Düsseldorf, Schauspielhaus, MOBY DICK - Herman Melville, IOCO
MOBY DICK: Zum Auftakt der Theatersession 2024/25 bietet das Düsseldorfer Schauspielhaus ein besonderes Erlebnis. Die Inszenierung eines der weltweit bedeutendsten Repräsentanten des Gegenwartstheaters: Robert Wilson.
Düsseldorfer Schauspielhaus - MOBY DICK von Herman Melville - Regie, Bühne, Licht: Robert Wilson - Songs and Lyrics: Anna Calvi
von Rainer Maaß
Moby Dick made by Robert Wilson
Zum Auftakt der Theatersession 2024/25 bietet das Düsseldorfer Schauspielhaus ein besonderes Erlebnis. Die Inszenierung eines der weltweit bedeutendsten Repräsentanten des Gegenwartstheaters: Robert Wilson. Bereits zum vierten Mal ist es Generalintendant Wilfried Schulz gelungen, Robert Wilson für Düsseldorf zu gewinnen. Nach Der Sandmann ‚ Das Dschungelbuch und Dorian, steht diesmal sein Moby Dick auf dem Programm. Der Amerikaner ist mehr als ein traditioneller Regisseur. Seine Arbeiten verbinden Elemente aus Tanz, Performens, Architektur, Malerei, Musik und Schauspiel. Sein Umgang mit Zeit, Licht und Raum auf der Bühne schafft spektakuläre Bilder. Man muss es erlebt haben.
Moby Dick ist ein sehr spezieller Stoff. Die wenigsten haben den 1.000seitigen Roman von Herman Melville gelesen. Aber die meisten kennen in etwa die Story um den holzbeinigen Kapitän Ahab; der jagt wie besessen den weißen Wal Moby Dick, der ihm einst ein halbes Bein abriss.. Ein Kampf um Leben und Tod. Dafür ist er bereit sein Schiff, sein Leben und seine Mannschaft zu opfern.
Robert Wilson zeigt uns in 20 Bildern mit einem großen Ensemble seine Interpretation dieser höllischen Jagd. Schon vor Beginn, beim Betreten des Zuschauerraums, mischen sich zwei Gefühle. Zu hören ist sanfter, unschuldiger Walgesang aus der Tiefe des Meeres. Im Kontrast dazu das raumfüllende Gemälde vor der Bühne: Ein riesiger Wal erhebt sich aus den tosenden Fluten des Meeres. Man ahnt Schlimmes. Und schon als sich die Türen schließen, bricht der Sturm los. Das Orchester, Music Supervisor und Arrangements Chris Wheeler, gibt einen lautstarken Vorgeschmack auf das Tosen des Meeres und den Kampf der Gewalten.
Bevor es jedoch so richtig losgeht, lernen wir im ersten Bild eine wichtige Person kennen. Robert Wilson hat sich die Freiheit genommen, sie der Story hinzuzufügen: ‚The Boy‘! Der Junge taucht in vielen Bildern auf. Er ist der Schelm, das übermütige Kind. Einer, der immer ins Bild platzt, wenn die Szene allzu schwarz, allzu bedrohlich wird. Dieser Junge erfreut sich am Leben und hat mit Todesgedanken nichts am Hut. Christopher Nell brilliert in dieser Rolle. Vielleicht ist er der Enkel des einzig überlebenden Matrosen Ismael. Immer und immer wieder erzählt dieser seinem Enkel die traurige Geschichte, die der Junge nicht mehr hören mag.
Es folgen 19 penibel durchchoreographierte Szenen. Angefangen vom Anheuern der Mannschaft, vom letzten Gottesdienst, gefolgt vom Treffen mit Kapitän Ahab, der hier von Rosa Enskat gespielt wird. Und letztendlich mit dem sinnlosen Kampf mit Moby Dick. Man spürt, dass der Meister nichts dem Zufall überlässt. Auch die Bewegungen der Darsteller folgen strengen Regeln. Manchmal bewegen sie sich fast wie ferngesteuerte Marionetten. Licht und Dunkelheit treffen trennscharf aufeinander. Und wenn es in seine Idee passt, kreuzt Wilson Theaterbilder mit Impressionen aus der legendären John-Huston-Verfilmung von 1956.
Moby Dick made by Robert Wilson ist ein Kunstwerk, das man auf sich wirken lassen muss. Dafür, dass man es gerne tut, sorgt auch die Musik der britischen Singer–Songwriterin Ann Calvi, die jetzt nach Der Sandmann zum zweiten Mal für Robert Wilson gearbeitet hat. Zum großen Ensemble zählt als The Boy auch Christopher Nell; Nell wirkte schon vielfach in Wilsons Inszenierungen mit.
Auch Sie werden von der mitreißenden wie aufwendigen Produktion im Düsseldorfer Schauspielhaus begeistert sein! Wie schon zuvor das Premierenpublikum.
Kommentare ()