Mannheim, Rosengarten, MUSIKALISCHE AKADEMIE MANNHEIM - 246. Spielzeit, IOCO Aktuell

MAM - Mannheim: Die Musikalische Akademie des Nationaltheater Orchester Mannheim (NTM) ist Veranstalter einer der ältesten Konzertreihen in Deutschland. 1778 gründeten Bürger und Musiker Mannheims, orientiert am Pariser Vorbild, eine Académie des amateurs.

Mannheim, Rosengarten, MUSIKALISCHE AKADEMIE MANNHEIM - 246. Spielzeit, IOCO Aktuell
Der Rosengarten von Mannheim, Spielstaette der Musikalischen Akademie © Ben van Skyhawk

Spielzeitpräsentation der Saison 2024/25 - GMD Roberto Rizzi Brignoli, Fritjof von Gagern - 1. Vorsitzender, Nora von Marschall - Geschäftsführerin

 von Uschi Reifenberg

Die in der Musikalischen Akademie organisierten Mitglieder des Nationaltheater Orchester Mannheim (NTM) sind Veranstalter einer der ältesten Konzertreihen in Deutschland. 1778 gründeten Bürger und Musiker Mannheims, orientiert am Pariser Vorbild, eine Académie des amateurs. Sie führte die Konzertreihe der Hofkapelle in eigener Regie weiter, nachdem der Kurfürst Mannheim verlassen hatte. Ein Kuratorium, besetzt mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, von der Universität und den Hochschulen sowie aus dem musikalischen Leben Mannheims, begleitet und unterstützt die Arbeit des Vorstands der Musikalischen Akademie.

Die Musikalische Akademie Mannheim veranstaltet in ihrer 246. Spielzeit 2024/25 wieder acht Doppelkonzerte im Mozartsaal des Mannheimer Rosengarten.

Nora von Marschall - Geschäftsführerin, Fritjof von Gagern - 1. Vorsitzender der AkademieRoberto Rizzi Brignoli - GMD @ Uschi Reifenberg

In seiner 2. Spielzeit präsentieren GMD Roberto Rizzi Brignoli und Fritjof von Gagern, der 1. Vorsitzende des Vereins, vielfältige Meisterwerke aus drei Jahrhunderten. Bekanntes steht neben Unbekanntem, aber auch vermeintliche Grenzen der Klassikszene sollen neu hinterfragt werden und in neuem Licht erscheinen. Eingeladen sind wie immer hochkarätige internationale Gastdirigent*innen und Solist*innen, auch die Zusammenarbeit mit dem Nationaltheater Mannheim (NTM) gestaltet  sich wieder als Programm-highlight und gipfelt im 3. Akademiekonzert, in welchem Beethovens Neunte Sinfonie zu erleben sein wird, dessen Uraufführung aus 1824 sich 2024 zum 200. Mal jährt. Zum letzten Mal war die „Neunte“ im Akademiekonzert vor 25 Jahren zu hören, ein weiterer Grund, das Jubiläum dieses Meisterwerks zu feiern. Auf der Bühne werden in diesem Konzert der Chor und Extrachor des NTM mitwirken, zum ersten Mal in der Geschichte der Akademie werden darüber-hinaus zwei Chorkonzerte mit Unterstützung des NTM stattfinden. Fritjof von Gagern dankte an dieser Stelle dem Intendanten des NTM, Albrecht Puhlmann für die Unterstützung.

BEETHOVEN Skulptur an einer Pariser Hauswand @ PPP

Das ansprechend gestaltete Programmheft in Pastelltönen zeigt auf dem Cover die Hand des Dirigenten Roberto Rizzi Brignoli, die in acht Motiven - nicht nur symbolisch-  durch die Saison führen soll. Ein G.E. Lessing Zitat im Programmheft unterstreicht diese schöne Idee: „Nichts gibt mehr Ausdruck und Leben als die Bewegung der Hände; im Affekte besonders, ist das sprechendste Gesicht ohne sie unbedeutend“.

Wie in den Jahren zuvor ist wieder ein besonderes Essay im Jahresprogramm abgedruckt: Norbert Lammert, ehemaliger Präsident des Deutschen Bundestages, schreibt über das aktuelle Thema „Musik und Demokratie“.

Zum 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, 1724-1799, dem die Akademie ihre Gründungsanfänge zu verdanken hat, setzt die Akademie in Kooperation mit dem NTM die Tradition der Kammerakademien fort und bezieht im Dezember 2024 die Oper am Luisenpark (OPAL).

Auch für junge Ohren steht in der kommenden Saison viel Interessantes bereit: Die Akademie veranstaltet nicht nur Schulkonzerte in Klassenzimmern, sie lädt auch junge Musiker*innen zu Proben ein, wo sie Einblicke in den Arbeitsalltag eines Orchestermusikers erhalten können.

Das 1. Akademiekonzert beginnt sogleich mit einem Paukenschlag: am 14. und 15. Oktober 2024 widmen sich der Dirigent Ingo Metzmacher und das NTO mit Mahlers 5. Sinfonie der vielleicht ergreifendsten Tonschöpfung des großen Sinfonikers. Für seine immensen Verdienste um den Verein wird Ingo Metzmacher im Rahmen des Konzertes die Ehrenmitgliedschaft der Musikalischen Akademie Mannheim (MAM) verliehen.

Im 2. Akademiekonzert am 18. und 19. November eröffnet GMD Roberto Rizzi den Reigen der vier Chefkonzerte: Tschaikowskis Violinkonzert und Schostakowitschs 5. Sinfonie bieten dem NTM Gelegenheit, seinen beseelten romantisch-samtigen Klang zu präsentieren. Violinistin Sarah Christian brillierte einst bei einer Kammerakademie und kehrt nun als gefragte Solistin nach Mannheim zurück.

