Ludwigshafen, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Spielplanpräsentation 2025/26, IOCO

Mit einer sensationellen Auslastung von 99 % startet die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in die neue Spielzeit.

Ludwigshafen, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Spielplanpräsentation 2025/26, IOCO
v.l.n.r. Beat Fehlmann, Michael Francis, Dr. Jürgen Hardeck © Uschi Reifenberg

von Uschi Reifenberg

Pressekonferenz am 6.05.25 im Foyer der Staatsphilharmonie

Saisonvorstellung 2025/26 der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Dieser wehmütige Gedanke streift einen, wenn Noch-Intendant Beat Fehlmann die neue Saison der Staatsphilharmonie 25/26 vorstellt, denn er verlässt Ludwigshafen zum 1. September '25, um die Leitung der Musikakademie in Lichtenstein zu übernehmen. Chefdirigent Michael Francis war der Konferenz aus Florida zugeschaltet und erläuterte die „Chefkonzerte“ unter seiner Leitung. Mit einer sensationellen Auslastung von 99 % startet die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in die neue Spielzeit, ein Ergebnis, wovon andere Konzerthäuser nur träumen können. Denn nicht nur Beat Fehlmann ist stolz auf diese Erfolgsmeldungen, auch Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck lobte die musikalische Botschafterin von Rheinland-Pfalz in den höchsten Tönen und bescheinigt dem Duo Michael Francis, Chefdirigent und Beat Fehlmann ein außergewöhnlich glückhaftes Zusammenwirken seit 2018. „Musik zu Menschen zu bringen und unser Publikum nachhaltig zu begeistern“ ist eines der vordersten Anliegen des Intendanten, der mit zukunftsweisenden und außergewöhnlichen Projekten das Orchester vorangebracht und zu einer maßgeblichen Konstante im Land entwickelt hat. Das „Kerngeschäft des Orchesters, die Kultur in der Region zu verankern, den Weg zum gemeinsamen Musikerleben zu ermöglichen“ ist Fehlmann durch innovative und vielseitige Konzepte gelungen, die sich nicht nur durch höchste Qualität auszeichnen, sondern auch neue Zielgruppen ansprechen und jeden mitnehmen wollen. Das Motto der kommenden Spielzeit: „Für Dich haben wir immer einen Platz“ verweist auf die anhaltend hohe Publikumsnachfrage in sämtlichen Bereichen. Als Reaktion auf die starke Auslastung wird das Konzertangebot in Ludwigshafen erweitert. Neben der etablierten Reihe im Pfalzbau führt die Staatsphilharmonie in der kommenden Spielzeit eine zusätzliche Abo-Reihe mit fünf Konzerten ein. Drei der fünf Freitagskonzerte werden sonntags um 11 Uhr wiederholt. Ergänzt wird die neue Reihe durch zwei zusätzliche Konzerte am Donnerstagabend um 19:30 Uhr, die eine eigene Programmatik verfolgen. Im Mittelpunkt stehen hier die Mahler-Sinfonien Sechs und Vier. Beat Fehlmann: Mit dem neuen Abonnement setzen wir einen bedeutenden Impuls für das Kulturleben in Ludwigshafen. Während vielerorts die Zahl der Konzerte reduziert wird, schaffen wir ein Gegengewicht - eine konträre Entwicklung, die zeigt, wie erfolgreich unser Ansatz der Nähe und Beziehung zum Publikum ist. Es ist ein starkes Zeichen, wie sehr sich unser Publikum mit der Staatsphilharmonie verbunden fühlt. In der Spielzeit 25–26 dirigiert Chefdirigent Michael Francis 25  Konzerte. Dabei ist er nicht nur bei den Abonnement-Konzerten in Mannheim und Ludwigshafen präsent, sondern auch in den Partnerstädten von Mainz bis Wörth und von Kaiserslautern bis Speyer. Das Gesamt-Programm umfasst 91 Eigenveranstaltungen sowie 70 Gastkonzerte – darunter Tourneetermine, miteinem starken Fokus auf die musikalische Bildung, mit insgesamt 65 Konzerten für Kinder und Familien. In ihrer künstlerischen Ausrichtung hat sich die Staatsphilharmonie 25/26  nochmals erweitert: Mit dem international renommierten Musiker Julian Rachlin ist erstmals ein Artistic Partner fest an das Orchester gebunden. In insgesamt 15 Konzerten prägt er die Saison mit unterschiedlichen Rollen und Programmen – als Solist, Dirigent und künstlerischer Impulsgeber. Die Programme, die unter seiner Mitwirkung entstehen, spiegeln seine künstlerische Vielseitigkeit und interpretatorische Tiefe wider. In den Konzerten ist Rachlin sowohl als Solist an der Violine, als Dirigent als auch in Doppelfunktion auf dem Podium präsent. Dabei reicht die Spannweite der Werke von der Klassik bis zur Spätromantik. Auch Kooperationen mit weiteren Solist*innen sowie ein interdisziplinäres Projekt mit einer Tanzkompanie sind Teil dieser künstlerischen Zusammenarbeit.

