Salzburg, Festspiele, Haus für Mozart, MITRIDATE, RE DI PONTO – Wolfgang Amadeus Mozart, IOCO

Mozarts „Mitridate“ als funkelndes Jugendwerk bei den Salzburger Festspielen: Adam Fischer und ein herausragendes Ensemble begeistern im Haus für Mozart mit konzentrierter, semiszenischer Aufführung.

Salzburg, Festspiele, Haus für Mozart, MITRIDATE, RE DI PONTO – Wolfgang Amadeus Mozart, IOCO
Haus für Mozart © Karl Forster

von Daniela Zimmermann

Salzburger Festspiele 2025 - Mozarts „Midritate, re di Ponto“, als geniales Jugendwerk voller Dynamik

Als Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1770, gerade einmal 14 Jahre alt war und in Mailand seine Oper Mitridate, re di Ponto auf die Bühne brachte, staunte die Musikwelt. Das war kein Lehrstück eines Jugendlichen, sondern bereits ein junger Meister, der mit dramatischem Instinkt und melodischem Einfühlungsvermögen sowie mit erstaunlicher Fähigkeit die unterschiedlichsten Charaktere darstellen konnte. Die Uraufführung am Teatro Regio Ducale war ein großer Erfolg und der Beginn von Mozarts großer Karriere als Opernkomponist.

Über zweieinhalb Jahrhunderte später fand dieses frühe Meisterwerk nun seinen Weg auf die Bühne der Salzburger Festspiele. Nicht als große Operninszenierung mit großem Aufwand, sondern als bewusst reduzierte, semiszenische Aufführung. Hier lag der Fokus nicht in der Ausstattung der Bühne und der Sänger, sondern im Erlebnis der Musik.

Julie Roset (Ismene), Paul-Antoine Bénos-Djian (Farnace), Sara Blanch (Aspasia), Pene Pati (Mitridate), Elsa Dreisig (Sifare), Iurii Iushkevich (Arbate), Mozarteumorchester Salzburg © SF/Marco Borrelli

Die Handlung führt uns in das antike Pontos zur Zeit der römischen Expansion. König Midritate kehrt aus dem Krieg gegen Rom zurück, jedoch nicht mehr als unangefochtener Herrscher. Intrigen, politische Allianzen und private Leidenschaften bedrohen seine Macht. Seine beiden Söhne, Sifare und Farnace stehen zwischen der Loyalität zum Vater und eigenen Interessen. Farnace neigt zum Verrat und Sifare liebt die Verlobte des Vaters, die griechische Prinzessin Aspasia. Zwischen Liebe und Pflicht, zwischen politischem Kalkül und persönlicher Sehnsucht ergeben sich Situationen aus Treueverpflichtungen und Täuschungen.

Als Midritate erfährt, dass Sifare und Aspasia einander lieben, empfindet er einen doppelten Verrat, politisch durch Farnace und persönlich durch Sifare. Im Angesicht der drohenden Niederlage gegen Rom beschließt der König, seinem Leben ein Ende zu setzen. In seinen letzten Atemzügen verzeiht er jedoch beiden Söhnen und übergibt ihnen die Verantwortung für das Reich, bevor er stirbt. So endet die Geschichte eines Königs, der im Untergang Größe zeigt.

Adam Fischer, einer der großen Humanisten unter den Dirigenten, stellt die Musik in den absoluten Mittelpunkt. Mit dem Mozarteums Orchester Salzburg entwickelte er einen so feinen Klang, der aber trotzdem voller innerer Spannung ist. Fischer dirigiert nicht nur mit dem Taktstock, sondern mit dem ganzen Körper. Jeder Einsatz schien durch seine Mimik, seine Schultern, seine Hände zu sprechen. Das Beben seiner Gesten übertrug sich unmittelbar auf das Orchester und die Sänger. Fischer kommunizierte mit allen und auch wir erlebten Mozarts Jugendwerk hier noch einmal mit.

Elsa Dreisig (Sifare), Pene Pati (Mitridate), Paul-Antoine Bénos-Djian (Farnace), Mozarteumorchester Salzburg, Adam Fischer (Musikalische Leitung) © SF/Marco Borrelli

Die semiszenische Aufführung gibt Raum für Gestaltung. Regisseurin Birgit Kajtna-Wönig setzte die Figuren klar in Szene. Die Kostüme von Bernadette Salzmannunterstützen die moderne Inszenierung, zeitlos und zurückhaltend. Kein Prunk, keine Ablenkung, hier gehört der Musik die ganze Aufmerksamkeit.

Der samoanische Tenor Pene Pati betritt die Bühne als König Midritate mit beeindruckend sicherer Höhe. Seine Stimme ist kraftvoll, voller Resonanz und mit klar artikulierten Passagen. Sara Blanch singt die Aspasia und Elsa Dreisig den Sifare. 2 Sopranistinnen, deren Duo ein Höhepunkt der Aufführung ist. Blanch überzeugt mit dramatischer Präsenz und starker Ausdruckskraft. Ihre Arien „Nel grave tormento“ und „Ah ben, ne fui presaga!“ wurden mit viel Applaus bedacht. Dreisig beeindruckt mit einer makellosen Technik. Sie singt mit einer strahlenden Klangfarbe und emotionaler Tiefe. Paul Antoine Benos Djian, der Countertenor singt Farnace, war der kraftvolle Gegenspieler. Mit kraftvoller Artikulation und glaubhaftem Rollencharakter war sein Farnace eine der prägnantesten Leistungen dieser Aufführung. Die junge, liebevolle Ismene singt Julie Roset mit einfühlsamer Präsenz.

Die Besetzung war ein echtes Juwel. Jede Stimme war für sich ein Genuss. Die einmalige Mischung aus wunderbaren Stimmen, differenzierter Rollenzeichnung und Bühnenpräsenz machte diese Midritate-Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis.