Münster, Theater Münster, 9. Sinfoniekonzert, IOCO

Münster, Theater Münster, 9. Sinfoniekonzert, IOCO
Sinfonieorchester Münster, Lini Gong copyright Britta Hertz

 

Das Theater Münster hat das 9. Sinfoniekonzert der alten Musik und dem antiken Mythos vom Goldenen Vlies gewidmet. Jener Mythos erzählt von den Abenteuern der Argonauten und vom tragischen Schicksal Medeas, die aus Verzweiflung ihre Kinder tötet. Nach der Premiere von Francesco Cavallis Oper Il Giasone, bot es unter dem Motto „Nur du bist hier fremd mit deinem Hass. – Euripides" Bekanntes und Rares.

 

Auftakt war Händels Wassermusik. Für Non-Aficionados der Barockmusik klang das im sommerlich heißen nahezu ausverkauftem Theater nach einer Herausforderung. Das Werk weist brillante melodische Einfälle auf. Erfindungsreiche Melodien, schwungvolle Tempi und fließende Übergange prägen die Komposition, die als Begleitung einer Bootsfahrt geschrieben wurde. Wie ein fließendes Gewässer klingt die Musik, die aber ohne Sturm, Gewitter und packende Höhepunkte auskommt.

Clemens Flick copyright Foto Steinhagen

 

Clemens Flick, der schon bei der Premiere von Cavallis Il Giasone für großen Jubel sorgte, leitete das Sinfonieorchester Münster. Flick ist ein Dirigent, der mit vollem Körpereinsatz im Dialog mit dem Orchester steht. Wie ein Fischschwarm tauchen Dirigenten und Ensemble in Händels Wellen ein. Agilität, Flexibilität und leuchtende Farben verliehen dem in anderen Darbietungen oft dahinplätschernden Werk Vitalität und Spannung.

 

In den beiden Suiten schwangen sich Trompeten, Hörner, Oboen, Fagotte, Streicher und Basso continuo zu perlenden Dialogen und famosen Soli auf. Erstaunlich, wie blendend sich Dirigent und Orchester verstanden. Man konnte förmlich spüren, wie jede Körperbewegung von Flick im Orchester Widerhall fand und durch behendes, involviertes Spiel erwidert wurde.

 

Nach der Pause folgte Telemanns Dramatische Kantate für Sopran und Orchester „Ino". Die Komposition ist in in acht Abschnitte aufgeteilt und ein oratorien- und opernhaftes Gesangsstück für Sopran. Die Erzählung beschreibt die mythologische Figur der thebanischen Prinzessin und Göttin Ino. Sie wird von der eifersüchtigen Hera verfolgt, irrt mit ihrem Sohn durch den Wald, springt mit ihm ins Meer und verliert ihn. In der Mythologie wird sie durch Götter in eine Meeresgöttin verwandelt.

Telemann hat den Gesangspart mit zahlreichen herausfordernden Koloraturen ungemein anspruchsvoll und virtuos angelegt.

Lini Gong copyright Jessica Alice Hath

 

Lini Gong wurde der herausfordernden Aufgabe, die Gefühlskaskaden, die Halluzinationen und die befreienden Momente Inos zu interpretieren, gesanglich und interpretatorisch vollends gerecht.

Ihre Stimme besticht durch eine warme Tiefe, die sie mit einer klangschönen Mittellage verbindet. Telemanns Koloraturen nahm sie mit phänomenaler Präzision und einer atemberaubenden leuchtend Höhe. Mit immensem Feuer und eindrucksvoller Klangschönheit sang sie leuchtend die vertrackten Koloraturen. Beeindruckend waren auch ihre rhythmische Exaktheit und die hervorragende Wortdeutlichkeit.

Lini Gong füllte das Gesungene mit Bedeutung. Mit großer Empfindung gab sie Innigkeit, Verzweiflung, Wut, dem Wahnsinn, aber auch Hoffnung Inos berührende Farben und erschuf so ein eindringliches Portrait. Dynamik, Ausdruck und musikalische Gestaltung ihres Gesangs gelangen meisterlich und beglückend.

Auch hier musizierten das Orchester mit Clemens Flick bravourös und in großartigem Einvernehmen mit der Sängerin.

Das dritte Werk auf dem Programm war die Ballettmusik aus "Le Sort de Medée" aus der Oper Medea in Colchide von Johann Gottlieb Naumann. Dort enthüllt ein Zauberspiegel das zukünftige Schicksal Medeas. Naumann hat in seinem 1788 uraufgeführten Werk starke Momente für die mörderischen Szenen gefunden und ein furioses Musikfeuerwerk entfacht.

 

Clemens Flick entfachte mit dem Sinfonieorchester Münster ein Feuerwerk packender Akzente. Gemeinsam boten die Musiker ein glühendes Spektakel voller Energie und teils beklemmender Intensität. Das involvierte Spiel und die große Virtuosität des Orchesters in einer derart schwierigen und unbekannten Komposition machte Staunen.

Orchester und Dirigent schienen sich gefunden zu haben und musizierten begeistert mit seelenvoller Tiefe.

Ein großer Konzertabend der zu recht frenetisch bejubelt wurde.

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