Beat Fehlmann © Francesco Futterer

Bestehende Abonnement-Reihen:

Mannheim und Ludwigshafen
Die Abonnement-Konzerte in Ludwigshafen bieten in der Spielzeit 25–26 eine ausgewogene Kombination aus bekannten sinfonischen Werken, Repertoire-Raritäten und programmatischen Entdeckungen. In der etablierten Freitagsreihe erklingen u. a. Mussorgskys „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“, Martinůs Konzert für Violine und Klavier, Dvořáks 5.Sinfonie, Werke von Ravel, Szymanowski, Strawinsky und die „Lemminkäinen-Suite“ von Sibelius. Höhepunkte sind außerdem Richard Strauss’ „Ein Heldenleben“ sowie ein Preisträgerkonzert in Kooperation mit der GRADUS International Piano Academy Mainz. Raphaela Gromes interpretiert Maria Herz'Cellokonzert, das gemeinsam mit Mahlers Erster Sinfonie auf dem Programm steht. Die Abonnement-Konzerte in Mannheim spiegeln das breite Spektrum sinfonischer Musik bis ins 21. Jahrhundert wider. Die Reihe bringt sowohl sinfonische Hauptwerke wie Tschaikowskys Vierte und Erste Sinfonie oder Borodins Polowetzer Tänze zur Aufführung als auch selten zu hörende Werke und Neuentdeckungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in dieser Saison auf Werken von Komponistinnen: Die französisch-irische Komponistin Augusta Holmès, die im ausgehenden 19. Jahrhundert mit großen Orchesterwerken hervortrat, ist mit ihrer sinfonischen Dichtung „Irlande“ vertreten. Die britische Komponistin Rachel Portman, international bekannt durch ihre preisgekrönten Filmmusiken und als erste Frau mit einem Oscar für Filmmusik ausgezeichnet, ist mit ihrem Violinkonzert „Tipping Points“ zu erleben. Einen weiteren Akzent setzt Clarice Assad, Komponistin, Sängerin und Pianistin aus Brasilien, mit ihrer farbenreichen und genreübergreifenden „Ode to Carmen Miranda“. Ergänzt wird dieser Fokus durch eine Uraufführung des Klavierkonzerts „Jagged Ladder“ von Sidney Corbett, das mit klanglicher Dichte und expressiver Struktur das zeitgenössische Repertoire bereichert. Künstlerisch geprägt wird die Reihe u. a. durch Dirigenten wie Sylvain Cambreling, David Reiland, Giuseppe Mengoli und Michael Francis. Solistische Gäste sind u. a. Nadège Rochat (Violoncello), Rafael Aguirre (Gitarre), Niklas Liepe (Violine) sowie Severin von Eckardstein (Klavier). Den glanzvollen Abschluss der Mannheimer Reihe bildet Carl Orffs „Carmina Burana“, aufgeführt in Zusammenarbeit mit dem Bachchor Mainz. Die Kooperation mit einem der profiliertesten Chöre des Landes verbindet zwei traditionsreiche Klangkörper und steht zugleich für die gewachsene partnerschaftliche Zusammenarbeit überregionaler musikalischer Institutionen.

