Düsseldorf, Schauspielhaus Düsseldorf, DER FALL MCNEAL - von Ayad Akhtar, IOCO

Düsseldorf, Schauspielhaus Düsseldorf, DER FALL MCNEAL - von Ayad Akhtar, IOCO
Das Düsseldorfer Schauspielhaus, Foto: ingenhoven-architects

Von Ayad Akhtar-Deutsch von Daniel Kehlmann

Deutsche Erstaufführung, Vorstellung vom 5.10.2025

 Von Rainer Maaß

;McNeal, auf dem Bild Moritz Klaus, Friederike Wagner, Pauline Kästner, Flavia Berner, Fnot Taddese, Foto: Thomas Rabsch

 

Das Ende eines Autors

 Was Philipp Rosendahl hier geschaffen hat, war einfach grandios. In zwei Stunden bringt er in rasantem Tempo die Selbstzerstörung eines Autors auf die Bühne. Eines Schriftstellers, für den selbst der Nobelpreis nur ein weiteres Indiz für seine verpfuschte Existenz ist.

Die Rolle des Jakob McNeal ist mit Thiemo Schwarz brilliant besetzt. So wie er ihn spielt, kann man sich diesen Mann vorstellen: Talentiert, verzweifelt, arrogant, laut, charmant, neidisch, verschlagen, starrköpfig, aufbrausend, schlau...! Die Reihe ließe sich fortsetzen. Ein Mann mit vielen Gesichtern. Thiemo Schwarz verkörpert McNeal so intensiv, dass man phasenweise Mitleid mit ihm bekommt.

 Jacob McNeals Zeit als Erfolgsautor so gut wie vorüber. Vom Nobelpreis für sein Lebenswerk erfährt er, als sein neuestes Buch *EVIE*erscheint. Ein Überraschungserfolg, über den er sich trotzdem nicht freuen kann. *EVIE*erzählt eine Geschichte aus der Perspektive einer Frau. McNeal hat dafür, wie sich herausstellt, die Tagebücher seiner Ehefrau Jessica verwendet, die vor Jahren Selbstmord beging. Mehr noch. Er hat verschiedene Passagen in *EVIE* auf Basis eines Romanfragments von Jessica mittels KI generiert. In der Öffentlichkeit spricht er sich vehement gegen KI aus. Er nennt KI-generierte Texte „geruchloses Abwasser“.

 Sein Sohn Harlan ist außer sich. Er wirft seinem Vater vor, am Selbstmord seiner Mutter schuld zu sein, weil er ihren Text fast wortwörtlich übernommen hat. McNeal gibt zu, Jessicas Schriftstellerkarriere hintertrieben zu haben. Er hat sie manipuliert und ihr jedes Selbstwertgefühl genommen. Im Grunde hat er ihre Ideen nur ausgebeutet. So wie er alle Menschen seiner Umgebung nur als Darsteller in seinen Büchern betrachtete.

 Auch eine frühere Redakteurin der New York Times, für lange Zeit seine Geliebte, entlarvt seine Methoden. Ihr wurde irgendwann bewusst, dass McNeal nicht an ihr als Mensch interessiert war. Nur was man aus ihrer Beziehung literarisch verwenden konnte, interessierte ihn. Für ihn war jeder Mensch seiner Umgebung nur ein literarisches Objekt, das er nach Belieben benutzen konnte.

McNeal, auf dem Bild Thiemo Schwarz, Foto: Thomas Rabsch

 Zur Handlung heißt es am Schluss im Programmheft:

„Die Schatten der Vergangenheit holen ihn ein. Sein letztes Buch *Schweizer Klinik* wird in 2 Tagen mit ChatGPT geschrieben. Es ist die Erzählung über einen ehemals erfolgreichen Autor, der zum Plünderer wird, der Geschichten stiehlt und Seelen foltert. Es ist: Der Fall McNeal.“

 Ein höchst spannendes Stück. Erstklassig besetzt und unbedingt sehenswert

 

 

 

 

 

 

Read more