Münster, GOP Varieté, HOT SPOT - Tempel der Artistik, IOCO

GOP Münster: Niemand glaubt, dass es einfach ist, was man im Varieté zu sehen bekommt. Wie schnell scheitert man schon als Publikum an der kleinen Konzentrations-Aufgabe, die gleich anfangs ....

Münster, GOP Varieté, HOT SPOT - Tempel der Artistik, IOCO
GOP Varieté-Theater Münster © GOP Münster

Wo Artistik ganz nahe kommt - „Hot Spot“ macht das GOP Varieté Münster zum Tempel der Artistik

Von Hanns Butterhof

Niemand glaubt, dass es einfach ist, was man im Varieté zu sehen bekommt. Wie schnell scheitert man schon als Publikum an der kleinen Konzentrations-Aufgabe, die gleich anfangs der Schau von Andreas Wessels gestellt wird, dem vielseitigen Künstler und sympathischen Moderator von „Hot Spot“!

HOT SPOT youtube @ GOP Varieté Münster

Er präsentiert eine stolze Reihe von Artistinnen und Artisten, die einem nichts als schiere Bewunderung abnötigen. Die beginnt mit Danilo Marder, der in zwei Metern Höhe mit männlicher Eleganz und totaler Körperbeherrschung die Figuren seiner Handstand-Equilibristik zelebriert. Diese Eigenschaften teilt er mit Jeka Dehtiarov, der am Cyr, dem einreifigen Geschwister des Rhönrads, auf der kleinen Bühne des GOP atemberaubend, selbst mit verbundenen Augen, seine Kreise zieht. Am Flying Pole begeistert er, wenn er ohne Netz und doppelten Boden an dem in der Luft hängenden Stab akrobatisch seine ästhetischen Figuren entwirft.

Weibliche Eleganz bringt Annika Hakala mit ihrem Hula Hoop auf die Bühne. Die Reifen scheinen ihr in allem ganz selbstverständlich zu Willen zu sein, selbst im Handstand und am ausgestreckten Fuß. Mehr noch als bei Annika entzieht sich jeglicher Erfahrung, was die „Skating Mendini“ auf einem Tischchen mit zwei Meter Durchmesser auf ihren Rollschuhen leisten.  Nicht nur schleudert Dylan seine Schwester Asia mit atemberaubenden Schwüngen um sich. Nur mit einer Schlinge mit einander verbunden dreht sich Asia dabei noch rasend schnell um sich selber. Da bleibt nur reine Bewunderung.

GOP Münster - hier Danilo Marder @ GOP

Während das Duo Forza sich nicht so recht zwischen Artistik und Comedy entscheidet und der coole Mike Chao ganze Kartenspiele und Bälle aus seinen Händen und allen möglichen anderen Stellen hervorzaubert und in Schnipseln zu Boden schweben lässt, sind die Togni Brothers ganz entschieden starke Artisten. Bei ihren ikarischen Spielen begeistern sie, indem der Kräftige von ihnen den Leichteren  mit seinen Füßen zu mehrfachen Salti in die Luft katapultiert, um ihn dann mit den Füßen wieder aufzufangen - ohne dass Ikarus abstürzt. Unfassbar!

Etwas anders verhält es sich mit dem sympathisch die Schau mderierenden Jongleur Andreas Wessels. Seine Kunstfertigkeit liegt ganz nahe am Alltag mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Er jongliert mit bis zu sechs fußballgroßen Bällen und springt mit ihnen auch kurz Seilchen. Er mischt sich, mit den Zutaten jonglierend, einen Cocktail und zündet sich die Zigarette in seinem Mund mit einem Streichholz an, dass er sich von hinten brennend durch die Beine wirft und vieles mehr dieser Art. Besonders bei einer raumgreifenden Jonglage mit fünf Leuchtröhren, die ihn gemächlich umkreisen, kommt eine Ahnung von der Geduld und dem Gestaltungswillen auf, die Wessels für seine Kunst aufbringt und die in den bewunderten Leistungen der anderen Artisten gar nicht mehr sichtbar sind. Damit kommt er dem Publikum einzigartig nahe.

Nach zwei Stunden nur durch eine Pause unterbrochener hochklassiger Artistik gab es anhaltenden Beifall des sehr gut unterhaltenen Publikums für alle an „Hot Spot“ Beteiligten.

Read more