Hamburg, Allee-Theater/Kammeroper, Die Knef-Story, S. Hippe, IOCO

Hamburg, Allee-Theater/Kammeroper, Die Knef-Story, S. Hippe, IOCO
Hamburger Kammeroper ©Joachim Flügel

Eine der bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts ist zweifellos Hildegard Knef (28. Dezember 1925 – 1. Februar 2002), und ihr Name wird oft in einem Atemzug mit der anderen großen deutschen Film-Ikone und legendären Diseuse Marlene Dietrich genannt.

Anläßlich ihres bevorstehenden 100sten Geburtstages präsentierte nun das Allee-Theater in den Räumen der Hamburger Kammeroper im Stadtteil Altona am 9. Oktober eine vom Publikum begeistert aufgenommene musikalisch-multimediale Hildegard-Knef-Show, eine Premiere, initiiert und präsentiert von dem Chansonnier, Schauspieler und Entertainer Stephan Hippe.

©Stephan Hippe

Hildegard Knef begann ihre Karriere im Nachkriegs-Deutschland der 1940er Jahre mit Filmen wie „Die Mörder sind unter uns“, „Zwischen gestern und morgen“, „Die Sünderin“, und „Entscheidung im Morgengrauen“, die sie auch über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt machte, so daß eine Einladung nach Hollywood nicht lange auf sich warten ließ. Dort drehte sie den Film „Schnee am Kilimandscharo“ - unter dem Namen Hildegarde Neff - an der Seite von Gregory Peck, Ava Gardner und Susan Hayward. Sie sang darin auch zwei Cole-Porter-Songs, „You do something to me“ und „Just one of those Things“.

Cole Porter war es auch, der sie nach New York einlud, um in seinem neuen Broadway-Musical „Silk Stockings“ die Hauptrolle der Ninotschka zu spielen und zu singen.

Auch in Europa entwickelte sich ihre Karriere weiter. So drehte sie Filme in Frankreich und in England, wo BBC London sogar eine eigene Fernsehshow mit ihr produzierte.

Zurück in Deutschland trat sie in einer Vielzahl von Filmen auf. Auch erhielt sie einen Schallplatten-Vertrag, sang Chansons u.a. von Theo Mackeben, Kurt Weill, Friedrich Hollaender und vor allem von Carl Niessen. Sie faszinierte mit ihrer unverkennbaren rauchigen, sanften Stimme und eroberte die Hitparaden mit Songs wie „Es war beim Bal Paré“, „Er war nie ein Kavalier“, „Aber schön war es doch“, „Mackie Messer“, „So oder so ist das Leben“, „Eins und eins das macht zwei“. Letzteres Lied sang sie auch in dem Film „Das große Liebesspiel“, einer modernen Adaption des Bühnenstücks „Der Reigen“ von Arthur Schnitzler. Einige ihrer weiteren Filme waren die „Dreigroschenoper“ (als Jenny, mit Curd Jürgens, Gert Fröbe, Lino Ventura und Sammy Davis Jr.), „Lulu“ (als Gräfin Geschwitz, mit O.E. Hasse, Charles Regnier, Mario Adorf), „Wartezimmer zum Jenseits“ (mit Götz George), „Katharina von Rußland“ (eine italienische Filmproduktion), „Jeder stirbt für sich allein“ (eine Hans-Fallada-Verfilmung mit Carl Raddatz), „Fedora“ (in der Regie von Billy Wilder, mit William Holden, Henry Fonda, Marthe Keller, José Ferrer und Michael York).

Stephan Hippe ©Wolfgang Radtke

Mitte der 1960er Jahre begann sie, ihre eigenen Songtexte zu schreiben, feierte große Erfolge mit Liedern wie „Tage hängen wie Trauerweiden“, „Ich brauch' kein Venedig“, „Ostseelied“, „Von nun an ging's bergab“, „Ich möchte am Montag mal Sonntag haben“ oder „Tapetenwechsel“. Sie unternahm viele restlos ausverkaufte Konzert-Tourneen (mit so gekannten Band-Leadern wie Bert Kaempfert, Kurt Edelhagen, Gert Wilden, Hans Hammerschmid oder Günter Noris), bei denen sie von ihrem Publikum frenetisch gefeiert wurde.

Musikalische Zusammenarbeiten gab es in den 1970er Jahren mit den Les Humphries Singers auf ihrem Album „Worum geht’s hier eigentlich?“. Später gab es eine Zusammenarbeit mit dem Jazz-Trompeter Till Brönner, der ihre CD „17 Millimeter“ produzierte, sowie mit der Rockband Extrabreit und dem Remake ihres wohl bekanntesten Chansons und größten Erfolges „Für mich soll's rote Rosen regnen“.

1987 feierte sie Erfolge im Berliner Theater des Westens mit der Rolle der 'Fräulein Schneider' in dem Musical „Cabaret“.

Auch als Buchautorin konnte sie sich seit den 1970er Jahren etablieren. Ihr erstes autobiographisches Buch, „Der geschenkte Gaul“, führte monatelang die Bestsellerliste an und wurde in 17 Sprachen übersetzt. In ihrem zweiten Buch „Das Urteil“ verarbeitete sie ihre überstandene Krebserkrankung, und in ihrem dritten Buch mit dem Titel „So nicht“ beschäftigte sie sich mit dem allzu frühen Tod ihres Bruders Heinz, einem Jazzmusiker.