Festivals und Gastspiele
Zum Auftakt der Saison präsentiert die Staatsphilharmonie vom 7. bis 18. September 2025 die 13. Ausgabe des Festivals Modern Times mit Veranstaltungen in Freinsheim und Ludwigshafen. Die Reihe widmet sich erneut der Musik des frühen 20. Jahrhunderts – jener Zeit, in der das Orchester gegründet wurde – und wird von Chefdirigent Michael Francis geleitet. Beim Musikfest Speyer stehen vom 1. bis 5. Juli Werke von Joseph Haydn im Mittelpunkt. Der Komponist wird aus verschiedenen stilistischen und ästhetischen Perspektiven beleuchtet, wobei das Festival erneut klassische Aufführungspraxis mit zeitgemäßen Programmideen verbindet. Der Pianist Joseph Moog wird das Musikfest auch in diesem Jahr als Artist in Residence begleiten, dieses Mal im Trilog mit Solisten aus den eigenen Reihen. In der Saison 25–26 unterstreicht die Staatsphilharmonie ihre Rolle als musikalische Botschafterin von Rheinland-Pfalz mit einem Konzert im Conservatorio di Milano. Nach den Gastspielen der Vorjahre ist das Orchester 2025 bereits zum dritten Mal in Mailand zu erleben – Ausdruck einer sich verstetigenden Partnerschaft mit einem renommierten europäischen Haus. Über das Konzert in Italien hinaus ist die Staatsphilharmonie auch bundesweit präsent. Neben den etablierten Partnerstädten in Rheinland-Pfalz gastiert das Orchester in der neuen Spielzeit unter anderem in Coesfeld (Konzerttheater), Marburg (Hessisches Landestheater), Bad Vilbel (Stadthalle Vilco), Frankfurt (Alte Oper), Aschaffenburg (Stadthalle am Schloss), Nürnberg(Meistersingerhalle) und Bietigheim-Bissingen (Kronensaal)– mit Programmen, die ein breites musikalisches Spektrum abbilden. In Coesfeld beispielsweise interpretiert die gefeierte Anastasia Kobekina das Cellokonzert von Edward Elgar, ergänzt durch Mahlers Vierte Sinfonie. In der Alten Oper Frankfurt ist die Staatsphilharmonie mit einem genreübergreifenden Projekt zu erleben: Nils Landgren (Posaune und Gesang) trifft auf Joel Lyssarides, Lars Danielsson und Robert Ikiz – ein Abend an der Schnittstelle von Jazz, Klassik und Improvisation, dirigiert von Clark Rundell.

Michael Francis © feliXbroede

Engagement
Musik auch jenseits etablierter Konzertformate in der Gesellschaft zu verankern, gehört zum Selbstverständnis der Staatsphilharmonie. Der Öffnungsprozess des Orchesters umfasst Bildungsprojekte, Diversitätsentwicklung, transkulturelle Initiativen und nachhaltiges Handeln. Ein zentrales Element ist die Ernst-Boehe-Akademie, die sich bundesweit durch ihren einmaligen Fokus auf die Ausbildung zukünftiger Führungspersönlichkeiten im Orchester auszeichnet. Ergänzt wird dieses Ausbildungsangebot durch die Transkulturelle Orchesterakademie, die im Rahmen des Bundesprogramms „Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland“ gefördert wird. Mit dem transkulturellen Ensemble Colourage hat die Staatsphilharmonie zudem einen Klangkörper entwickelt, auf dem sich Musiker*innen aus verschiedenen Kulturräumen begegnen und gemeinsam künstlerisch arbeiten – jenseits klassischer Besetzungs- und Repertoiregrenzen. Ferner setzt das Orchester gezielt auf ökologische Verantwortung: Die Initiative „Cleaning Birds“, von Orchestermitgliedern ins Leben gerufen, engagiert sich regelmäßig bei Müllsammelaktionen in Ludwigshafen und der Region. Außerdem ist die Staatsphilharmonie Teil der bundesweiten Bewegung „Orchester des Wandels“, die sich für den Umwelt- und Klimaschutz innerhalb des Musikbetriebs starkmacht.

