Essen, Philharmonie Essen, Messa da Requiem, IOCO Kritik, 10.10.2013

Essen, Philharmonie Essen, Messa da Requiem, IOCO Kritik, 10.10.2013
logo_philharmonie_essen

Philharmonie Essen

Philaharmonie Essen © PE-Sven Lorenz
Philaharmonie Essen © PE-Sven Lorenz
Kritik

2. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker

Giuseppe Verdi “Messa da Requiem“ 10.10.2013

Philharmonie Essen / Generalmusikdirektor Tomas Netopil © Philharmonie Essen
Philharmonie Essen / Generalmusikdirektor Tomas Netopil © Philharmonie Essen

Nach dem fulminanten Einstand am Pult der Essener Philharmoniker mit Mahlers 1. Sinfonie im September, überraschte der neue GMD Tomás Netopil mit einer großartigen Wiedergabe von Verdis grandioser “Messa da Requiem“.

Am 22. Mai 1873 starb in Mailand Alessandro Manzoni, der große italienische Dichterfürst, den Verdi hochverehrte. Zu Ehren seines Andenkens schrieb Verdi eine Totenmesse. Nach siebenmonatiger Schaffensarbeit war das Werk im Dezember 1873 vollendet und wurde ein Jahr später - am Todestag des Dichters - im San Marco Dom vor einer gewaltigen Trauergemeinde unter der Leitung Verdis uraufgeführt.

Schon ein paar Tage später wurde das Werk, ebenfalls unter der Leitung Verdis, an der Mailänder Scala aufgeführt. Das war der Beginn einer unglaublichen Erfolgsserie. Sieben Aufführungen allein in Paris schlossen sich an. In Deutschland erklang das “Requiem“ zum ersten mal 1877 in Köln (im Gürzenich), unter der Leitung des Komponisten, anlässlich des Niederrheinischen Musikfestes.

Der Erfolg dieser Komposition des damals sechzigjährigen Verdi hält unvermindert an. Sie hat heute einen festen Platz in den Konzertprogrammen weltweit. Verdis Totenmesse ist eines der ergreifendsten und dramatisch bewegendsten Werke der musikalischen Weltliteratur geworden.

Voraussetzung für das Gelingen ist natürlich ein überragendes Ensemble, das den Stellenwert der Komposition immer wieder aufs Neue festigt, so wie es jetzt in Essen der Fall war.

Kraftvoll und sehr homogen gestaltete der Opernchor des Aalto-Theaters, sowie der Philharmonische Chor (hervorragend einstudiert von Alexander Eberle) ihre immensen, stark fordernden Aufgaben.

Tomás Netopil hatte den gewaltigen Apparat (einen 150-köpfigen Chor, vier Solisten und ein stark besetztes Orchester) souverän im Griff. Man spürte die leidenschaftliche Hingabe zum Werk, wie auch sein handwerkliches Können bei jeder Note.

Das Orchester, die Essener Philharmoniker, verfügen über einen Ausdrucksreichtum, der von nicht vielen Klangkörpern in der Region erreicht wird. Da macht sich die kontinuierliche Arbeit der letzten Jahre positiv bemerkbar.

Die Streicher beherrschen alle Nuancen vom warmen seelenvollen Vibrato-Ton bis zum gespenstisch-tonlosen non Vibrato. Das Blech ist kräftig und präzise. Manchmal wurde es ein wenig laut, wenn im “Dies irae“ oder im “Sanctus“ sich im Tutti der Klang ballt.

Die Solisten erfüllten ihre anspruchsvolle Aufgabe, bis auf eine Ausnahme, hervorragend.

Der blutjunge russische Tenor Alexey Sayapin (geboren 1985) hat noch nicht das Volumen für diese Partie. Es fehlt noch die Kraft, sich zu behaupten. Trotz aller Rücksichtnahme und Hilfe vom Pult, war er vielfach nicht zu hören. Die absolut schöne Stimme des jungen Mannes, der seit dieser Spielzeit am Aaalto-Theater engagiert ist, wird mit den Aufgaben, die dort auf ihn warten, sicher (zunächst) besser versorgt sein. Rigoletto-Herzog, Lenski und Rodolfo entsprechen doch mehr seinem derzeitigen Stimmvolumen.

Die Sopranpartie hatte die Italienerin Katia Pellegrino übernommen. Sie verfügt über eine klangvolle Stimme, ausgeglichen in allen Lagen und auch kraftvoll. Wunderbar schwebend gerieten ihre Decrescendi im “Libera me“.

Eine satte Fülle im unteren Register, wie auch eine gut ausgebaute Höhe brachte die schottische Mezzosopranistin Karen Cargill zu Gehör. Zudem verfügt ihre Stimme über eine angenehme Farbe. Eindrucksvoll war das “Liber scriptus“ im Dies Irae, wie auch das sehr schön gesungene “Recordare“.

Ganz großartig klang der füllige, schwarze Bass von Ling Li. Der chinesische Bass vereint facettenreichen Ausdruck und eine breite Farbskala sehr effektvoll.

Feinstes Beispiel wurde das eindringliche “Tuba mirum“ wie auch das “Confutatis“ im Dies Irae.

Das Publikum (im absolut vollen Haus) zeigte sich begeistert.

IOCO / UGK / 10.10.2013

---| IOCO Kritik Philharmonie Essen |---

Read more