München, Staatstheater am Gärtnerplatz, BUSSI - Das MUNICAL: Nostalgischer Kult, IOCO Kritik, 23.07.2015


Staatstheater am Gärtnerplatz München
BUSSI - München und die wilden 80iger Jahre
Ich erinnere mich noch gut an die wilde, aufregende Zeit der achtzigerJahre in München. Mein Adabei war jedoch eher der Klatschpresse, der Münchner Abendzeitung, zu danken. Durch die AZ nahm ich, meist "nur" als fleißige, sich kleinen Kindern widmende junge Mutter, lebhaft Anteil an den Geschichten um die damalige Münchner Schickeria. Umso größer meine Genugtuung, die Uraufführung des Musicals BUSSI - DAS MUNICAL wirklich, leibhaftig, mit zu feiern.

Thomas Hermanns, Schöpfer und Regisseur von BUSSI, hatte so viel Freude an der bunten Vergangenheit rund ums Gärtnerplatztheater der achtziger Jahre, dem Glockenviertel, mit seinen vielen Clubs, den kultigen Türstehern, den Songs der Neuen Deutschen Welle und der dazu gehörenden schrillen Polysexualität, dass er ihr mit dem Musical ein Denkmal setzten musste. Thomas Hermanns wohnte damals im Glockenviertel, studierte und arbeitete als Statist am Gärtnerplatztheater. Abends hieß es damals für ihn ausgehen, hinein ins Nachtleben, dabei sein, ab ins Szenelokal Bussi, wo man dann die schrägsten Menschen traf.
Gespielt wurde die Uraufführung BUSSI in der Reithalle in einer aufwendigen Produktion. 38 Leute tummelten sich auf der Spielfläche, eine 10 Mann-Band besorgte die lässigen oder heißen musikalischen Überbau. In Windes Eile wird die Reithalle zu einem Nachtclub umgebaut, die Zuschauer sind Teil der Szene. Natürlich muss man auch am Türsteher vorbei, und das nicht so leicht. Mit dem bekannten TRIO - Hit Da Da Da lässt er zunächst nur Insider hinein. Doch wurden alle Musicalbesucher einbezogen: Jedermann ist im Club, Hurra! Dort geht es turbulent und wild zu. Zahllose skurrile, aufwendige Kostüme der Nacht- und Paradiesvögel malen die verdrehte Atmosphäre des Undergroundlebens.

Der junge Student Ritchie (Benjamin Sommerfeld) kommt aus Augsburg, für den Münchner fahle Provinz, und landet unerwartet im Münchner Nachtleben. Ritchie ist die Nachtleben fremd, aber, in seiner Normalität, ist auch er den anderen Nachtbesuchern fremd. Doch Ritchie performed fröhlich „Ich will Spaß“. Und den haben in der Folge die Zuschauer mit ihm.
Die schöne Barfrau Stella (Sabrina Weckerlin) hat es ihm angetan und erobert sein Herz. Sie ist sowohl gesanglich als auch schauspielerisch Star des Abends. Am Anfang ganz die coole Bardame kann auch sie starke Gefühl zeigen: Ihre Songs „Neue Männer braucht das Land“ und das Liebeslied „Blaue Augen“ bringt den Saal zum Kochen.

Stella ist frisch getrennt von dem populären und allseits anwesenden Szenejournalisten Wolf Wahn (Leon van Leeunwenberg), Chef der Boulevardzeitung Trend. Obermacho Wahn intrigiert erfolgsgewohnt und eifersüchtig. In seinem packenden Song „Kosmetik“, Höhepunkt des Abend, zeigt er die ganze Arroganz und den überheblichen Charme selbsternannten Lokalgrößen. Dauergast in BUSSI ist auch die Sylistin Heli, (Enrico de Pieri) ein Transe, der/die sehr viel zur Komik und damit zur Nachtleben Stimmung beiträgt. Ihre spritzig überspitzten Kommentare sind köstlich amüsant. Heli verwandelt sich dann im Laufe des Abends zu Helmut. Sein persönliches Highlight seiner Partie ist das kraftvoll vorgetragenen Song „Heiß um Heli“.

Zum Schluss des Musicals wandeln sich die schöne Stella und Richie in ein Liebespaar. Dazu umrahmt das ganze Ensemble als mitwirkende Nachtschwärmer die Story und auch die Nebenrollen sind sehr gut besetzt. Gekokst wird natürlich auch. Bei einer Drogenrazzia müssen Stella, Wolf Wahn und die Stylistin Heli in Polizeigewahrsam. Gottlob nur kurz, und alle Drei singen todtraurig den Song vom „Goldenen Reiter“.

Ganz groß die Band unter der Leitung von Andreas Kowalewitz, die musikalischen Treiber all der Hits der Neuen Deutschen Welle. Höhepunkt ist dann der Monolog über die Toleranz von Marianne Sägebrecht als Bavaria Toleranta.
BUSSI - DAS MUNICAL ist einfach cool. Und dass Toleranz in München gut möglich ist, beweist der frenetisch friedliche Beifall des meist gestandenen wie begeisterten Publikums wie ihr fröhliches Aufeinandertreffen der mit Münchner Nachtvögeln am frühen Morgen.
IOCO / Daniela Zimmermann / 28.07.2015
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