Hamburg, Staatsoper, L'ELISIR D'AMORE, G. Donizetti, IOCO

Hamburg, Staatsoper, L'ELISIR D'AMORE, G. Donizetti, IOCO
Ensemble ©Wolfgang Radtke

Noch immer ist dieser „Liebestrank“ eine der schönsten und wohl auch erfolgreichsten Inszenierungen im umfangreichen Repertoire der Hamburgischen Staatsoper. Seit mittlerweile 50 Spielzeiten hält sich diese vergnügliche Opera buffa von Gaetano Donizetti im Spielplan, und die jetzt besuchte Vorstellung war die 175ste.

Die Premiere damals in der Spielzeit 1976-77 in der Regie des Großmeisters Jean-Pierre Ponnelle, der ebenfalls das wunderschöne Bühnenbild eines verträumten Dorf-Idylls in der Toscana entworfen hatte, wies große Namen auf wie Mirella Freni, Luciano Pavarotti, Giuseppe Taddei und Bernd Weikl, die musikalische Leitung hatte Reynald Giovaninetti.

In der jetzigen Wiederaufnahme bot Hamburgs neuer GMD Omer Meir Wellber mit seinem Philharmonischen Orchester gleich von der Ouvertüre an einen authentischen Donizetti mit viel Schwung und Tempo, ganz im Einklang mit dem turbulenten Bühnengeschehen, und ließ die vielen eingängigen Melodien der Oper lebhaft funkeln. Auch der von Christian Günther exzellent einstudierte Staatsopern-Chor war nicht nur gesanglich, sondern auch szenisch voll auf der Höhe und erfüllte seine von der Regie geforderten mannigfachen Aufgaben perfekt.

GMD Omer Meir Wellber mit Solisten und Chor ©Wolfgang Radtke

Solistisch war dieser Abend durchaus beglückend mit den neuen Besetzungen sämtlicher Partien.

Nino Machaidze war die elegante, noble Gutsbesitzerin Adina in cremefarbenem Kleid, darstellerisch die gesamte Bandbreite von neckischer Koketterie bis zu resoluter Raffiniertheit voll auskostend. Mit ihrem klangvollen, edel timbrierten und virtuos eingesetztem lyrisch-jugendlichen Sopran ist sie noch immer in der Lage, auch komplizierte Koloraturen souverän abzuspulen.

Nino Machaidze ©Wolfgang Radtke

Eine wunderbar treffende Studie des schüchternen, liebenswerten Bauern Nemorino lieferte René Barbera. Von etwas kleiner molliger Statur, herrlich linkisch in der Art und Weise, wie er Adina anhimmelt und später nach reichlich Alkoholgenuß allmählich seine Hemmungen verliert, war er ein origineller, dezent komischer Darsteller, dem man einfach alle Sympathien entgegenbringen mußte. Darüber hinaus verfügt er über eine ebenmässig geführte Tenorstimme, weich phrasierend mit viel lyrischem Schmelz. Seine sanft und gefühlvoll vorgetragene Arie „Una furtiva lagrima“ bescherte ihm dann auch die Ovationen des Publikums.

René Barbera ©Wolfgang Radtke

Nicholas Mogg war ein eher fröhlicher, jungenhafter Sergeant Belcore ohne machomäßiges Gehabe und autoritäres Auftreten, auch nicht übertrieben eitel sich präsentierend trotz seiner schneidigen weißen Uniform. Seinen klangschönen lyrischen Bariton mit gut ansprechender Höhe setzte er kraftvoll ein und machte insbesondere seine Anwerbungsszene mit Nemorino, „Venti scudi“, zu einem sängerischen und szenischen Highlight.

Nicholas Mogg ©Wolfgang Radtke

In der Bass-Buffo-Partie des Quacksalbers Dulcamara konnte Erwin Schrott seine komödiantische und ungemein humorvolle Seite wieder einmal unter Beweis stellen. Gleich mit seiner amüsanten Auftrittsarie „Udite, udite o rustici“ zog er das Publikum auf seine Seite, wenn er auf seiner bunten Pferdekutsche sitzend den staunenden Dorfbewohnern seine zahlreichen Allheilmittel aufschwatzt. Auch stimmlich war er an diesem Abend mit seinem klangschönen und intonationssicheren sonorem Bass durchaus überzeugend. Sein fröhliches Duett mit Adina im zweiten Akt, „Io son ricco e tu sei bella“, von beiden auf einem langen Tisch agierend gesungen, war auch an diesem Abend wieder ein heiterer Glanzpunkt.

Erwin Schrott ©Wolfgang Radtke

Als Giannetta debütierte Mariana Poltorak, ein neues Mitglied im im Internationalen Opernstudio der Staatsoper.

Schlußapplaus ©Wolfgang Radtke

Langen begeisterten Applaus gab es am Ende fürs hochkarätige Ensemble und natürlich für Jean-Pierre Ponnelles wunderbar anzuschauende Produktion.

Read more