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Deutsche Oper am RheinIOCO Aktuell

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Tannhäuser-Regie in tumbem 3. Reich Bezug, IOCO Aktuell, 04.05.2013

Viktor Jarosch
06. May 2013
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Deutsche Oper am Rhein

Düsseldorf / Düsseldorf Opernhaus © IOCO
Düsseldorf / Düsseldorf Opernhaus © IOCO

TANNHÄUSER – oder – Die Freiheit der Kunst

Regiedesaster an der Rheinoper

von Viktor Jarosch

Viele Inszenierungen sind facettenreich filigran, manche platt profan, nur wenige sind gedankenlos verletzend. Burkhard Kosminski, geboren 1961, inszenierte am 4. Mai an der Rheinoper, Düsseldorf, Richard Wagners Tannhäuser mit der Leichtigkeit des Spätgeborenen, in banaler wie verletzender Anlehnung an Symbole und Verbrechen des Dritten Reiches.

Die komplex komponierten Liebesbeziehungen zweier Frauen in ihren Welten, der sinnlichen Sünde und dem höfischem Heil, die sensible Kirchenkritik mit letztendlicher Erlösung durch Gott, die literarische Größe des Werkes: In diesem Tannhäuser ist davon nichts zu spüren. Auf der Rheinoper-Bühne findet man keinen Tannhäuser sondern modern verbogenes   Regietheater: “Irgendwie passt das 3. Reich zu allen und jedem Thema, klären Regisseure oft in verdrechselten Beipackzetteln auf“. Nach dreißig Minuten verließen  erste Besucher lautstark protestierend die Rheinoper. Kosminskis Vergewaltigung von Richard Wagner Tannhäuser  überforderte die Besonnenheit vieler Besucher. Der von Kosminski eingeforderten “Freiheit der Kunst” entgegnete das Düsseldorfer Publikum mit dem ebenso legitimen “Recht auf Widerstand”.

Victor Ullmann_ Opfer des NAZI - Völkermordes © IOCO
Victor Ullmann_ Opfer des NAZI – Völkermordes © IOCO

In der Ouverture sinken nackte Körper in einer gläsernen Gaskammer sterbend zu Boden. Im ersten Akt unterbricht die Musik, damit der SS-Armbinde tragende Tannhäuser deportierte polnische (?) Familien mit Pistole in Zeitlupentempo erschießen kann. Reichsadler, stramme Hitler-Grüße, gut sitzende SS-Uniformen, Gestapo-Schergen, Vergewaltigung, viel Blut und Marschformation runden eine Inszenierung ab, in welcher Kosminski das Unbequeme einer komplexen Tannhäuser-Komposition in die rhetorisch-profane Schablonen eigenen Denkens (“Hitler eignet sich immer”) pfercht. Tannhäusers Schuld-und-Sühne-Trauma sucht man auf der Bühne der Rheinoper vergeblich.

Das Primat der Wagnerschen Komposition und Handlung degradieren Kosminski und die Rheinoper,  letzte Verantwortung für diese Inszenierung tragend, zur reinen Nebensache.

Doch das Publikum wehrt sich: Die Inszenierung wird unterbrochen von Zwischenrufen: “Aufhören”, “Skandal”, “Regisseur raus” und schlimmeres; dazu lautes Türenknallen fliehender Besucher. Die Qualität von Dirigat und Gesang versanken in der beständigen Unruhe über die Inszenierung.

Das abschliessende Buh-Gewitter beendete eine sehr teure wie selten mißratene Neu-Inszenierung der Rheinoper, welche deren Intendanz nie hätte zulassen dürfen. Hat sie aber.Das Publikum hat sich gegen solche Ausnutzung von Freiheit durch die Kunst gewehrt und sicher ist: Die von Bukhard Kosminski unter dem Pseudonym Tannhäuser an / von der Rheinoper inszenierte Oper, wird im Müll landen, schnell.

Weitere Tannhäuser-Vorstellungen, vielleicht : 9.5.; 12.5.; 19.5.; 30.5.; 2.6.2013

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