Dresden, Schloss Albrechtsberg, Meisterkonzert mit Andrei Ioniţă und Naoko Sonoda, IOCO

Dresden, Schloss Albrechtsberg, Meisterkonzert mit Andrei Ioniţă und Naoko Sonoda, IOCO
Schloss Albrechtsberg © WikiCommons

9. Dezember 2025

Um sein Publikum außerhalb der open-air-Zeit an die bevorstehende Sommersaison zu erinnern, hatten die Moritzburg-Kammermusikfestspiele am 9. Dezember des Jahres in den Kronensaal des Schlosses Albrechtsberg zu einem Meisterkonzert mit dem aus Rumänien stammenden Cellisten Andrei Ioniţă und der aus Japan gekommenen Pianistin Naoko Sonoda eingeladen.

Das Haus Albrechtsberg war in der Zeit von1850 bis 1854 als Exil für das Ehepaar Prinz Albrecht von Preußen (1809-1872) und Rosalie von Rauch (1820-1879) am Loschwitzer Elbhang errichtet worden, weil das Paar wegen ihrer nicht standesgemäßen Ehe ihr Stammland verlassen mussten. Derzeit wird das Schloss überwiegend für kulturelle Veranstaltungen und private Events genutzt.

Andrei in Nb c Nikolai Lund

Wir lernten den Cellisten Andrei Ioniţă im Jahre 2016 kennen, als er nach seinem Gewinn des ersten Preises des Moskauer Internationalen Tschaikowski Wettbewerbs im Fach Violoncello nach Bad Kissingen gekommen war. Andrei gab anlässlich des Festivals Kissinger Sommer ein Solokonzert der Reihe Die besten jungen Künstler und nahm den Luitpoltpreis unseres Festival-Fördervereins entgegen. Trotz des massiven Altersunterschiedes verbindet uns seit dieser Zeit mit dem inzwischen weltweit aktiven Musiker eine freundschaftliche Verbindung und wenn er in unserer Nähe auftritt, so treffen wir uns unter anderem in Prag, Nürnberg oder Moritzburg. Inzwischen mit einer Professur ausgestattet, vervollkommnet Andrei auch als Lehrer das Können der Cellisten der kommenden Generation.

Als Auftakt des Konzertes begleitete Naoko Sonoda den Cellisten bei Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) Cellosonate  Nr.1 B-Dur op. 45 aus dem Jahre 1838. Besonders die sensible Darbietung des Mittelsatzes Andante gefiel und brachte die Zuhörer in die notwendige Stimmung für Alfred Schnittkes (1934-1998) Suite im alten Stil. Vom zu den bedeutendsten Komponisten seines Jahrhunderts gehörenden Schnittke war das Werk im Jahre 1977 für Violine und Klavier geschaffen worden. Die Transkription der Suite für Violoncello und Klavier, vom Komponisten selbst vorgenommen, änderte mit der tieferen Lage die melodische Linie und die Balance zwischen der Pianistin und dem Streicherpartner. Die Bearbeitung war letztlich Ausdruck der Experimentierfreude Schnittkes und verstärkte den Eindruck der Faszination, die der schwer ein zuordnete Schnittke von der Barockmusik empfangen hatte. Trotz der Übertragung auf das Cello behielt die Musik in den Formprinzipen ihre barocke Ästhetik. Andrei Ioniţă gelang es die harmonischen Abweichungen und die klanglichen, von Schnittkes Spielerei erzeugte Ironie mit seiner hervorragenden Bogentechnik auch hörbar zu gestalten. Die Pianistin hielt das Gleichgewicht zwischen der Barockmusik sowie den modernen Ausdrucksformen und wurde so dank ihrer Virtuosität zur eigenständigen Dialogpartnerin.

Naoko Sonoda©Philipp Plum

 

Im Jahre 1868 wurde im Nachlass von Felix Mendelssohn Bartholdy eine Sonate für Cello und Klavier Romance sans paroles dé diée à Mlle. Lise Christiani gefunden, die mit den 48 lyrischen Klavierstücken, die als Lieder ohne Worte in in sieben Heften publiziert worden waren, keine rechte Verbindung hatte. Den Forschungen Waldemar Kamers u.a. verdanken wir das Wissen, dass das als Opus posthume 109 dem Werkverzeichnis zugefügte Lied ohne Worte in Leipzig entstanden war, als in der Saison 1845/1846 die Violoncellistin Lise Christiani (1825-1853) die Gewandhausmusiker und -besucher verzauberte. Christiani ist offenbar die erste professionelle Cellistin des Musikbetriebes gewesen. Mendelssohn hatte ihr sein späteres op. 109 gewidmet und es wahrscheinlich auch mit ihr gespielt.

Für das Konzert war dieses Eintauchen des harmonisierenden Duos in eine entspannende Stimmung ein musikalischer Farbtupfer und gemeinsam mit dem folgenden Lied des Johannes Brahms (1833-1897) Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn eine Brücke zu Dmitri Schostakowitschs (1906-1975) etwas anspruchsvollere Sonate d-Moll op. 40.

Schostakowitsch hatte im Frühjahr des Jahres 1932 geheiratet  und seine Oper Lady Macbeth des Mzensker Kreises wurde seit dem Januar 1934 erfolgreich in Moskau und Leningrad aufgeführt. Andererseits glauben inzwischen Fachleute, in der d-Moll-Sonate Schostakowitschs erste Anzeichen der Depressionen des Komponisten zu finden.

Welche Bedeutung für den Komponisten sein im Alter von 28 Jahren geschriebenes Stück noch im hohen Alter hatte, erschließt sich , dass Dmitri Schostakowitsch die Sonate von 1934 mit seinem letzten Werk, der Bratschensonate op 147, für das Eröffnungsprogramm der Leningrader Philharmonie im Jahre 1975 kombinieren wollte. Die für viele Konzertfreunde als derzeit beste Klavierbegleiterin geltende Naoko Sonoda breitete zum Beginn der Sonate über Andrei Ioniţăs warmes wohlklingendes Cellospiel einen Teppich rastloser Pianofiguren, die sich in der Folge dem Partner mit einer zarten Melodie annäherten. Beide Musiker entführten ihre Hörer mit ihrem Spiel in ferne Phantasiewelten voller Poesie. Fast ironisch und mechanisch geprägt, entwickelten das Cello mit dem Klavier das Scherzo, vermieden aber die Betonung des sarkastischen der Partitur.

Mit dem Largo kamen die sentimentalen Aspekte des Kopfsatzschlusses zurück und wurden beeindruckend breit ausgespielt. Das klagende Rezitativ des Satzbeginns bestimmte mit seinen Wiederholungen die Wirkung.

Mit dem Finale erweisen sich die beiden Musiker befreit von den burlesken Stimmungen des Scherzos und schafften eine spielerische Distanz mit einer gewissen Doppelbödigkeit.

Naoko Sonoda, Andrei Ioniţă © Marianne Thielemann

Für den freundlichen Beifall bedankten sich die beiden Musiker mit rumänischen Volkstänzen Béla Bartóks und einer Romance sans paroles.

Mit den Cellosonaten erzeugte Andrei Ioniţă dank seiner Sanglichkeit und des leuchtenden, aber nie überhitzten Temperaments eine erstklassische Wirkung bei seinem Publikum. Die Weltklasse-Pianistin Naoko Sonora war ihm in jeder Hinsicht eine aufmerksame gleichwertige Partnerin.

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