Collioure, Musée d'Art moderne de Collioure, 2 Ausstellung „Les Collections“ und „Les Américaines“, IOCO

Collioure, Musée d'Art moderne de Collioure, 2 Ausstellung „Les Collections“ und „Les Américaines“, IOCO
Das Musée d'Art moderne de Collioure © Musée

Collioure im Spiegel seiner Gemälde

Das „Musée d'Art moderne de Collioure“ zeigt seine Kollektion

Von Hanns Butterhof

COLLIOURE: Eine der schönsten des an schönen Städten reichen Roussillon, der im Süden Frankreichs am Mittelmeer gelegenen und an Spanien grenzenden Region, ist Collioure. An dessen südlichem Rand liegt das kleine „Musée d'Art moderne de Collioure“ in der „Villa Pams“ auf einem der ihren Fuß im Mittelmeer badenden Ausläufer der Pyrenäen. Sie blickt hinunter auf die Stadt mit ihrer Vauban-Festung und dem malerischen Hafen, den in Bildern zu verewigen von Henri Matisse, André Derain und Paul Signac bis hin zu Pablo Picasso kaum ein Maler der Moderne ausgelassen hat. Der um 1880 herum errichtete, schlossartige Bau mit seinen katalanischen Schmiedearbeiten und Keramiken passt perfekt in die Landschaft.

1985 wurde das Museum mit seinem anspruchsvoll klingenden Namen in der „Villa Pams“ eröffnet und zeigt jetzt bis zum 4. Januar 2026 auf zwei Etagen „Les Collections“, selten ausgestellte Werke aus seinem Depot vom späten 19. Jahrhundert bis zu jüngsten Erwerbungen. Es verspricht eine Entdeckungsreise zu der Landschaft, die bis in die Gegenwart viele Künstler inspiriert hat.

Henry Verge-Sarrat „Collioure“, © Hanns Butterhof

Steigt man über die klassisch katalanische enge Steintreppe in die erste Etage, trifft man im ersten Saal weniger auf Landschaft als auf ein gutes Dutzend meist mittelgroßer Stadtansichten von Collioure. Auf allen fällt auf, wie gedeckt die Farben sind, wie wenig sie von dem Licht mitteilen, für das Henri Matisse Collioure 1905 berühmt gemacht hat, und wodurch sie erst zu einer Künstlerstadt wurde; von „modern“ ist wenig zu sehen. So zeigt etwa Henry Verge-Sarrat „Collioure“ (um 1920), den  Blick auf Stadt und Hafen verschattet durch das Blattwerk eines verästelten Ahornbaums, und bei André Masson duckt sich „Collioure“ (1919), leicht kubistisch und wenig spezifisch, unter eine Pinie.

Im zweiten Raum sind die Bilder der Stadt belebt. Auf Laurent Auberge De Garcias undatiertem „Collioure le 16 août“ zeigt ein übermannshohes Ölbild  plakativ die von der Bevölkerung begeistert gefeierte Ankunft der Reliquien des Stadtheiligen St. Vincent auf einer Barke im Hafen. Und bei Louis Bausil flicken Fischer ihre Netze „Sous les Ormes“ (1912), im Schatten der Ulmen, hinter denen ein Stück Hafenpromenade zu sehen ist. Etwas aus dem Rahmen fällt Léopold Survage mit „Les Porteuses“ (1925), das in Sepiatönen bildfüllend eine zur Karyatide stilisierte Frauenfigur zeigt, die in einer teilweise verschneiten Berglandschaft einen vollen Korb auf dem Kopf trägt.

Julien Descossy „Grande barque“, © Hanns Butterhof

In die zweite Etage geht es nicht nur einige enge Treppenstufen hinauf, sondert in die ganz andere Bilderwelt der Gegenwartskunst. Dort verschwindet Collioure nahezu völlig als Motiv. Man wird von Jean-Baptiste Des Gachons' Acrylbild „L'etreinte“ von 2019 begrüßt, das die Umarmung eines Paares in Rosa und Hellgrün in einer Mischung von Popart und Kubismus darstellt. Dass in der Serie von neun kleinformatigen Bildern von Frédéric Khodja eine „Collioure passage“ (2024) gemeint ist, muss man dem Titel glauben; es sind eher Farbstudien, auf denen als Mikromotive eine Treppe, ein Fenster und eine Tür wie an jedem beliebigen Ort ausgemacht werden können.

Der Rundgang finden in einem Raum mit vier Großformaten sein Ende. Auf dem Ölbild von Julien Descossy „Grande barque“ von 2014 nimmt ein bemaltes Fischerboot traditioneller Bauart die gesamte Fläche vor einem abendroten Hintergrund ein. Es ist ganz von Stadt und Landschaft so losgelöst, wie auch sein bedeutsam neben dem Ausgang platziertes Ölbild „Le fort Saint-Elme“ von 2014 das über Collioure gelegene Fort darstellt. Thomas Verny zeigt auf „Le Phare III“ von 2011 nur silhouettenhaft abstrahiert den Leuchtturm am Hafen von Collioure, und Sebastien Frere mit „Été“ von 2021 einen zwar ansprechenden, aber ortlos anonymen Sommer.

Dieser letzte Raum nimmt das Thema der vorletzten großen Ausstellung im „Musée d'Art moderne de Collioure“ wieder auf, die dem Verschwinden des alten Collioure gewidmet war, das auch sein Verschwinden als Künstlerstadt bedeutete (siehe dieser IOCO-Artikel).

So schlägt die Ausstellung „Les Collections“ einen schönen Bogen von den Anfängen Collioures als Künstlerstadt bis zu seinem Aufgehen im modernen Massentourismus heute, und beim Durchgang durch die Ausstellung legt das Verschwinden von Stadt und Landschaft aus den Bildern seiner Maler von diesem Prozess ein deutliches Zeugnis ab.

Bis zum 4. Januar 2026 zeigt Emilie Dumas in der Seitengalerie des Museums die kleine Ausstellung „Les Américaines“ (Die Amerikanerinnen) mit vier großformatigen Bildern von nicht nur amerikanischen Limousinen und einer kleinen Installation.

Emilie Dumas „Boite à gants et bolide“, © Hanns Butterhof

Beide Ausstellungen, „Les Collections“ und „Les Américaines“, können bis zum 4.1.2026 besichtigt werden.

 

Adresse: Villa Pams, 4 route de Port-Vendres, 661190 Collioure

Kontakt: contact@museecollioure.com

Telefon: +33 (0)4 30 44 05 46

 

Öffnungszeiten: Täglich außer Dienstag von 10 – 12 und 14 – 18 Uhr.

Eintritt 3 €, reduziert 2€ . Für Kinder bis 12 Jahre und Behinderte ist der Eintritt frei.

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