Schwerin, Mecklenburgisches Staatstheater, Nabucco, Figaro und Finanznöte, IOCO Aktuell, 24.09.2013

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Mecklenburgisches Staatstheater

Mecklenburgischs Staatstheater Schwerin © Silke Winkler
Mecklenburgischs Staatstheater Schwerin © Silke Winkler

Sparbeschlüsse für Orchester und Chor Und ein voller Spielplan mit Figaro, Nabucco, Bohème...

Die Landeshauptstadt Schwerin, malerisch nahe der ländlichen Küste Mecklenburg-Vorpommerns gelegen, bietet viel: Zwölf Seen auf dem Stadtgebiet, den Schweriner See  mit 61 qkm² den viertgrößten See Deutschlands, Waldreichtum. 29% der Stadtfläche von 130 qkm² bedecken Wasser, 19% Wälder. Mit 91.000 Einwohnern ist Schwerin die kleinste Landeshaupstadt Deutschlands. Größere Städte sind weit: Lübeck 54 Kilometer nach Westen, Rostock  69 KM nach Osten.

Kultur- und Bildungseinrichtungen dagegen sind rar in Schwerin, anders als in vielen   rheinischen Großstädten, Berlin oder München. Doch das architektonisch und künstlerisch so reizvolle Mecklenburgische Staatstheater Schwerin gGmbH und seine 320 Mitarbeiter leiden seit 2010 unter strukturellen Unsicherheiten. Im November 2011, inmitten einer der zahlreichen Finanzkrisen des  Staatstheaters, schrieb IOCO:Konsterniert reflektiert der unbetroffene Beobachter die Merkwürdigkeiten der föderalen Strukturen unserer Republik: 350 Millionen für eine  chaotische Staatsopernsanierung sind im kulturüberfluteten Berlin profanes Tagesgeschäft, Nebensache. In der kulturbedürftigen, ländlichen Region Schwerin führt ein Fehlbetrag von €1,4 Million an den Abgrund. Pech, wer in Schwerin zu Hause ist“. 

SPD und CDU des Landes hatten in ihrem Koalitionsvertrag 2011 vereinbart, dass die järhlichen Zuwendungen des Landes an die Theater und Orchester von €35,8 M konstant bleiben müssen, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Der verabschiedete Maßnahmenplan  verbindet betriebswirtschaftliche und künstlerische Belange.

Im September 2013 erreichte der Schweriner Tanz am Abgrund  einen weiteren Höhepunkt: Das Staatstheater musste bis Ende September 2013 einen belastbaren Wirtschaftsplan für 2014 aufstellen. Sollte bis  kein Wirtschaftsplan 2014 verabschiedet sein, kann die Soforthilfe des Landes über €2  Millionen nicht ausgezahlt werden. Insolvenzgefahr für die Staatstheater könnte eine mögliche wenn auch höchst unwahrscheinliche Folge sein.

Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin / Zuschauerraum © Silke Winkler
Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin / Zuschauerraum © Silke Winkler

Andererseits hatte das Land Mecklenburg-Vorpommern zuvor erklärt, bei Umsetzung konkreter Sparbeschlüsse, zusätzlich zur Soforthilfe ab 2016 neben der Stadt Schwerin als weiterer Gesellschafter  einzusteigen. Unter dem Druck dieser Vorgaben verständigten sich am 19. September 2013 die Orchestergewerkschaft DOV und der Deutsche Bühnenverein als Arbeitgeberverband auf Kostensenkungen: Danach reduzieren sich bis 2020 die Zahl der Vollzeitstellen des viertältesten  Orchester Deutschlands, der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin, von zurzeit 67 auf 58, die Gehälter sinken ab 1.1.2014 um 17%. gefordert waren 25%. Das heutige Einstiegsgehalt für einen Musiker beträgt €3100. Daneben verzichten die Mitglieder des Opernchores 10% ihres Gehalts, die Vollzeitstellen sinken im Chor von 26 auf 24.

Schwerin, Schweriner Schloss vom Wasser aus © Landeshauptstadt Schwerin
Schwerin, Schweriner Schloss vom Wasser aus © Landeshauptstadt Schwerin

Die Landesregierung hatte die Einsparung von 30 Stellen, und Senkung der Gehälter um 25% gefordert. Die vereinbarten Einsparungen sind von diesen Vorgaben noch weit entfernt, die erzielte Verständigung  ist nur ein Etappe auf dem Weg zu einer tragfähigen Dauerlösung. Die Kultur des Mecklenburgischen Staatstheater bleibt somit weiterhin gefangen in einem  lähmenden Kreislauf von Kulturschaffen, Kostensenkungen und Insolvenzgefahr.   

Doch, bei allen Finanzproblemen, gute Kultur und das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin wird es immer geben. Stadt und Land werden es richten, auf die eine oder andere Weise. Also locken weiterhin Figaros Hochzeit, Minna von Barnhelm, Timon von Athen, Schlafes Bruder, Sigurd der Drachentöter nach Schwerin. Die spektakulären Schweriner Schloßfestspiele 2014 stehen ganz im Zeichen von Giuseppe Verdi und Nabucco. Sie beginnen am 27. Juni 2014 (Karten-Vorverkauf ab 14.10.2013) und lohnen allein schon eine Reise an die Ostsee hoch im deutschen Norden.

IOCO / VJ / 24.9.2013

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