Dresden, Staatskapelle Dresden, Hommage an Rachmaninow und Skrjabin, 15.04.2012


Sächsische Staatskapelle Dresden
Hommage an Rachmaninow und Skrjabin

Sergej Rachmaninow und Alexander Skrjabin werden selten in einem Atemzug genannt: Der eine gilt als »letzter Romantiker«, der andere als synästhetischer Visionär. Im 9. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden wagen Kirill Petrenko, der designierte Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, und Boris Berezovsky den Versuch einer Annäherung der beiden großen Russen.
Eigentlich gelten ihre Standpunkte als unvereinbar – und doch gibt es erstaunliche Parallelen: Alexander Skrjabin und Sergej Rachmaninow, 1872 bzw. 1873 geboren, studierten gemeinsam am Moskauer Konservatorium und schlossen ihre Klavierausbildung gleichzeitig ab. Nicht nur als Pianisten, sondern vor allem als Komponisten waren sie dann zur Zeit der Jahrhundertwende Konkurrenten um die neuesten Entwicklungen in der Tonalität. Doch während Rachmaninow, damals kompositorisch absolut auf der Höhe der Zeit, den Schritt in die Atonalität letztlich scheute, kannten Skrjabins Vorstellungen einer Musik der Zukunft keine Grenzen: Ihm schwebte eine Synthese aller Künste vor, Ideen von Mystik und Farbenklavier vereinten sich in seiner Vorstellung zu einem Gesamtkunstwerk, das letztlich auf eine Wiedergeburt der Menschheit abzielte. Sein früher Tod 1915 machte diesen Ideen ein Ende. Rachmaninow dagegen erwarb sich im amerikanischen Exil – als phänomenaler Pianist und »spätromantischer« Komponist – schon zu Lebzeiten einen legendären Ruf, der das Bild dieses Komponisten bis heute prägt.
Der Dirigent Kirill Petrenko stellt die beiden Komponisten im Rahmen des 9. Symphoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle mit fünf Hauptwerken in verschiedenen Programmkonstellationen umfassend gegenüber. Ihm zur Seite steht mit Boris Berezovsky ein »Musiker von blendender Virtuosität und formidabler Kraft« (The Times), der den Klavierkonzerten von Rachmaninow (Nr. 3 und 4) und Skrjabin mit dem dafür nötigen pianistischen Einsatz nachkommen wird.
Eine Hommage an die beiden Komponisten ist übrigens in Dresden besonders sinnträchtig: Rachmaninow lebte in den Wintermonaten der Jahre 1906 bis 1908 in der Elbmetropole und schrieb hier einige seiner wichtigsten Kompositionen. Außerdem konzertierte er mehrfach mit der »Königl. musikalischen Kapelle«. Der damalige Generalmusikdirektor Ernst von Schuch setzte sich auch früh für das Schaffen Alexander Skrjabins ein: Bereits 1912 dirigierte er dessen dritte Symphonie »Le Divin Poème« in einem Symphoniekonzert in der Semperoper und unterstrich damit den Rang Dresdens als ein Zentrum für das damalige zeitgenössische Musikschaffen.
Auch die beiden jetzt aufgeführten Klavierkonzerte von Rachmaninow sind eng mit Dresden verbunden: Das dritte Klavierkonzert skizzierte Rachmaninow 1909 noch in Dresden; die Erstfassung des vierten Klavierkonzerts schloss er 1926 bei einem seiner späteren Aufenthalte in der Elbmetropole ab.
Nach den jetzigen Konzerten in der Semperoper wird das Rachmaninow-Skrjabin-Projekt auch im Konzerthaus Dortmund zu erleben sein, wohin die Staatskapelle zu einer zweitägigen Residenz eingeladen wurde. Die Annäherung der beiden Komponisten wird also auch dort gängige Klischees in Frage stellen und – bei allen Unterschieden – möglicherweise sogar erstaunliche Parallelen offenbaren.
Autor: Tobias Niederschlag
9. Symphoniekonzert Sonntag, 15. April 2012, 11 Uhr Montag, 16. April 2012, 20 Uhr Dienstag, 17. April 2012, 20 UhrSemperoper Dresden
Kirill Petrenko, Dirigent
Boris Berezovsky, Klavier
-
April
Sergej Rachmaninow
Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30
Alexander Skrjabin
Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 43 »Le Divin Poème« -
April
Sergej Rachmaninow
Klavierkonzert Nr. 4 g-Moll op. 40
Alexander Skrjabin
Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 43 »Le Divin Poème« -
April
Alexander Skrjabin
Klavierkonzert fis-Moll op. 20
Sergej Rachmaninow
Klavierkonzert Nr. 4 g-Moll op. 40
Alexander Skrjabin
»Le Poème de l’Extase« op. 54
Bitte beachten Sie, dass sich die Programme im Vergleich zu den Ankündigungen im Konzertplan der Staatskapelle Dresden leicht geändert haben.
Kostenlose Einführungen durch den Konzertdramaturgen jeweils
45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper
Residenz im Konzerthaus Dortmund
19. und 20. April 2012
Programme wie am 15. & 17. April
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