Dresden, Semperoper, Musikfestspiele 2022 - Filarmonica della Scala, IOCO Kritik, 17.05.2022

Dresden, Semperoper, Musikfestspiele 2022 - Filarmonica della Scala, IOCO Kritik, 17.05.2022
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Semperoper

Semperoper © Matthias Creutziger
Semperoper © Matthias Creutziger

Filarmonica della Scala - begeistert in Dresden

Dresdner Musikfestspiele 2022 - Gustav Mahler - Erste Symphonie

von Thomas Thielemann

Riccardo Chailly, Sohn des italienischen Komponisten Luciano Chailly (1920-2002) ist in Sachsen ob seiner mehrjährigen Tätigkeit als Kapellmeister des Gewandhausorchester Leipzig kein Unbekannter. Zu den Dresdner Musikfestspielen 2022 war er am 15. Mai 2022 mit „seiner“ Filarmonica della Scala, dem symphonischen Zweig des berühmten Mailänder Opernhauses, des Teatro alla Scala, in den Kulturpalast der Landeshauptstadt gekommen.

 Musikfestspiele Dresden 2022 / Filarmonica della Scala - Riccardo Chailly und Violonist Ray Chen © Oliver Killig
Musikfestspiele Dresden 2022 / Filarmonica della Scala - Riccardo Chailly und Violonist Ray Chen © Oliver Killig

Für eine Interpretation des „Violinkonzertes e-Moll op. 64“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) hatte er den in Taiwan geborenen und in Australien aufgewachsenen Solisten Ray Chen mitgebracht. Das Konzert, 1844 in Bad Soden in entspannter Umgebung entstanden und 1845 in Leipzig uraufgeführt, gehört zu den beliebtesten und meistgespielten Werken der Geigenliteratur.

Den ersten Satz spielte Ray Chen mit der Stradivari „Samazeuilh“ aus dem Jahre 1735 beherzt, technisch  lupenrein und mit einer wundervollen Kadenz. Den zweiten Satz, mit zartem, fast überirdischem Ton, ließ er insbesondere in den lyrischen Passagen ruhig angehen, ohne die Spannung zu verlieren.

Musikfestspiele Dresden 2022 / Filarmonica della Scals und Violonist Ray Chen © Oliver Killig
Musikfestspiele Dresden 2022 / Filarmonica della Scals und Violonist Ray Chen © Oliver Killig

Den Finalsatz gestaltete Chen folgerichtig mit einem intensiven Pathos, mit geräuschhaften Bogenstrichen und energischen Gesten, während Riccardo Chailly im Hintergrund mit perfekter Balance die melodische Begleitung sicherte.

Den Kopfsatz der „ersten Symphonie D-Dur“ von Gustav Mahler (1860-1911) ging Riccardo Chailly im zweiten Konzertteil zunächst gemächlich an. Unterstützt von phantastischen Solo-Bläsern gestaltete er fast aus dem Nichts eine zarte Schilderung des Erwachens der Natur, bevor Volkslied-Intonation und gelöstere Stimmungen das Klangbild intensivierten. Nach der von Mahler ausdrücklich gewünschten Satzpause führte Chailly das Orchester mit der erreichten Intension das Scherzo wie auf einem Plateau, um sich im „Feierlich-Bewegtem“ auf seine Kompetenz zu konzentrieren. Wie eine Oper inszenierte er lang aushaltend Gefühle des Kampfes, entwickelte berauschende Höhepunkte. Trotz aller Spannung und Aufregung gelingt es dem Italiener sein hervorragend eingestelltes Orchester zu einem scheinbar endgültigen Triumph zu führen.

Damit hatte sich Riccardo Chailly aber die Möglichkeit genommen, mit dem Finalsatz den Ausdruck einer verzweifelten Situation zu entwickeln, so dass er fast zwangsläufig eine rasante Schlussentwicklung bieten musste und dank der Qualität des Orchesters auch bieten konnte.

Die Besucher des ohne Leerplätze besetzten Kulturpalastes reagierten auf die Mahler-Interpretation der Filarmonica della Scala mit frenetischem Beifall. Auch ich, ein „Halb-Leipziger“, hätte mir nie vorstellen können, einem Chailly-Konzert mit stehenden Ovationen zu danken

Dresdner Musikfestspiele 2022 - das vollständige Programm HIER!

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