PAGANINI "Der Teufelsgeiger": Verdumm-fiedelt! David Garrett ist Paganini in Bernard Roses Film
Niccoló Paganini, Maler Eugène Delacroix, Philips Collection Washington
Horrorfilme hat er zuvor produziert, der britische "Teufelsgeiger"-Regisseur Bernard Rose, und ungewollt ist er dem Genre treu geblieben: Horror ergreift den musikliebenden Zuschauer, der so magischen Namen wie Niccolò Paganini und David Garrett vor die Großleinwand folgte.
Wir werden verdumm-fiedelt!
Das Entsetzen ist vielfältig und schlägt bald in Belustigung um. Wie schwach die schauspielerische Leistung aller Figuren, wie platt die Dialoge in unzeitgemäßer Diktion, wie simpel die Bildsprache (London gleich Nebel, Sex gleich zerwühlte Laken), wie dürftig die Schilderung der Lebensstory! Ein Manischer ohne Untiefen. Mit perfektem Dreitage-Bart.
Schubert zum ZitternNehmen wir die Musik dieses Musikfilms. Dem Titel getreu und auf faustische Manier hat sich unser Held dem Teufel verschrieben. Auch ein Gretchen ist ihm bestimmt, im nebeligen Engeland. Doch noch ehe der Künstler die Insel erreicht hören wir, was kommen wird: Verführung, Verrat, Verstoß. Oder nicht? Warum sonst sollte sich das gute Kind mit SchubertsGretchen-Vertonung "Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer" um Glück und Unschuld singen? Self-fulfilling prophecy? Gefehlt! Der musikalische Fingerzeig führt schlicht in die Irre. Die Schöne verpasst die Liebesnacht und wird, im Gegensatz zu Goethes Gretchen, gerettet. Nicht so der virtuose Musikus. Nur wenige Paganini-Werke kommen zu Gehör, und schon folgt das nächste Schubert-Zitat (Erlkönig). Diesmal stimmt die Spur. Sie führt uns zum Untergang, zum Tod beider Epigonen, die eine gemeinsame Krankheit verbindet: die Syphilis. Und wieder darf nur Schubert, nicht Paganini, die Begleitmusik zum furiosen Ende des Films liefern. Nach 123 langen Minuten beschließt der Geiger sein Leben und auch unser Leiden.
IOCO verleiht David Garrett und dem Paganini - Film