Gänserndorf bei Wien, Rathaus, Richard Wagner Hommage - zum 210. Geburtstag, IOCO Kritik, 06.05.2023
Richard Wagner Hommage - zum 210. Geburtstag 1813
- Ursula Wies - Thomas Weinhappel - Frank Bornemann -
von Marcus Haimerl
Den 210. Geburtstag Richard Wagners (22. Mai 1813 - 13. Februar 1883) nehmen der Wiener Bariton Thomas Weinhappel und der aus Deutschland stammende Auersthaler Pianist Frank Bornemann zum Anlass, am 11. Mai 2023 auf Initiative der in Frankreich lebenden Auslandsösterreicher und des österreichischen Kulturforums in Gänserndorf bei Wien einen Wagner-Abend zu gestalten, durch den die Moderatorin Ursula Wies führen wird. Auf dem Programm stehen neben dem Monolog des Holländers (Der fliegende Holländer), Ausschnitte zweier Szenen aus dem Lohengrin („Dank König dir, dass du zu richten kamst!“ und „Du fürchterliches Weib“), aber auch der Rheingold-Wotan mit „Abendlich strahlt der Sonne Auge“ und „Vollendet das ewige Werk“ und Donner („Heda, heda, hedo! Zu mir, du Gedüft!“), sowie Wotans Abschied von Brünnhilde aus der Walküre („Leb wohl du kühnes, herrliches Kind“).
Auf Initiative des Stadtrates der Stadtgemeinde Gänserndorf, 25 Km von Wien entfernt, konnte man am 30. April 2023 eine heimische Variante dieses Abends erleben. Die Künstler finden dabei eine bemerkenswert neue Form, Richard Wagner auf ganz besondere Weise zu präsentieren, die nicht nur die erklärten "Wagnerianer", sondern vielmehr auch jene im Publikum, die sich bisher noch wenig mit Wagner beschäftigt haben, anspricht.
Dies gelingt der Moderatorin Ursula Wies durch verbindende Texte zwischen den einzelnen Musikstücken, in denen sie kurzweilige Anekdoten über Wagners Leben in Paris und Wien unterhaltsam erzählt und Figuren seiner Werke auf erhellende Weise analysiert. So erweitert sich im Publikum das Verständnis für Holländer, Telramund und Wotan.
Im Zusammenhang mit Lohengrin erfuhren die interessierten Zuhörer, dass Wagner seine romantische Oper erst 1876 in Wien zum ersten Mal selbst hören konnte, weilte er doch zum Zeitpunkt der Uraufführung als steckbrieflich gesuchter Revolutionär im Schweizer Exil. Als Exkurs wurde aber auch das nach anderthalb Jahren und mehr als 70 Proben als unspielbar zurückgewiesene Werk Tristan und Isolde thematisiert.
Thomas Weinhappel überzeugt in diesen Wagnerrollen mit seiner zwischenzeitlich noch deutlich größer gewordenen Stimme, die mit ihrer Strahlkraft den Saal des Kulturhauses mühelos beherrscht. Seit seinen Wagnerabenden 2020 und 2022 ist es ihm merklich gelungen, sich signifikant in Präsenz, Modulation und Intensität zu steigern, wozu unter anderem auch seine exzellente Wortdeutlichkeit beiträgt. Auch darstellerisch gelingt es ihm, sogar im kammermusikalischen Rahmen eines Klavierabends, die Partien überzeugend mit Leben zu erfüllen. Davon, dass Thomas Weinhappel aber auch die leisen und zarten Töne Schuberts meisterhaft beherrscht, konnte sich das Publikum bei seiner Zugabe „An die Musik“ überzeugen. Man glaubt ihm, dass er sich damit - wie er einleitend sagt – stellvertretend für alle bei ihr, die ihm das Liebste ist, bei der Musik, bedanken will.
Den passenden Klangteppich bereitet Frank Bornemann, der nicht nur als idealer, einfühlsamer Begleiter, sondern vielmehr auch als herausragender Solist sein Können zeigen durfte. Mit der Tannhäuser-Klavierparaphrase von Franz Liszt begeistert der Pianist das Publikum derart, dass diesem Stück im ersten Teil des Konzertes das Prelude Opus 8 von Alexander Nikolajewitsch Skrjabin als Zugabe folgte. Auch mit diesem Stück konnte er sein beachtliches pianistisches Können beweisen.
Auf ihn geht auch die Idee zurück, den in Not geratenen Kindern und Lehrerinnen und Lehrern des Lyzeums der technischen Hochschule Kiew den Erlös des Abends zugutekommen zu lassen.
Nicht nur, weil hier Könner ihres Faches am Werk waren, sondern auch Neulinge einen Zugang zu Wagner finden konnten, bedankt sich das Gänserndorfer Publikum, für das dieses Geburtstagsfest für Richard Wagner sicher zu den Raritäten zählt.
Ein derart herzlicher Applaus für den ungewöhnlichen Abend gehört sicherlich zu den Ausnahmen im Kulturhaus, von Gänserndorf, welches auch Schmied-Villa genannt wird. Vor dem im 19. Jahrhundert erbauten Gebäude, das auf die Initiative des ehemaligen Schuldirektors Schmied zurückgeht, befindet sich das 2009 errichtete Denkmal für den Militärmusiker und Zeitgenossen Wagners, Johann Gottfried Piefke, dessen Name in Österreich zum Synonym für Deutsche geworden ist.
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