Stephan Hippe ©Wolfgang Radtke

In einer zweistündigen multimedialen Bühnenshow präsentierte Stephan Hippe nun am 9. Oktober in der Hamburger Kammeroper das aufregende Leben von Hildegard Knef in einer grandiosen Hommage an diese außergewöhnliche, vielseitige Künstlerin. Die allseits bekannten Klänge von „So oder so ist das Leben“ und „Für mich soll's rote Rosen regnen“ stimmten das Publikum als Einleitung auf einen spannenden, interessanten Chanson-Abend ein.

Mit authentischen orchestralen Arrangements, zahlreichen auf die Bühnenrückwand projizierten Videos aus damaligen Fernsehshows, Interviews und Konzertauftritten ließ er sie wieder lebendig werden und beim meist etwas älteren Publikum nostalgische Gefühle aufkommen. Auch ließ er es sich nicht nehmen – mit Hilde als Video-Projektion – einige ihrer Chansons als virtuelle Duette zu singen. Ein paar Scheinwerfer, ein Regiestuhl, ein Zeitungsständer mit Schlagzeilenträchtigen Illustrierten – mehr war als Bühnendekoration auch nicht nötig.

Stephan Hippe ©Wolfgang Radtke

Ein charmanter Conferencier mit angenehm tenoralem Stimmklang, so führte Stephan Hippe durch den Abend, sang „Laß' mich bei dir sein“ als eine der ersten Nummern, berichtete humorvoll von seinem ersten Knef-Konzert als 15jähriger, welches er mit seinem Großvater besuchte.

Über 40 Knef-Chansons gab er an diesem Abend in großartiger Interpretation zum besten. Das Konzept des Abends war eine Aufgliederung in die verschiedensten Stationen ihres bewegten Lebens – dokumentiert in den projizierten Videos –, deren jeweilige Thematik er höchst gefühlvoll mit entsprechenden Songs unterstrich. Frühe Erinnerungen an ihren Großvater wurden von Hippe mit „Die Welt war jung“ unterlegt. In Berlin aufgewachsen, durften Songs wie „Berlin dein Gesicht hat Sommersprossen“, „In dieser Stadt“, und „Ich hab' noch einen Koffer in Berlin“ in dieser Show natürlich auch nicht fehlen.

Beim Thema ihrer glücklich überstandenen Krebserkrankung hörten wir „Tage hängen wie Trauerweiden“, „Wenn das alles ist“, schließlich „Prost Neujahr, es war ein gutes Jahr“.

Stephan Hippe ©Wolfgang Radtke

Fürs Kapitel ihrer drei Ehen paßten Songtitel wie „Es hat alles seinen Anfang“, „Ich weiß nur noch seinen Namen“, „Halt mich fest“, „Was hab' ich von meinem Doppelbett“, oder „Der Mann, die Frau, das Mädchen“. Bezogen auf ihre letzte Ehe mit Paul von Schell hieß der passende Song „Träume heißen Du“, und dieser Titel bot dann auch gleich die Überleitung zu ihrer Zeit in New York am Broadway, dem Cole-Porter-Musical „Silk Stockings“, und ihrem Album mit den Cole-Porter-Songs und Titeln wie „Gern bereit“, „Sei mal verliebt“ und „Ich fühl' mich heut' so jung“.

Bezogen auf ihre zweite Ehe mit David Cameron waren Lieder wie „Ich fühl' mich schuldig“, „Leg' doch noch einmal den Arm um mich rum“, „Mein Zimmer bei Nacht“ und „Wann fing es an, so aufzuhören?“ durchaus treffend ausgewählt. Auch „Lausige Zeiten“, „Ich gebe alles auf“ und „17 Millimeter fehlten mir zum Glück“ paßten perfekt zu diesem Beziehungsthema.

Stephan Hippe ©Wolfgang Radtke

Hildegard Knefs letzte Jahre waren durch eine Lungenkrankheit gezeichnet, sie war Zeit ihres Lebens eine starke Raucherin. „Wird Herbst da draußen - und in mir“ ist eine hochemotionale Ballade, doch ihr dritter Ehemann gab ihr den nötigen Rückhalt in diesen schweren letzten Jahren. Und so ging der Abend allmählich dem Ende zu mit „Du bist mein Salz in der Suppe“, „Eins und eins das macht zwei“, und „Ich bin den weiten Weg gegangen“.

Auch das begeisterte Publikum in der ausverkauften Kammeroper ist diesen Weg durch das Leben von Hildegard Knef sehr gern mitgegangen, und Stephan Hippe beendete sein reguläres Programm mit ihrem brillanten Song-Klassiker „Aber schön war es doch“. Zum Abschluß erklang dann nochmals ihr wohl berühmtestes und erfolgreichstes Lied, „Für mich soll's rote Rosen regnen“, in welches sämtliche Besucher, die den Text kannten, froh mit einstimmten.

Stephan Hippe ©Wolfgang Radtke

Der Schlußapplaus für diese Premiere, für Stephan Hippe – und natürlich für die große Hildegard Knef zum Hundertsten – war überwältigend. Am 6. November sowie am 19. März 2026 gibt es weitere Vorstellungen in der Hamburger Kammeroper. Im Herbst/Winter 2025/26 geht Stephan Hippe auf Deutschland-Tournee mit diesem Programm. Diese Show sollte man auf keinen Fall verpassen.

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