Essen, Philharmonie Essen, Boston Symphony Orchestra - Andris Nelsons - Kristine Opolais, IOCO Kritik, 04.05.2016

Essen, Philharmonie Essen, Boston Symphony Orchestra - Andris Nelsons - Kristine Opolais, IOCO Kritik, 04.05.2016
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Philharmonie Essen

Philharmonie Essen / Kristine Opolais © Marco Borggreve
Philharmonie Essen / Kristine Opolais © Marco Borggreve

Boston Symphony Orchestra, Andris Nelsons

Kristine Opolais, Sopran

Im Rahmen einer umfangreichen Europa-Tournee, mit neun Konzerten in acht Städten, gastierte das Boston Symphony Orchestra auch in Essen.

Das Orchester, 1881 durch Georg Henschel gegründet, gehört zu den führenden Klangkörpern der USA, den sogenanntenBig Five (Boston, Chicago, Cleveland, New York und Philadelphia). Es wurde geprägt durch deutsche Dirigenten-Persönlichkeiten wie Arthur Nikisch, Max Fiedler und Karl Muck.

Fast ein Vierteljahrhundert stand Serge Koussevitsky dem Orchester vor. Die längste Amtszeit erreichte der Japaner Seiji Ozawa (1973 – 2002). Ihm folgte, als erster gebürtiger Amerikaner, James Levine (2004- 2011). Nun ist, seit 2014, der junge lettische Dirigent Andris Nelsons, Music Director des Boston Symphony Orchestra, kurz BSO genannt, nachdem er schon 2013 designiert wurde.

Philharmonie Essen / Andris Nelsons © Marco Borggreve
Philharmonie Essen / Andris Nelsons © Marco Borggreve

Der bereits international gefeierte Nelsons ist ein charismatischer Vollblutmusiker und ein sehr fleißiger dazu. Er ist regelmäßig zu Gast bei fast allen renommierten Orchestern und in vielen Opernhäusern von Rang.

Bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen wird er den neuen Parsifal dirigieren. In der Saison 17/18 wird er zusätzlich auch Gewandhaus-kapellmeister in Leipzig werden. Für den Essener Konzertabend hatte Nelsons russische und französische Werke ausgesucht.

Er begann den Abend mit einer Auswahl von Orchesterstücken aus der Schauspielmusik zu Hamlet von Dmitri Schostakowitsch. Es ist eine effektvolle Musik, die da zu hören war und die Nelsons und das stark aufgestellte Orchester ebenso effektvoll wie mit funkelndem Glanz zum Klingen brachte.

Darauf folgte ein Lied von Rachmaninow (aus op. 21/Nr.7) in der Orchesterfassung von Michael Roth. Nelsons Ehefrau Kristine Opolais, aus Lettland stammend wie ihr Gemahl und inzwischen auch weltweit tätig, sang das Stück mit feinen lyrischen Abstufungen und immer auf Schönklang bedacht.

Kristine Opolais gestaltete danach die große Arie der Tatyana, die sogenannte Briefszene aus Eugen Onegin vom Tschaikowski, in dem das junge Mädchen Onegin seine leidenschaftliche Liebe zu ihm gesteht. Hier bestach Kristine Opolais durch stupende vokale Gestaltung, höhensicher und mit gestischer Vielfalt. Das Publikum feierte sie frenetisch.

Nach der Pause wurde es französisch. Da breiteten Nelsons und das glänzende Orchester einen Klangteppich aus mit Debussys La Mer und vermittelten die Komposition als musikalische Delikatesse. Sie trafen in fein abgestuften Klangnuancen den Duktus dieser breit gefächerten Farbpalette genau.

Der Abend endete mit einem rasanten, orchestralen Inferno. Ravels La Valse ist ein grelles Stück, brutal in der Orchestrierung und im stampfenden ¾ -Takt.

Nelsons und das Orchester begeisterten mit einer fulminanten Wiedergabe, deren bestürzende Intensität sprachlos machte. Das Publikum tobte und feierte das exzellente Orchester und seinen außerordentlichen Dirigenten mit starkem Beifall. Es gab eine Zugabe (Bizet, aus der “Carmen –Suite“).

IOCO / UGK / 04.05.2016

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