Wien, Volksoper, Brigadoon - Musical - Alan J. Lerner, IOCO Kritik, 12.12.2019

Wien, Volksoper,  Brigadoon - Musical - Alan J. Lerner, IOCO Kritik, 12.12.2019
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Volksoper Wien

 Volksoper Wien bei Nacht Foto IOCO
Volksoper Wien bei Nacht Foto IOCO

Brigadoon - Musical - Alan J. Lerner & Frederick Loewe

...  ein Dorf in den schottischen Highlands, von Nebeln verschluckt ...

von Marcus Haimerl

Mit der österreichischen Erstaufführung des am 13. März 1947 am Broadway uraufgeführten Musicals Brigadoon von Alan J. Lerner und Frederick Loewe (My fair Lady, Camelot, Gigi) gelang der Volksoper Wien erneut eine Erfolgsproduktion auf die Bühne zu bringen.

Die Grundlage zu Brigadoon, dem sagenhaften schottischen Dorf, das nur alle hundert Jahre für einen Tag zum Leben erwacht, geht auf Ludwig Bechsteins Sagenschatz des Thüringerlandes (1937) zurück. Die Sage wurde von Friedrich Gerstäcker 1860 für seine Erzählung Germelshausen aufgegriffen. Traurig endet jedoch die Geschichte um den jungen Maler Arnold, der dem Mädchen Gertrud im Wald begegnet und sich in sie verliebt, nämlich mit der Trennung der beiden.

Brigadoon - eine Einführung youtube Trailer Volksoper Wien [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Da zwei Jahre nach Kriegsende ein in Deutschland spielendes Broadway-Musical undenkbar gewesen wäre, verlegte Alan J. Lerner die Handlung in die schottischen Highlands und ermöglichte ein Happy-End.

Die beiden New Yorker Freunde Tommy Albright und Jeff Douglas verlaufen sich auf einem Jagdausflug in den schottischen Highlands und landen in einer Ortschaft, die auf keiner Landkarte zu finden ist: Brigadoon. Auf dem Marktplatz treffen die beiden inmitten der traditionell bekleideten Einheimischen auch auf Andrew McLaren und seine beiden Töchtern Fiona und Jean. Letztere soll noch an diesem Tag mit dem jungen Charlie Dalrymple vermählt werden, worüber der in sie verliebte Harry Beaton verzweifelt. Fiona hingegen will warten, bis ihr der Richtige begegnet. Während Tommy sich sofort zu Fiona hingezogen fühlt, hat das Milchmädchen Meg Brockie ein Auge auf Jeff geworfen. Die beiden Amerikaner verstehen nicht, wo sie da hingeraten sind, warum es hier kein Telefon gibt und warum Charlie sich freut, dass das Wunder für ihn verschoben wurde.

Volksoper Wien / Brigadoon - hier : das Wiener Staatsballett und Chor © Barbara Pálffy / Volksoper Wien
Volksoper Wien / Brigadoon - hier : das Wiener Staatsballett und Chor © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Das Geheimnis von Brigadoon liegt 200 Jahre zurück. Als die Highlands von bösen Zauberern heimgesucht wurden, überlegte der Dorfpriester namens Forsythe wie er seine Gemeinde schützen könnte und bat Gott um ein Wunder: Brigadoon möge mitsamt seinen Bewohnern vom Nebel des Hochlands verschluckt werden und alle hundert Jahre soll das Dorf für einen Tag erwachen. Kommt ein Fremder in den Ort und liebt jemanden genug, kann er bleiben, verlässt jedoch ein Bewohner Brigadoon, würde das Dorf einschlafen und niemals mehr erwachen.

Harry Beaton stört die Hochzeitsfeier und verkündet, dass er Brigadoon verlassen will. Die Männer von Brigadoon verfolgen Harry, der auf seiner Flucht tödlich verunglückt. Fiona ist Tommy nachgeeilt und gesteht ihm ihre Liebe. Tommy ist verunsichert und gesteht Fiona, dass er trotz seiner Gefühle für sie nicht bleiben kann, doch sie weiß, dass sie ihn immer lieben wird.