Ein musikalisches Symbol für Frieden, Toleranz und Solidarität ist ohne Zweifel Schillers Ode an die Freude, die bis heute  nichts an Aktualität verloren hat.  Beethovens 9. Sinfonie steht als Solitär im 3. Akademiekonzert am 16. und 17. Dezember 2024. Roberto Rizzi Brignoli, den das Werk seit seiner frühesten Kindheit begleitet, wird an diesem besonderen Abend am Pult zu erleben sein.

Im 4. Akademiekonzert  am 20. und 21. Januar 2025 wird die schöne Tradition mit Konzerten hauseigener Solist*innen fortgeführt: Frank Martins Konzert für sieben Blasinstrumente, Pauken, Schlagzeug und Streichorchester wird gerahmt von Schumanns Genoveva Ouvertüre und Brahms 2. Sinfonie. Als Spezialist für Deutsche romantische Musik ist der spanische Dirigent Pablo Gonzáles zu Gast.

Die Fortführung des Strauss Zyklus erfolgt im 5. Akademiekonzert am 17. und 18. Februar '25. Strauss‘ Sinfonische Dichtung „Tod und Verklärung“ markiert den Höhepunkt eines Streifzugs durch die Spätromantik, zu dem sich Auszüge aus Wagners Tristan und Isolde sowie Bartoks Violakonzert gesellen. Solistin ist die Ausnahmebratschistin Tabea Zimmermann, die einst ihre musikalischen Anfänge unter anderem an der Musikschule Mannheim begonnen hatte.

Naturklänge charakterisieren das 6. Akademiekonzert am 17. und 18. März: der Dirigent Marc Minkowski gilt als Spezialist für die Wiener Klassik und gastiert an den größten Häusern der Welt. Vor zwei Jahren krankheitsbedingt verhindert, wird er nun endlich im Akademiekonzert zu hören sein. Beethovens Pastorale steht Griegs Klavierkonzert entgegen und Minkowskis Wunschsolistin, Shootingstar Suzana Bartal, greift in die Tasten.

Johann Wolfgang von Goethe @ IOCO

Im 7. Akademiekonzert am 26. und 27. Mai beleuchten Johannes Brahms mit seiner Alt-Rhapsodie und Franz Liszts Faust-Sinfonie unterschiedlichste Facetten des deutschen Dichterfürsten J.W.v Goethe. Die Star Mezzosopranistin Gerhild Romberger wird in der anspruchsvollen Partie zu hören sein. Man darf sich auf einen besonderen Abend mit unterschiedlichen Themen zu „Faust“ freuen!

Ein Finale, das groovt: im 8. Akademiekonzert am 23. und 24. Juni wird das Vision String Quartett zu Gast sein: Vier junge Musiker abseits des Klassikmainstreams, können ihre Instrumente auch schnell zu einer Jazzband umbauen.

Die Uraufführung „Auf Abwegen“ reiht sich ein in Gershwins 20er Jahre -Klänge „Ein Amerikaner in Paris“, in Florence Price Orgel Komposition „Adoration“ und Rachmaninows berühmte „Symphonische Tänze“. Ein verheißungsvoller   Schlusspunkt.

Die Geschäftsführerin und Harfenistin Nora von Marschall berichtet über die Wirtschaftliche Situation der MAM - Saison 2024/25: Der Rückgang der Publikumszahlen in der Spielzeit 2019/20, verursacht durch die Corona Pandemie, führt nach wie vor zu finanziellen Herausforderungen für die Konzertreihe der MAM.

Die Einnahmen konnten aufgrund des hohen Zuspruchs des Publikums seitdem wieder kontinuierlich gesteigert werden. In der aktuellen Spielzeit sind die Einzelkartenverkäufe im Vergleich zur Vorsaison stabil geblieben, die Zahl der Abonnent*innen erhöhte sich sogar: So konnte die MAM 2.450 abgeschlossene Abonnements verbuchen. Die Einnahmen liegen jedoch nach wie vor knapp unter dem Niveau der letzten Saison vor der Corona Pandemie.

Die durchschnittliche Auslastung des Mozartsaals bei den bisherigen sechs Akademiekonzerten lag bei 76,29%. Besonders gut besucht war das 6. Akademiekonzert mit 87%. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese erfreuliche Tendenz auch in den kommenden Konzerten fortsetzt.

Die Entwicklung der Publikumsstruktur der MAM macht eine Neugewinnung breiterer Schichten notwendig. Diese ist nur mit zusätzlichen finanziellen Aufwendungen möglich. Hinzu kommt die weiter anhaltende inflationsgetriebene Kostenseite, welche die MAM dazu angehalten hat, die Ticketpreise zur neuen Spielzeit anzupassen. Um unsere Abonnent*innen für ihre anhaltende Treue zu belohnen, bleiben die Abopreise 2024/25 jedoch stabil.

Ein besonderer Dank gilt der Stadt Mannheim: die institutionelle Förderung trägt maßgeblich dazu bei, pandemiebedingte Umsatzeinbußen und die anhaltenden Herausforderungen der Inflation zu meistern. Durch die corona-bedingten Rückstellungen aus Ticketverkäufen trägt der Verein weiterhin ein negatives Eigenkapital, das noch nicht abgebaut werden konnte. Die noch ausbleibende Auflösung der Rückstellung aus der Spielzeit 2020/21 zum 1.5.2025 sollte, sofern die Entwicklung positiv bleibt, eine Rückkehr zu einer stabilen finanziellen Lage erlauben.