Hamburg, Staatsoper Hamburg, L'Elisir d'Amore - Gaetano Donizetti, IOCO Kritik, 19.04.2022

Hamburg, Staatsoper Hamburg, L'Elisir d'Amore - Gaetano Donizetti, IOCO Kritik, 19.04.2022
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Staatsoper Hamburg

Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann
Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann

L'ELISIR d'AMORE -  Gaetano Donizetti

- Nicht endender Applaus - Jean-Pierre Ponnelle Inszenierung aus 1977 -

von Wolfgang Schmitt

Es ist kaum zu glauben, daß diese amüsante, originelle Inszenierung von Donizettis Liebestrank nun schon seit 45 Jahren an der Staatsoper gespielt wird, und noch immer begeistert sie das Hamburger Publikum. Die Premiere wurde damals 1977 von Mirella Freni und Luciano Pavarotti gesungen, Regie führte Jean-Pierre Ponnelle, der auch das eindrucksvolle Bühnenbild entwarf.

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Staatsoper Hamburg / L´Elisir d´amore hier Maria Nazarova ist Adina © Irina Bunyatyan
Staatsoper Hamburg / L´Elisir d´amore hier Maria Nazarova ist Adina © Irina Bunyatyan

Zur Aufführung am 12. April 2022 gab als Adina die junge lyrische Koloratursopranistin Maria Nazarova, Foto links, ihr Hausdebüt. Sie ist Mitglied der Wiener Staatsoper und war bereits Gast an der Mailänder Scala, dem Opernhaus Zürich, der Pariser Oper, in Florenz, Stuttgart, bei den Salzburger Festspielen, in Aix-en-Provence u.a. Sie ist eine zauberhafte Adina, charmant in ihrer Darstellung, ihre Mimik und Gestik passen sich wunderbar der herrlichen Musik Donizettis an. Stimmlich bietet sie einen glasklaren, höhensicheren und virtuos eingesetztem Sopran, mit funkelnden Koloraturen und bravourösen Verzierungen.

Ihr Nemorino war der junge polnische Tenor Piotr Buszewski. Er legte seine Partie naiv-tollpatschig an, sang viele Passagen gewollt buffonesk, seine Arien „Adina credimi“ und besonders das Highlight dieser Oper, „Una furtiva lagrima“ gelangen ihm perfekt mit lyrischer geschmeidiger Stimme, mit viel Schmelz und Glanz in der Höhe. Kartal Karagedik in seiner weißen Offiziersuniform war ein machohafter, spielfreudiger Belcore, eitel und selbstverliebt. Sein klangstarker Kavaliersbariton ist wunderbar timbriert, kräftig und voluminös.

Staatsoper Hamburg / L´Elisir d´amore hier das Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt
Staatsoper Hamburg / L´Elisir d´amore hier das Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt

In der Partie des schlitzohrigen Dulcamara, der auf seinem Pferdewagen sitzt und seine zahlreichen Waren als Allheilmittel anpreist, war der Bass-Buffo Tigran Martirossian voll in seinem Element. Er spielte seine Partie mit Witz und Spielfreude, ungemein humorvoll und komödiantisch.Auch stimmlich war er an diesem Abend durchaus überzeugend, sein Spielbass war klangschön und intonationssicher. Schon seine Auftrittsarie „Udite udite o rustici“ gelang herrlich amüsant, ebenso sein Duett mit Adina im zweiten Akt, die Barcarole „Io son ricco e tu sei bella“.  Marie-Dominique Ryckmanns mit ihrem glockenhellen lyrischen Sopran in ihren kurzen Auftritten als Giannetta rundete das brillant aufgelegte Sänger-Quintett ab.

Gianluca Capuano als versierter, umsichtiger Dirigent des Philharmonischen Staatsorchesters ließ die eingängigen Melodien der Oper lebhaft funkeln, auch der von Christian Günther einstudierte Chor mit seinen zahlreichen szenischen Aktionen ließ keine Wünsche offen.

Nicht enden wollender Applaus am Ende dieser Vorstellung zeigte, daß auch an der Hamburger Staatsoper ein authentischer Donizetti geboten werden kann

L´Elisir d´amore an der Staatsoper Hamburg; der nächste Termin 22.4.2022

---| IOCO Kritik Staatsoper Hamburg |---

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