiration an, die fast schon unheimlich ist.«
Man darf gespannt sein, wie die Musiker und Peter Sellars nun die Johannes-Passion angehen werden. Zumal dieses Werk im Vergleich zu der drei Jahre später entstandenen Matthäus-Passion noch stärker auf dramatische Wucht abzielt. Selbstverständlich gibt es auch hier herrliche Arien, doch das Schwergewicht liegt auf den Chören, hier dargeboten vom Rundfunkchor Berlin. Vor allem jene Abschnitte verbreiten theatralische Intensität, in denen die Protagonisten – Hohenpriester, Volk, Soldaten und Jünger – in direkter Rede das Geschehen erlebbar machen.
Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle Dirigent