Hamburg, Elbphilharmonie, rosalie - eperimentelle Licht- und Raumkunstwerke, IOCO Aktuell, 15.06.2017

Hamburg, Elbphilharmonie, rosalie - eperimentelle Licht- und Raumkunstwerke, IOCO Aktuell, 15.06.2017

Elbphilharmonie Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg / Lasershow zur Eröffnung © Ralph Lehmann
Elbphilharmonie Hamburg / Lasershow zur Eröffnung © Ralph Lehmann

Trauer um rosalie

Von IOCO / DOR

Noch im April 2017 schrieb IOCO zu rosalie und ihrem Werk zu Mahlers Achter Sinfonie, der Sinfonie der Tausend in der Elbphilharmonie: "Eliahu Inbal, das Philharmonische Staatsorchester Hamburg, der Chor der Hamburgischen Staatsoper, die Hamburger Alsterspatzen, der Chor Latvija und namhafte Solisten tauchen die Elbphilharmonie in ein musikalisches Feuerwerk, optisch unterstützt durch die Lichtskulpturen von rosalie. Die Stuttgarter Lichtkünstlerin, die schon Wagners Ring in  Bayreuth ins "rechte Licht" setzte und Hamburgs Staatsopernfassade mit einer Lichtinstallation versah, hat nun dem Konzert noch eine weitere, visuelle Ebene hinzufügt. Nach eineinhalbjähriger Beschäftigung mit dem Thema entwickelte sie ihr Konzept. An sieben von der Decke des Großen Saals der Elbphilharmonie Hamburg hängenden beleuchteten Stelen, die Kirchenfenstern gleichen, inszeniert sie die Kunst-Grenzen des Endlich-Unendlichen. Man kann es verstehen als eine Art ästhetische Reflexion von Mahlers Licht-Ton-Welt. Es sollen höhere Koinzidenzen von Licht- und Musikwelten entstehen. Ein utopischer Präsens "tausend, dann abertausendfach", von dem man sagen kann: Hamburg leuchtet !"

rosalie, bürgerlich Gudrun Müller, 1953 - 2017, war eine überaus erfolgreiche Künstlerin mit neuartigen, phantasivollen wie experimentellen Raum-, Licht- und Figurenkonzepten. Auch war als Malerin, Installationskünstlerin und Bildhauerin tätig. Als Bühnen- und Kostümbildnerin wirkte sie an den großen Musiktheatern Deutschlands. Am 12. Juni 2017 verstarg rosalie im Alter von 64 Jahren in Stuttgart.

Auch das Ballett am Rhein und die Deutsche Oper am Rhein trauern um die Stuttgarter Künstlerin rosalie. Eine langjährige Zusammenarbeit verband rosalie auch mit Martin Schläpfer, Künstlerischer Direktor und Chefchoreograph des Balletts am Rhein. Seit 2006 pflegten beide eine enge künstlerische Partnerschaft. Zuletzt arbeiteten sie 2014 bei der Uraufführung DEEP FIELD in Düsseldorf zusammen.

„Den Hauch einer Luft von einem anderen Planeten“ wollte sie „zum freien Schweben bringen“ und kreierte eine durch eine Videolichtinstallation zum Leben erweckte Raumskulptur als in faszinierenden Farben schillernde Chiffre für Samuel Becketts „unaussprechliches Heim“, das durch Morton Feldman zu Musik und durch Martin Schläpfer mit dem Ballett am Rhein in der Premiere von NEITHER zu Tanz geworden war. Die Räume, die sie für die Theaterbühne schuf, waren nie einfach nur Räume, es waren Universen, die den Betrachter in ungeahnte Welten entführten. Eine Skulptur, monumental und zugleich äußerst amorph wie ein poröses Gestein, durchspannte auch den Bühnenraum zu DEEP FIELDMartin Schläpfers abendfüllendes Tanzstück zu einer Auftragskomposition von Adriana Hölszky, mit dem Ballett am Rhein uraufgeführt im Mai 2014: Erdschichten türmten sich auf wie die Plattenverschiebungen verschiedener Kontinente und im nächsten Moment schien ein überdimensionales Geisterschiff über die Bühne zu schweben.

Ballett am Rhein Duesseldorf / b_04 NEITHER © Gert Weigelt
Ballett am Rhein Duesseldorf / b_04 NEITHER © Gert Weigelt

Seit ihrem ersten gemeinsamen Werk Gota de Luz auf Beethovens 7. Sinfonie für das ballettmainz im Jahre 2006 verband Martin Schläpfer mit rosalie eine enge künstlerische Partnerschaft. Die Zusammenarbeit mit rosalie glich einer Expedition. Sie liebte die noch nicht ausgetretenen Pfade, Wege, von denen man noch nicht wusste, wo sie hinführen, Musik, die noch gar komponiert war. Sie war aber auch eine Zauberin, wusste Alltagsgegenstände in Wunderdinge voller Poesie und Schönheit zu verwandeln. Und sie machte sich immer wieder auch neueste Erkenntnisse der Materialforschung zunutze wie etwa in Jean-Philipp Rameaus Castor et Pollux, für die Martin Schläpfer rosalie einmal mehr an die Deutsche Oper am Rhein verpflichtete. Ein riesiges Gebirge aus Kunststoffröhren türmte sie auf, trutziger Olymp und zugleich durchlässige Membran für eine mythische Menschenwelt, in der die ganz großen Grenzüberschreitungen hinein in die Gefilde der Toten und der Götter möglich waren mit den Mitteln der Musik und des Tanzes.

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