Ulm, Theater Ulm, PREMIERE RIGOLETTO 19. 03.2020

Ulm, Theater Ulm, PREMIERE RIGOLETTO 19. 03.2020
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Theater Ulm

Theater Ulm / Zuschauerraum © Carola Hoelting
Theater Ulm / Zuschauerraum © Carola Hoelting

PREMIERE RIGOLETTO

19. März 2020

Sie gehört zu Verdis größten Erfolgen und ist eine der berühmtesten Opern überhaupt: »Rigoletto«. Selbst wer das Werk nicht kennt, kann vermutlich das eingängige »La donna è mobile« nachpfeifen – jene leichtfüßige Hymne auf den Reiz und die angebliche Unbeständigkeit der Frauenwelt. Freilich geht es in »Rigoletto« mitnichten leichtfüßig oder gar handzahm zu, darüber hinweg kann auch schlagerträchtige Melodienreigen nicht täuschen:

In Mantua führt der Herzog ein moralisch mehr als fragwürdiges Regiment: Mit Hilfe seiner Höflinge behandelt er alle jungen und attraktiven Frauen in der Stadt wie Freiwild. Seinen Ausschweifungen sind keine Grenzen gesetzt. Auch der Hofnarr Rigoletto ist mit von der Partie, wenn es darum geht, die Geschädigten zu verhöhnen. Doch er hütet ein Geheimnis, von dem niemand erfahren soll, vor allem nicht der lüsterne Herzog: seine Tochter Gilda. Doch das Schicksal schlägt unerbittlich zu. Gilda hat sich längst in einen jungen Studenten verliebt, der niemand anderes ist als der Herzog selbst ...

In »Rigoletto« prallen Welten aufeinander: Liebe auf Lust, ein Fluch auf Rationalität, Schönheit auf Hässlichkeit (physische wie seelische), Freude auf Leid, das Leben auf den Tod – eine Vorahnung des Pariser Schauertheaters Grand Guignol und der düsteren Atmosphäre einer Gothic Novel.

Als Vorlage diente Giuseppe Verdi und seinem Librettisten Francesco Maria Piave das französische Skandalstück »Le roi s'amuse« von Victor Hugo. Es war in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein zeitgenösisscher Text mit politischem Sprengstoff. Prompt reagierte in Italien auch die Zensur. Man musste die Handlung von Paris ins »unbedeutende« Mantua verlegen und aus dem moralisch verdorbenen König wurde ein einfacher Herzog.

Kaum eine Oper Verdis atmet so viel Dunkelheit in allen ihren Facetten wie »Rigoletto«. Diese ist in Hinrich Horstkottes Inszenierung, die bereits am Oldenburgischen Staatstheater Erfolge feierte, und dem Bühgnenbild von Siegfried E. Mayer allgegenwärtig. Schmale schattige Gassen, in denen ein Mörder wie Sparafucile quasi aus dem Nichts auftauchen kann, sind das Ergebnis einer engen, gedrängten Architektur jenes historisierenden Mantuas, in dem der Herzog seiner Lust fröhnt. Die Stadt hat er quasi unterwandert. Seine Höflinge und damit auch Rigoletto leben auf kleinstem Raum, überall exisitieren Schleichwege und Türen ins Ungewisse. Körperliche Defizite, wie Rigolettos Narren-Buckel, werden klar betont: der einzig Schöne darf hier der Herzog sein. Horstkotte blickt mit genauer Kenntnis der Quellenlage, großer Musikalität und Fantasie in die seelischen Abgründe von Verdis Opernfiguren.

Nach ihrer umjubelten Lucia di Lammermoor gibt Maryna Zubko ihr Rollendebüt als Gilda, Luke Sinclair ist der tenoral strahlende Herzog und Dae-Hee Shin bringt für die zerrissene Titelpartie jene anrührende Mischung aus emotionaler Tiefe und balsamisch leuchtendem Timbre mit, die einen Rigoletto auszeichnen. Der junge ungarische Kapellmeister Levente Török sorgt am Pult der Philharmoniker für die nötige Italianità.

Premiere am 19. März 2020 um 20 Uhr im Großen Haus.

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