Hamburg, Hamburger Kammeroper, FAUST - Charles Gounod, IOCO Kritik, 23.11.2022
FAUST - Charles Gounod
- wunderbare Produktion - Franka Kraneis, Stian Okland ...... -
von Wolfgang Schmitt
Mit Charles Gounods Faust in der ambitionierten Inszenierung des spanischen Regisseurs Alfonso Romero Mora startete die Hamburger Kammeroper in die Spielzeit 2022-23. IOCO berichtete über die Premiere am 7. Oktober 2022. Nach 17 Vorstellungen ist Faust an der Kammeroper nun bedauerlicherweise nicht mehr auf dem Spielplan.
Das kleine Kammerorchester unter der kompetenten, einfühlsamen Leitung von Ettore Prandi musizierte hingebungsvoll und detailreich durch die verschlankte Partitur, ließ Gounods facettenreiche Musik in französischer Eleganz filigran und poetisch strömen, blieb aber auch in den zupackenden, dramatischen Momenten herrlich kompakt und perfekt ausbalanciert.
Die Margarethe gestaltete an diesem Abend Franka Kraneis mit ihrem klangschönen, in allen Lagen intonationssicher geführtem Sopran. Das Lied vom "König in Thule" klang zart und melancholisch, und die Juwelenarie war von glanzvoller, perlender Brillianz. Auch darstellerisch war sie intensiv und konnte sich noch merklich steigern bis hin zum fulminanten Finale, in dem sie Mephisto um seinen von ihm erwarteten Triumph brachte.
Den hoffnungslos verliebten Siebel sang jetzt Luca Festner mit angenehm timbrierten Tenor, den er insbesondere in seiner Blumenarie zur Geltung bringen konnte.
Stian Okland hat sich den Faust seit der Premiere noch mehr zu eigen gemacht, darstellerisch kommt er zunehmend aus sich heraus und stimmlich wirkt sein Tenor kräftiger, sicherer, und in der Höhe noch eine Spur leuchtender.
Titus Witt nahm man wieder einmal die Freude ab, mit der er sich in seine Partien hineinkniet, so auch hier bei seinem Mephisto, den er komödiantisch bis ironisch anlegte, doch auch die Bösartigkeit und Gefährlichkeit dieser Partie konnte er treffend umsetzen.. Unterstrichen wurde die Vielseitigkeit seines Mephisto noch durch seine diversen Kostümierungen, so trug er beim triumphierend vorgetragenen Rondo vom Goldenen Kalb einen Leopardenmantel, später ein Leder-Outfit, um am Ende in die Verkleidung eines Pfarrers zu schlüpfen (Kostümentwürfe und Bühnenausstattung von Jürgen Kirner).
Den Valentin sang Cairan Ryan in olivgrüner Soldatenuniform mit kräftigem Bariton, den er gleich zu Beginn in seiner Abschiedsarie zur Geltung brachte. Darstellerisch zeichnete er ein beklemmendes Portrait von Margarethes besorgten beschützenden Bruder bis hin zum brutalen Schläger, der seine Schwester aufgrund ihrer „Verfehlung“ mit dem Gürtel prügelt.
Susanne Lichtenberg als humor- und temperamentvolle Martha Schwerdtlein mit hellem Mezzosopran und Lucas Anton in der kleinen Baritonpartie des Wagner ergänzten das hervorragend singende und spielende Ensemble.
Es ist immer wieder beglückend zu erleben, wie ein eher kleines Theater wie die Hamburger Kammeroper sich auch an größere Werke der Opernliteratur, wie in diesem Falle Gounods Faust, herantraut und wie es derart grandios auf dieser Bühne präsentiert wird.
---| IOCO Kritik Allee Theater Hamburg |---
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