Hamburg, Allee Theater, Die Zauberflöte - in der Kammeroper, IOCO Kritik, 11.11.2021
DIE ZAUBERFLÖTE - Kammeroper im Allee Theater
von Wolfgang Schmitt
Die Zauberflöte – ein Traum: Während der Ouvertüre wird ein kleiner Junge von seiner Mutter zum Schlafen ist Bett gebracht und begibt sich nun in sein Traumland. Er träumt vom Prinzen Tamino und von der Königin der Nacht, vom Vogelmann und von der Prinzessin Pamina. Regisseur Toni Burkhardt läßt den Jungen sogar in einigen Szenen auftreten und in die Handlung eingreifen.
Die kleine Bühne wurde von Kathrin Kegler geschickt ausgestattet mit verschiebbaren Wänden, im Hintergrund der Sternenhimmel oder ägyptische Pyramiden.
Lisa Überbacher entwarf die phantasievollen, schrill-bunten Kostüme, Papageno in grüner Federjacke und oranger Hose, Papagena im flamingofarbenen Federkleid, Tamino in blausilbener Robe, Pamina in einer blassrosa Petticoat-Kreation, auch ihre wallenden Haare waren blassrosa, Sarastro im langen weißen Mantel, dagegen die Königin der Nacht in elegantem schwarzem Abendkleid und passendem Kopfschmuck. Ebenso die Drei Damen, die sich ihrer langen schwarzen Röcke entledigten und sich in die Drei Knaben in blaugestreiften Hosen verwandelten.
Überhaupt waren die drei Damen Svenja Schicktanz, Iva Krusic und Feline Knabe in ihren spielerischen Aktionen sowohl als Damen wie auch als Knaben eine reine Freude, zumal auch ihre Stimmen wunderbar harmonierten und einen herrlich homogenen Dreiklang bildeten.
Insgesamt wurde in dieser großartigen Vorstellung von allen Protagonisten Gesang auf hohem Niveau geboten.
Als fröhlicher Vogelfänger hatte Robert Elibay-Hartog mit seinem darstellerischen Engagement und seinen komödiantischen Einlagen das Publikum schnell auf seiner Seite, auch sein wohl klingender Kavaliersbariton konnte sich hören lassen.
Paul Sutton war der dezent agierende Prinz Tamino, gleich bei seiner Auftrittsarie „Zu Hilfe“ ließ sein attraktiver Tenor aufhorchen. Das schöne Timbre und die makellose Stimmführung konnte er insbesondere in der Bildnis-Arie unter Beweis stellen, die ihm vorzüglich gelang und die einen Höhepunkt des Abends bildete.
Seine Pamina war Natascha Dwulecki, deren angenehm timbrierte Stimme über ein großes Volumen verfügt und die dennoch in der Lage war, wunderschöne Pianobögen zu spannen.
Megan Brunning war eine ausgezeichnete Königin der Nacht, ihre beiden Arien mit blitzsauberen Koloraturläufen und bombensicheren Spitzentönen waren absolut beeindruckend.
Der junge Bass Bruno Vargas war Mitglied des Internationalen Opernstudios der Hamburgischen Staatsoper. Als Autorität ausstrahlender Sarastro verströmte er warme Bassfülle, sein schwarzer Bass klingt in allen Lagen gesangstechnisch perfekt geführt.
Anne Elisabeth Sorbara war die kecke, spielfreudige, pinkfarbene Papagena mit kräftigem lyrischen Sopran, und auch David Heimbucher in der Partie des Monostatos mit Gesichtslarve und in braunem Ziehharmonika-Kostüm konnte seinen hellen Spieltenor sehr gut zur Geltung bringen. Diese Zauberflöte wurde in einer leicht gekürzten Fassung dargeboten, auf Priester und Geharnischte wurde verzichtet, was in diesem Rahmen auch kein Manko darstellte.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie wunderbar es dem Musikalischen Leiter Ettore Prandi gelingt, die Partitur einer Oper für das kleine Orchester der Kammeroper einzurichten und wie herrlich authentisch es dennoch aus dem Orchestergraben klingt, so auch wieder an diesem Abend, der ein höchst erfreuliches Mozart-Erlebnis bot.
Die Zauberflöte in der Kammeroper im Allee Theater; die weiteren Termine 14.11.; 19.11.; 20.11.; 21.11.2021
---| IOCO Kritik Allee Theater Hamburg |---
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