Stockholm, Queen Silvia Concert Hall, OCEAN SUN FESTIVAL, IOCO
Die Stockholmer Queen Silvia Concert Hall, in der das Eröffnungskonzert des „Ocean Sun Festival“ am 6. September stattfand, wurde 1994 in dem alten Gebäude
Stockholm - Queen Silvia Concert Hall: Eröffnungskonzert des „OCEAN SUN FESTIVAL“ - 6.9. 2024
von Wolgang Schmitt
Seit mittlerweile 15 Jahren gibt es das „Ocean Sun Festival“, welches von Hapag Lloyd Cruises initiiert wurde und sowohl auf dem Kreuzfahrtschiff MS EUROPA, aber auch als exklusives Landkonzert in Konzertsälen einiger der anzusteuernden Hafenstädte, hier nun in Stockholm, veranstaltet wird und ein hochkarätiges Programm mit klassischer Musik bietet, vorgetragen von renommierten international tätigen Künstlern dieses Genres.
Beim diesjährigen Ocean Sun Festival sollte der Schwerpunkt vorwiegend – jedoch nicht ausschließlich – auf der Darbietung von „weiblicher“ klassischer Musik liegen, die die kreative Schaffenskraft von Frauen in diesem Bereich dokumentieren und fördern soll. Und so wurden im Verlaufe dieses Festivals Kompositionen von Clara Schumann (1819-1896), und von weniger bekannten Komponistinnen wie Pauline Viradot-Garcia (1821-1910), Marie Jaell (1846-1925), Fernande Decruck (1896-1954), und Paule Maurice (1910-1967) vorgestellt und einem interessierten Kreuzfahrt-Publikum dargeboten.
Die Stockholmer Queen Silvia Concert Hall, in der das Eröffnungskonzert des „Ocean Sun Festival“ am 6. September stattfand, wurde 1994 in dem alten Gebäude eines ehemaligen Waisenhauses eingerichtet. Die Akustik ist phänomenal, und die Gestaltung dieses ganz im Bronzeton gehaltenen Auditoriums ist ungewöhnlich, denn die übliche einseitige Anordnung bei Konzertsälen wird gebrochen durch zwei sich gegenüber liegende Tribünen, welche die Orchesterebene durch gewundene Kurven mit den oberen Galerien verbinden.
Für dieses Eröffnungskonzert konnte das Schwedische Kammerorchester gewonnen werden, welches unter der inspirierten Leitung ihres Konzertmeisters Urban Swensson zunächst Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 7, A-Dur spielte, deren vier Sätze rhythmisch klangvoll und harmonisch, dynamisch spannungsvoll dank zügiger Tempi, euphonisch changierend und voll von klanglichem Reichtum vor allem auch durch die Streicher und die Holzbläser wiedergegeben wurden.
Für das nun folgende „Konzert für Violoncello und Orchester, F-Dur“ von der Komponistin Marie Jaell übernahm die junge schwedische Dirigentin Gudrun Dahlkvist die Leitung des Schwedischen Kammerorchesters.
Marie Jaell ist eine hierzulande wenig bekannte Komponistin. Sie war auch eine begnadete Pianistin und Klavierpädagogin. Camille Saint-Saens und César Franck zählten zu ihren Lehrern, später lernte sie Franz Liszt kennen, der ihr Talent schätzte und förderte, und so lebte sie für einige Zeit in Weimar. Auf Empfehlung von Camille Saint-Saens wurde sie 1887 als eine der ersten Frauen in die Pariser „Societé des Compositeurs“ aufgenommen.
Die junge Cellistin Raphaela Gromes kann bereits auf eine erfolgreiche internationale Karriere zurückblicken, wie ihre zahlreichen Preise und erhaltenen Auszeichnungen, sowie auch ihre diversen CD-Einspielungen für Sony dokumentieren. Auf ihrer letzten CD-Veröffentlichung „Femmes“ präsentiert sie Werke von 23 Komponistinnen aus 9 Jahrhunderten. Es ist ihr ein großes Anliegen, an diese Komponistinnen zu erinnern, sie vor dem völligen Vergessen zu bewahren, ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Nicht auf dieser CD dabei ist Marie Jaell, deren „Konzert für Violoncello und Orchester, F-Dur“ in vier Sätzen sie nun hier mit dem Schwedischen Kammerorchester unter der Leitung von Gudrun Dahlkvist interpretierte.
Faszinierend ist Marie Jaells Komposition allemal: fast mystisch klingt der erste Satz, Allegro moderato, wenn Raphaela Gromes ihrem Cello dunkle melancholische Töne entlockt. Ebenso der zweite Satz, Lento, untermalt von den Streichern und Bläsern fast wie ein Trauermarsch klingend.
Auch im dritten Satz, Andante sostenuto, überwiegen Traurigkeit und Schwermut, während im vierten Satz, Vivace Molto, schwungvoller, wenn auch verhaltener Optimismus die Aussage zu sein scheint.
Den Abschluß dieses Konzertes bildeten Carmen-Variationen, von Julian Riem arrangiert, eine „Fantasie über Bizets 'Carmen' für Violoncello und Orchester“, sehr authentisch und gefühlvoll interpretiert von Raphaela Gromes mit wunderbar trefflicher Begleitung und Unterstützung durch das Schwedische Kammerorchester.
Dieses Konzert ließ Vorfreude aufkommen für das weitere Konzert mit Raphaela Gromes, dieser begnadeten Cellistin, am 9. September in der Lounge, dem Theater-Saal der MS EUROPA.
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