Konzertformate für Stadt und Gesellschaft
Am 21. September lädt die Staatsphilharmonie ab 11.00 Uhr zum Tag der offenen Tür in die Staatsphilharmonie ein. Bei freiem Eintritt erwartet die Besucherinnen ein familiengerechtes Programm sowie die Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit den Musikerinnen. Im Laufe der Spielzeit setzt die Staatsphilharmonie auf ein vielseitiges Konzertangebot, das gezielt neue Zielgruppen anspricht und sich durch Kooperationen, interkulturelle Perspektiven und experimentelle Formate auszeichnet. Die Reihe Ad. Agio bringt erneut unterschiedliche kulturelle Traditionen im Konzertsaal zusammen. Bei den Metropolkonzerten steht die Vielfalt der Region im Mittelpunkt - das Orchester teilt sich die Bühne mit wechselnden Gästen aus der Metropol Region Rhein-Neckar. Den Auftakt der Reihe markiert ein besonderes Konzert, das die Staatsphilharmonie gemeinsam mit dem türkischen Musiker, Komponisten und Schriftsteller Zülfü Livaneli bestreitet, der seit Jahrzehnten zu den bedeutendsten Künstlern seines Landes gehört. Fortgeführt wird auch die Reihe „Musik für alle“ des Pianisten Kai Adomeit, die sich in den vergangenen Jahren als fester Bestandteil des Spielplans etabliert hat. Neu hinzu kommt das Konzertlabor, ein Format, das aus dem internen Modellprojekt hervorgegangen ist. Beim Konzertlabor loten Mitglieder des Orchesters und der Staatsphilharmonie gemeinsam experimentelle Zugänge aus – mit besonderem Interesse an zeitgenössischer Musik und alternativen Präsentationsformen. Im Jahresverlauf präsentiert die Staatsphilharmonie darüber hinaus mehrere besondere Konzertabende: ein Weihnachtskonzert in Kooperation mit der Bürgerstiftung Ludwigshafen, das traditionelle Neujahrskonzert sowie ein Filmmusik-Konzert, das Klangwelten aus der Welt des Kinos aufgreift und sich an ein breites Publikum richtet.

Digitales
Seit Februar 2025 ist die Staatsphilharmonie Teil der renommierten Videostreaming-Plattform symphony.live. Diese Zusammenarbeit markiert einen wichtigen Schritt in der digitalen Entwicklung und öffnet dem Orchester den Weg zu einem weltweiten Publikum. Ebenso verlängert die Staatsphilharmonie mit ihren vielfältigen digitalen Angeboten die Begeisterung für Musik im  virtuellen Raum: Die vielfach ausgezeichnete Webseite www.junge-klassik.de ist auf Englisch, Spanisch und Mandarin verfügbar. Über www.perspektive- können Musikbegeisterte mithilfe von 360°-Kameratechnik verschiedene Perspektiven einnehmen und so auch den akustischen Höreindruck variieren. Die digitale Chronik, die Webseite www.staatsphilharmoniker.de, digitale Probenbesuche und Klassenzimmer sowie zwei Podcast-Reihen komplettieren das umfassende Online-Angebot der Staatsphilharmonie.

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Hamburg, Staatsoper, "PIQUE DAME", Tschaikowsky, 3. Mai 2025

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Peter Tschaikowskys (1840-1893) Oper „Pique Dame“ ist eine faszinierende und tiefgründige musikalische Adaption des gleichnamigen Romans von Alexander Puschkin. Ein beispielhaftes Werk russischer Opernkunst, welches durch seine musikalische Schönheit und seine intensiven Charakterstudien besticht. „Pique Dame“ zählt neben seinem „Eugen Onegin“ und seinen Balletten „Schwanensee“ und „Der Nussknacker“ zu den

By Wolfgang Schmitt