Eutin, Eutiner Festspiele, DIE ZAUBERFLÖTE - W.A.Mozart, IOCO

23.07.2025
Im Jahre 1951 wurden die Eutiner Sommerfestspiele ins Leben gerufen, Grund genug, in diesem Jahr ihr 75jähriges Bestehen zu feiern. Und was liegt näher als diesen Geburtstag mit Mozarts „Zauberflöte“, dem großartigen Meisterwerk der Opernliteratur schlechthin, zu begehen. Uraufgeführt 1791 in Wien kurz vor Mozarts Tod, begeistert diese Oper bis heute mit ihrer wunderschönen Musik und ist zu Recht eines der meistgespielten Werke der gesamten Opernliteratur und Mozarts erfolgreichste Oper überhaupt.
Regisseur Igor Folwill inszenierte mit viel Witz und Gefühl diese märchenhafte Handlung auf der Freilichtbühne im Schloßpark am Eutiner See, unterstützt von seinem Lichtdesigner Andreas Schmidt, der die Bühne den jeweiligen Szenen entsprechend in stimmungsvollen Farben ausleuchtete. Auch Petrus hatte ein Einsehen und ersparte dem begeisterten Publikum am Abend des 23. Juli - trotz ungünstiger Wetterprognosen - die zu erwartenden Regenschauer, so daß der Genuß dieses Abends vollkommen war.
Das zweckmäßige, von Jörg Brombacher entworfene Bühnenbild bestand aus einer großen schwarz-weißen Scheibe mit kleineren Podesten links und rechts vor einer ebenfalls schwarz-weißen Rückwand mit drei Durchgängen, durch die die drei Damen ihre dramatischen Auftritte absolvierten, Walküren gleich mit langen Speeren, um Tamino vor der langen grünen Schlange zu retten und Papageno wegen seiner Prahlereien zu maßregeln (Ines Lex mit hellem Sopran als Erste Dame, Sarah Hudarew mit klangvollem Mezzo als Zweite Dame und Sandra Gerlach mit sattem Kontra-Alt als Dritte Dame).

Wie in jeder Inszenierung der „Zauberflöte“ ist der stets fröhliche Papageno natürlich der absolute Sympathieträger, so auch hier. In seinem rot gefiederten Vogelkostüm sorgte Achim Hoffmann mit prägnantem Spielbariton überaus humorvoll mit seinen menschlichen Schwächen, dem genüsslichen Essen und Trinken, für die heitere Note, die ihren Höhepunkt schließlich in der Begegnung mit seiner zukünftigen Braut Papagena erreicht, entzückend dargestellt und wunderbar gesungen von der lyrischen Sopranistin Marie Maidowski aus dem Opernstudio der Hamburger Staatsoper, im passenden ähnlichen roten Vogelkleid (Kostümentwürfe von Gesa Gröning).

Als Tamino konnte Konstantin Lee mit seinem nicht allzu voluminösen lyrischen Tenor gefallen. Wenngleich sein erster Auftritt mit „Zu Hilfe, sonst bin ich verloren“ noch recht zaghaft klang, so konnte er sich von Bild zu Bild steigern und konnte in seiner Bildnis-Arie sein schönes Timbre und seine nahezu makellose Stimmführung unter Beweis stellen.
Jasmin Delfs als Pamina sah in ihrem weißen Petticoat-Kleid anmutig aus, agierte charmant in ihren Szenen mit Papageno und besonders mit Tamino. bot stimmlich einen virtuos eingesetzten und schön phrasierenden lyrischen Sopran, den sie in ihrem Duett mit Papageno, „Bei Männern, welche Liebe fühlen“, und natürlich in ihrer großen, innig empfundenen Arie „Ach ich fühl's“ wunderschön zur Geltung bringen konnte.

Dimitra Kotidou in prachtvoller schwarzblauer Robe war eine höhensichere, wenn auch eher lyrische Koloratursopranistin als Königin der Nacht, von der man sich bei „Der Hölle Rache“ eine kraftvollere Stimmgebung und mehr Funkeln im oberen Bereich gewünscht hätte, um letztendlich die Bösartigkeit dieser Figur zu charakterisieren.
Aufhorchen ließ die sonore schwarze Bass-Stimme von Sava Vemic als Sarastro. Darstellerisch eine imposante Erscheinung in seinem langen gelben Mantel, sowohl Autorität ausstrahlend als auch die Gutmütigkeit dieses Charakters würdevoll offenbarend, verströmte er warme Bassfülle und bot gesangstechnisch in allen Lagen eine perfekte Leistung.

Ganz in dunkelblau kostümiert und auch dunkelblau geschminkt, war Leon Noel Wepner ein spielerisch ausdrucksstarker, wendiger Monostatos mit robustem Charaktertenor, den er wunderbar in seiner Arie „Alles fühlt der Liebe Freuden“ präsentieren konnte.
In den weiteren Partien reüssierten Renatus Mészár in der Partie des hier blinden Sprechers mit dunkler Brille und Blindenstock, und später als Zweiter Geharnischter, Markus Ahme mit kraftvollem Tenor als Erster Geharnischter, Erik Voß und Werner Klockow als die beiden Priester, sowie die niedlichen drei Knaben, Nardi Thonen, Seran Oh und Maki Moriyama, ausstaffiert mit Frack und goldenen Krönchen auf dem Haupt.

Der Eutiner Festspielchor, von Antje Wissemann perfekt einstudiert, wurde sowohl gesanglich als auch bewegungstechnisch seinen Aufgaben gerecht.
Unter der Leitung von Laurent Wagner spielte das Eutiner Festspielorchester in einer ausgewogenen Balance gleichsam entspannt und mitreissend, bewies viel Sinn für die Natürlichkeit und Lebendigkeit von Mozarts Komposition und beeindruckte über weite Strecken mit vollem, sattem Klang.

Am Ende gab es lang anhaltenden Beifall vonseiten des dankbaren Publikums auf der fast ausverkauften Tribüne, und auch die Enten auf dem nahen See im Schloßpark stimmten mit ihrem Geschnatter in den Beifall ein.