Lübeck, Theater Lübeck, DIE LUSTIGE WITWE - Franz Lehar, IOCO
De bekannteste, erfolgreichste und am häufigsten aufgeführte Operette von Franz Lehar ist Die Lustige Witwe. Mit diesem unverwüstlichen Werk eröffnete nun das Lübecker Theater die neue Opernsaison 2024-25.
von Wolfgang Schmitt
Etwa 40 Operetten hat Franz Lehar (1870-1948) geschrieben, darunter so wunderbare Werke wie Land des Lächelns, Der Zarewitsch, Zigeunerliebe, Giuditta, Der Graf von Luxemburg, oder Paganini. Seine bekannteste, erfolgreichste und am häufigsten aufgeführte Operette ist jedoch Die Lustige Witwe. Mit diesem unverwüstlichen Werk eröffnete nun das Lübecker Theater die neue Opernsaison 2024-25.
Der Lübecker GMD Stefan Vladar ist gebürtiger Wiener, und so ließ er es sich auch nicht nehmen, diese „Wiener Operette“ als Eröffnungspremiere selbst zu dirigieren. Mit seinem Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck präsentierte er die klangliche Farbigkeit von Lehars herrlich orchestrierter Partitur, die sowohl Wiener Walzerseligkeit als auch balkanische Klänge und französische Raffinesse in sich vereint und er diese durchaus faszinierende Mischung mit großartiger Präzision und Intensität herausstreichen konnte. Ihm, seinem Orchester sowie seinen Solisten ist letztendlich der Erfolg dieser Neuinszenierung zu verdanken.
In der Titelpartie brillierte Evmorfia Metaxaki mit ihrem großen, warm timbrierten lyrischen Sopran und ihrer überaus charmanten, intensiven Darstellung dieser zu ungeahntem Reichtum gekommenen jungen Witwe Hanna Glawari. Sowohl mit ihrem verführerisch-kokett vorgetragenen Auftrittslied „Hab' in Paris mich noch nicht ganz so akklimatisiert“ in ersten Akt als auch mit dem gefühlvollen „Vilja-Lied“ im zweiten Akt setzte sie die jeweiligen Glanzpunkte.
Kostümiert zunächst bei ihrem Eingangs-Auftritt in einer eleganten schwarzen Robe (entworfen von Yvonne Forster), sodann im Reiter-Look mit Stiefeln und schwingender Reitpeitsche, schließlich im opulenten rot schimmernden Abendkleid, so war sie in jedem Akt und in jeder ihrer Szenen der Blickfang und eine prachtvolle Augenweide.
In Erwin Belakowitsch hatte sie einen fesch aussehenden, schauspielerisch versierten Graf Danilo, der sich allerdings mit seinem wenig ausdrucksstarken Bariton viel zu oft in reinen Sprechgesang flüchtete und mit teilweise unschönen Vokalverfärbungen aufwartete.
Steffen Kubach bewährte sich wieder einmal in der erheiternd komödiantischen Partie des Gesandten Baron Mirko Zeta, während seine Gattin Valencienne, Andrea Stadel in hellblauer Abendrobe, die „anständige Frau“ mit einer Schwäche für den Marquis Camille de Rosillon sowohl stimmlich mit ihrem klangvollem lyrischen Sopran als auch in ihrer temperamentvollen Darstellung gefiel. Dieser charmante Marquis de Rosillon war Noah Schaul, dessen an sich gut geführter lyrischer Tenor in der Höhe jedoch allzu offen klang.
Ein humoristisches Duo waren Vicomte de Cascada (Yong-Ho Choi) und Raoul de St. Brioche (Tomasz Mysliwiec). Auch die amüsanten Statistenrollen des eifersüchtigen Ehemannes und seiner vermeintlich untreuen Ehefrau Olga (Thomas Stückemann und Ina Heise), die sich durch die Handlung ziehen, sollen nicht unerwähnt bleiben.
Das von Jens Kilian entworfene Bühnenbild war schlicht gehalten: ein großer dunkler Raum mit abgerundeter Rückwand aus Spiegeln und Türen. Im dritten Akt wird der Nachbau des „Maxim“ mit kleiner Bühne von hinten vorgefahren, auf der sich die sechs „Grisetten“ tummeln – sechs bunt gekleidete bärtige langhaarige Männer – und auch Valencienne ihren Auftritt im Frack und mit Bart zu absolvieren hatte.
Im zweiten Akt ist die Bühne mit knapp zwei Dutzend Waschmaschinen ausgestattet, denn bei Regisseur Bruno Klimek soll Hanna Glawari die Besitzerin einen Waschsalons mit einer sich anschließenden Sauna sein. Auf was für merkwürdige Ideen manche Regisseure kommen ist schon erstaunlich. Jedenfalls wird dieser Waschsalon von Männern in Kitteln und Kopftüchern mit Schrubbern und Feudeln bevölkert sowie von Frauen in Abendkleidern. Hinter den Waschmaschinen geht es dann 'zur Sache', und aus den Waschtrommeln werden danach kleine Babypuppen entnommen.
Hanna Glawari erscheint im Reitkostüm mit Stiefeln und Reitpeitsche, nimmt Danilo den Hosengürtel ab, und auch die anderen Männer in dieser Szene, ihrer Gürtel und Hosenträger beraubt, stehen nun mit heruntergelassenen Hosen da. Es sollte wohl witzig sein, gezündet hatte dieser „Gag“ jedoch nicht wirklich.
Immerhin gab es in diesem Akt eine von Kati Heidebrecht entwickelte, gekonnt vorgetragene Choreographie, die den Zuschauer für diese Albernheit ein wenig entschädigte.
Und so blieb in erster Linie die wunderbare musikalische Seite, die an diesem Abend wieder einmal einen brillanten Eindruck hinterließ.
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