Zurück in den USA kann Tommy Fiona immer noch nicht vergessen. Er kehrt zurück nach Brigadoon, um immer mit Fiona zusammen zu sein.

Rudolf Klaban (szenische Einrichtung), Florian Hurler (Choreografie) und Doris Engl (Kostüme) zeichnen sich für die großartige Umsetzung dieser weit mehr als nur halbszenischen Aufführung verantwortlich.

Volksoper Wien / Brigadoon - hier vorne: Peter Kirk als Charlie Dalrymple, hinten Vernon Jerry Rosen als Andrew MacLaren, Wiener Staatsballett, Chor © Barbara Pálffy / Volksoper Wien
Volksoper Wien / Brigadoon - hier vorne: Peter Kirk als Charlie Dalrymple, hinten Vernon Jerry Rosen als Andrew MacLaren, Wiener Staatsballett, Chor © Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Mit dem hervorragenden Ensemble der Volksoper ist aber auch die musikalische Umsetzung auf allerhöchstem Niveau. Gesungen wird in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln, zusätzlich führt Christoph Wagner-Trenkwitz als Erzähler durch den Abend.

Eine bessere Besetzung als die texanische Sopranistin Rebecca Nelsen kann man sich für die Partie der Fiona McLaren eigentlich nicht wünschen. Mit Intensität und Leidenschaft gestaltet sie die Rolle der Fiona mit ihrem schönen, klaren Sopran und findet damit in Ben Connor mit seinem wohlklingenden, dunklen, warmen Bariton als Tommy Albright ihren kongenialen Partner. Besonders intensiv erlebt man beide Sänger bei ihrem gemeinsamen Duett im zweiten Akt („From this day on“). Auf ebenso hohem Niveau erlebt man das zweite Paar: Juliette Khalil ist eine hinreißende, berührende Jean McLaren, der britische Tenor Peter Kirk beeindruckt als Charlie Dalrymple. In der Rolle des unglücklichen Harry Beaton brilliert Oliver Liebl nicht nur gesanglich und darstellerisch, sondern begeistert auch mit seiner großartigen Tanzleistung beim Schwerttanz. Optimal besetzt ist die Rolle von Tommy Albrights Freund Jeff Douglas mit dem vielseitigen amerikanischen Tenor Jeffrey Treganza, der in der austr

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alischen Mezzosopranistin Jessica Aszodi als Meg Brockie seine ideale Partnerin findet. Höchstes Lob auch für die kleineren Partien: Vernon Jerry Rosen als Andrew McLaren, Jakob Semotan (Stuart Cameron), Maximilian Klakow (Sandy Dean), Lauren Urquhart (Jane Ashton), Sarah Weidinger (Kate) und Mila Schmidt (Maggie).

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Eine hervorragende Leistung erlebt man auch vom Chor der Volksoper Wien (Choreinstudierung Thomas Böttcher). Mit viel Schwung und Eleganz läuft das Orchester der Volksoper Wien unter Lorenz C. Aichner zur Höchstform auf. Ganz besonderen Eindruck hinterließen aber auch Irmgard Foglar und Saskia Konz (Dudelsack) und Julia Nusko (Trommel), die nicht nur beim Leichenzug von Harry Beaton, sondern schon vor Vorstellungsbeginn in den Gängen und Foyers der Volksoper mit schottischen Klängen für die richtige Stimmung sorgten. Das Publikum dankte mit kaum enden wollendem Jubel. Am Ende sagt Christoph Wagner-Trenkwitz die berührenden Worte „Wenn Du jemanden wirklich liebst, ist alles möglich.“. Dem möchte man nichts mehr hinzufügen, außer der leisen Hoffnung, dass es keine hundert Jahre dauert, bis Brigadoon wieder auf einer österreichischen Bühne aus den schottischen Hochlandnebeln aufsteigt.

Brigadoon an der Volksoepr Wien; die weiteren Termine 13.12.

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