Hamburg, Elbphilharmonie, JIMMY WEBB - amerikanische Pop-Legende, IOCO

ELBPHILHARMONIE: Wer kennt sie nicht, seine Songs „Up up and away“, „MacArthur Park“, „By the Time I get to Phoenix“, „Wichita Lineman“, „Didn't we“ oder „Worst that could happen“. Mit diesen und vielen anderen poetischen Liedern erlangte Jimmy Webb Weltruhm ......

Hamburg, Elbphilharmonie, JIMMY WEBB - amerikanische Pop-Legende, IOCO
Elbphilharmonie Hamburg / Lasershow zur Eröffnung © Ralph Lehmann

 von Wolfgang Schmitt

Wer kennt sie nicht, seine Songs „Up up and away“, „MacArthur Park“, „By the Time I get to Phoenix“, „Wichita Lineman“, „Didn't we“ oder „Worst that could happen“. Mit diesen und vielen anderen poetischen Liedern erlangte Jimmy Webb Weltruhm, und er zählt seit den 1960er Jahren neben Burt Bacharach zu den bedeutendsten U.S.-Komponisten anspruchsvoller klassischer  Unterhaltungs-musik des 20. Jahrhunderts.

Weltstars wie Frank Sinatra, Diana Ross, Dusty Springfield oder Barbra Streisand sangen seine Songs, Künstler wie Glen Campbell, Fifth Dimension oder Richard Harris veröffentlichten ganze Alben mit seinen Kompositionen. Auch als Produzent war er tätig: für  Thelma Houston produzierte er ihr Album „Sunshower“, für die Supremes deren 1972er Album mit seinen Songs „5:30 Plane“, „Beyond myself“, „Cheap Lovin'“, „Once in the Morning“ u.a.

JIMMY WEBB in der Elbphilharmonie @ Wolfgang Radtke

Jimmy Webb wurde 1946 in Oklahoma geboren, zog 1964 mit seinen Eltern nach Kalifornien, wo er sein Musikstudium begann und sich so ganz nebenbei als Songwriter versuchte. Gleich seine erste Komposition, ein Weihnachtslied mit dem Titel „My Christmas Tree“, für welches er auch den Text schrieb, wurde ein Erfolg für ihn, denn keine geringeren als die legendären Supremes nahmen dieses Lied für ihr Weihnachts-Album auf.

Doch nicht nur als genialer Komponist, Poet von lyrisch-pathetischen Texten und visionärer Produzent ist er erfolgreich, auch als Interpret seiner eigenen Songs begeistert er sein Publikum, wie er nun am 3. Juni in der Elbphilharmonie bei seinem allerersten Auftritt in Deutschland unter Beweis stellen konnte. Eigentlich war dieses Hamburger Konzert bereits für den 18. März geplant, doch krankheits-halber mußte der Künstler absagen. Doch nun ist er hier, im ausverkauften Kleinen Saal der Elbphilharmonie.

Nach einleitenden Worten und freundlicher Begrüßung des Publikums ging es los mit „The Highwayman“ und „The Moon is a harsh Mistress“, und sogleich demonstrierte er, was für ein phantastischer Pianist er ist. Als einen begnadeten Sänger kann man ihn nicht unbedingt bezeichnen, dazu ist seine Stimme zu nicht wirklich technisch ausgereift und die hohen Töne bereiten ihm einige Probleme, doch für Folk- und Countrymusik reicht es allemal und für die Interpretation seiner eigenen genialen Kompositionen hat er sich seinen eigenen Gesangsstil zurechtgelegt.

JIMMY WEBB in der Elbphilharmonie @ Wolfgang Radtke

Dafür gibt es eben die vielen Weltklasse-Künstler, die aus jedem seiner Songs wahre Kunstwerke gemacht haben.

In charmantem Plauderton berichtete Jimmy Webb im Verlaufe des Abends über seine Familie, über Künstlerkollegen, die ihn inspiriert haben, und auch ein paar lustige Anekdoten über solche, die „good for a laugh“, gut für einen Zwischenapplaus waren.

Nicht ohne Stolz erwähnte Jimmy Webb zwischen den einzelnen Gesangs-nummern, welche zahlreichen Weltstars sich bei seinen Kompositionen bedient haben. Zu den meisten seiner folgenden Songs hatte er eine kleine Geschichte parat, die er zum Besten gab. Wie er 1965 als 19jähriger Teenagaer seinen ersten Job als Arrangeur bei der berühmten schwarzen Plattenfirma Motown bekam, wie dankbar er für diese Chance war und daß man ihn dort als erster Weißer „wie einen Prinzen“ behandelt hatte, und wie seine allererste Komposition, das Weihnachtslied „My Christmas Tree“ sogleich von den renommierten Supremes aufgenommen wurde.

Seine zweite Komposition, „Up up and away“, gesungen von The 5th Dimension, wurde ein Welt-Hit, und von da an ging es stets auswärts mit seinen Erfolgen als Komponist. Besonders dem Country-Sänger Glen Campbell verhalf er zum Weltruhm, ebenso dem berühmten britischen Schauspieler Richard Harris, der mit „MacArthur Park“ die internationalen Hitparaden stürmte.

Auch Art Garfunkel, dessen sängerische Karriere nach der Auflösung des Duos Simon & Garfunkel stagnierte, verhalf er mit dem Song „All I know“ zu neuen Triumphen.

„Do what you gotta do“ wurde in der Interpretation von Nina Simone und besonders von der Soul-Gruppe The Four Tops bekannt, während das hoch emotionale Lied „Didn't we“ von über 170 Künstlern interpretiert wurde.

Mit „Wichita Lineman“ und „MacArthur Park“, letztes mit den großartigen Piano-Passagen, neigte sich das reguläre Programm dem Ende zu. Doch das begeisterte Hamburger Publikum, zum allergrößten Teil Fans jenseits der 50, die bei all diesen gebotenen Songs in seliger Erinnerung an ihre Jugendzeit schwelgten, ließen den Maestro natürlich nicht ohne Zugaben von der Bühne. Und so widmete er seinen dankbaren Zuhörern den Song „That's all I've got to say“ aus dem Film „The last Unicorn“, dessen Filmmusik er 1982 komponierte. Als letzte Zugabe gab es – natürlich - „By the Time I get to Phoenix“, seinem wohl allergrößten Erfolg als Komponist, wenn man bedenkt, daß über 350 Künstler diesen Song gesungen und eingespielt haben.

Im August 2004 feiert Jimmy Webb seinen 78. Geburtstag, und es war einfach ein großartiges Gefühl, diesen herausragenden Komponisten und Künstler noch einmal 'live' auf der Bühne erlebt zu haben.