Brenda Roberts - Diskographie - Teil 1, 15.10.2018

Brenda Roberts - Diskographie  - Teil 1,  15.10.2018
CD Brenda Roberts in Frao ohne Schatten Brenda Roberts in Elektra 1975 HH © Sebastian Sierke
CD Brenda Roberts in Frau ohne Schatten Brenda Roberts in Elektra 1975 HH © Sebastian Sierke

BRENDA  ROBERTS  -  DISKOGRAPHIE  - Teil 1

Von Rolf Brunckhorst

Am 11. Januar 2019 ist es soweit: BRENDA ROBERTS präsentiert ihren Soloabend mit Werken von Poulenc, Wagner und Richard Strauss in der Kleinen Laeiszhalle in Hamburg.

Wer sich ein bisschen auf diesen Abend vorbereiten will, kann sich anhand einer kleinen Diskographie, die in mehreren Teilen erscheinen wird, über das Wirken von Brenda Roberts informieren.

Beginnen wir mit drei absoluten „must have recordings“ von Brenda Roberts:  Da ist natürlich zuerst ihr Bayreuther Debüt im Jahre 1974 als SIEGFRIED“ - Brünnhilde zu nennen. Man höre sich die letzte halbe Stunde mit dem Duett Siegfried-Brünnhilde an. Nach einem „Heil dir Sonne“, strahlend und ohne jeden Wackler gesungen, zieht Brenda Roberts sich in die Rolle eines scheuen keuschen Mädchens zurück und findet wunderbar innige Töne z.B. in „Ewig war ich“. Dann zeigt Brenda Roberts, dass sie auch für die Schlusspassagen über hochdramatischen Schneid verfügt, und krönt die Szene mit einem sicheren hohen C. Diese Aufnahme zeigt auch sonst „Bayreuth at its best“: Jean Cox ist als Siegfried schon lange geradezu eine Legende, Donald McIntyre beherrscht den Wotan in allen Facetten, Heinz Zednik war ein einzigartiger Mime, Franz Mazura als Alberich ein exzellenter Charakterbass, Marga Höffgen war eine pastose Erda, Heinz Feldhoff ein röhrender Fafner, und als Waldvogel grüßt Yoko Kawahara ihre Hamburger Fangeminde. Dazu das Bayreuther Festspielorchester unter Horst Stein, das Ganze in brillanter Qualität – was will man mehr !

Bayreuther Festspiele 1974 / Siegfried © OperaDepot
Bayreuther Festspiele 1974 / Siegfried © OperaDepot

Wie auch die SIEGFRIED-Aufnahme, galt auch die Hamburger ELEKTRA jahrzehntelang als verschollen. Gottseidank ist sie wieder in den Umlauf gekommen, und man kann hören, warum so lange nach dieser Aufnahme gefahndet worden ist. Brenda Roberts' Gestaltung der Titelpartie ist einzigartig, große Teile der Partie werden von ihr ganz lyrisch gesungen, besonders ergreifend gestaltet sie die Totenklage und dasn Wiedersehen mit Orest. Besonders in der letzteren Szene gibt es Passagen, die zum niederknien schön klingen. Dass Brenda Roberts aber auch einer Martha Mödl (Klytämnestra) Paroli bieten kann, und in dem Finale zu einer wahrlich hochdramatischen Elektra wird, ist ein beeindruckender Beweis für diese singuläre Gestaltung der Titelpartie. Ihr gegenüber steht Martha Mödl als unglaublich differenziert singende und dramatisch unfassbar präsente Klytämnestra. Ebenso einzigartig auf ihre Art gestaltete Arlene Saunders eine etwas naive, mädchenhafte und schließlich emphatisch-freudig agierende Chrysothemis. Die Aufnahme erklärt, warum die Saunders fast zwei Jahrzehnte lang Hamburgs Publikumsliebling im jugendlich-dramatischen Fach gewesen ist. Die Hauptrollen runden der prächtig klingende Tom Krause als Orest und der herrlich hysterische Richard Cassilly als Aegisth ab. Die weiteren Rollen zeugen von dem hohen Standard des Hamburger Ensembles der Ära Horst Stein, der mit dem Hamburger Orchester auch diese Vorstellung mit der nötigen Balance zwischen lyrischem Empfinden und brachialer Wucht gestaltet.

Brenda Roberts in Elektra 1975 HH © OperaDepot
Brenda Roberts in Elektra 1975 HH © OperaDepot

Schließlich gilt es noch, das New Yorker MET-Debüt von Brenda Roberts als Färbersfrau in der Frau ohne Schatten zu würdigen. Wie in den beiden bisher besprochenen Mitschnitten fällt auch hier auf, wie hell und jugendlich die Stimme der Roberts klingt. Aber zur Gestaltung der Färbersfrau gibt es auch scharfe, schnippische, und sogar keifende Töne, wenn es gilt, die Färbersfrau der ersten beiden Akte zu charakterisieren. Wie schön und strahlend sie aber ihre Stimme einsetzen kann, zeigt sie im Duett des 3. Aktes mit Barak, dem Höhepunkt dieser Aufführung. Kein Wunder, dass das MET-Publikum und die Kritiker begeistert waren. Ihr zur Seite gestaltete Eva Marton eine kühle Kaiserin mit faszinierenden Spitzentönen und nimmer versiegendem dramatischen Fluss. Dazu gesellte sich Gwynn Cornell als Amme, die in dieser Partie ungewohnt hellstimmig wirkte. Franz-Ferdinand Nentwig als Barak führte seinen kernigem Bass-Bariton mit leichten Schwierigkeiten in der Höhe vor, während Gerd Brenneis als Kaiser die Partie zwar brav durchhält, aber etwas eindimensional bleibt. Das MET-Orchester unter Erich Leinsdorf spielt auf gewohnt hohem Standard, was auch für die vielen ungenannten kleinen Rollenträger gilt.

Teil 2 der Diskographie über Brenda Roberts folgt in Kürze.

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