Hamburg, Hamburger Kammeroper, ORPHEUS IN DER UNTERWELT - J. Offenbach

Eigentlich ist die Operette noch immer ein Stiefkind bei den Hamburger Kulturangeboten, umso erfreulicher ist es, daß die Hamburger Kammeroper für diese Spielzeit Jacques Offenbachs Orpheus in der Unterwelt auf den Spielplan gesetzt hatte,

Hamburg, Hamburger Kammeroper, ORPHEUS IN DER UNTERWELT - J. Offenbach
Allee Theater Hamburg / Kammeroper und Theater für Kinder © Dr Joachim Flügel

- AUF ZUM  HÖLLEN-CAN-CAN -

von Wolfgang Schmitt

Jacques Offenbach Grab in Montmartre, Paris c IOCO

Eigentlich ist die Operette noch immer ein Stiefkind bei den Hamburger Kulturangeboten, umso erfreulicher ist es, daß die Hamburger Kammeroper für die laufende Spielzeit Jacques Offenbachs 1858 komponierte Opéra bouffe Orpheus in der Unterwelt als Neuninszenierung auf den Spielplan gesetzt hatte, und man durfte gespannt sein, wie diese herrliche Persiflage auf die griechische Sage von Orpheus und Eurydike am Hamburger Allee-Theater ausfallen würde. Enttäuscht wurde man keineswegs, denn was sich Regisseur Marius Adam am 15. Dezember an originellen Einfällen mit wunderbarer Situationskomik und erotischem Prickeln ausgedacht hatte, übertraf alle Erwartungen. Premiere 15.12.2023: In Teamarbeit mit seiner Ausstatterin Kathrin Kegler, deren geschmackvolles, fröhliches Bühnenbild im ersten Teil, sowie später in mystischem Dunkelrot für die Unterwelt gehalten, wunderschön anzusehen war, und der Kostümbildnerin Lisa Überbacher, die die Protagonisten mit überaus phantasievollen, mehr oder weniger knappen Outfits bekleidet hatte, wurde in etwas über zwei Stunden die reinste „Offenbachiade“ präsentiert, ein wahres Feuerwerk an Spritzigkeit, Frohsinn und Heiterkeit, gepaart mit Witz, Gags, Ironie, flirrender Erotik und dem stets gegenwärtigen Augenzwinkern.

Kammeroper / Orpheus in der Unterwelt hier Anne Elizabeth Sorbara/Eurydike, Edilson Silva Junior/Pluto - Copyright Joachim Flügel

Gleich zu Beginn der Ouvertüre mit dem virtuosen Violinsolo sehen wir das mittlerweile von ihrer Ehe ermüdete Paar: Am rechten Bühnenrand der elegant im Frack gekleidete Orpheus und  seine Violine, wie er mit dem Geigenbogen seine derzeitige Geliebte Chloé streichelt, während Eurydike gelangweilt und lasziv in rosa Reizwäsche und Strapsen auf einer grünen Wiese mit Pflanzen und Ranken gebettet liegt, bis Aristeus in Pizzabäcker-Look vorbeikommt, sich als Pluto, Gott der Unterwelt, entpuppt und sie mit sich in sein Reich herabnimmt.

Was Marius Adam mit seinem durchweg ausgezeichneten Ensemble an ausgefeilter Personenregie vollbrachte, ließ den staunenden Betrachter Bewunderung zollen für diese Leistungen an darstellerischem und auch tänzerischem Können, und hier insbesondere auch beim perfekt choreographierten, schmissigen Höllen-Can-Can.

Auch stimmlich ließen die Sänger keine Wünsche offen, und