Bielefeld, Theater Bielefeld, PREMIERE DER LIEBESTRANK von Gaetano Donizetti, 03.12.2016

Bielefeld, Theater Bielefeld, PREMIERE DER LIEBESTRANK von Gaetano Donizetti, 03.12.2016
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Theater Bielefeld

Theater Bielefeld / Fassade © Theater Bielefeld
Theater Bielefeld / Fassade © Theater Bielefeld

DER LIEBESTRANK von  Gaetano Donizetti

PREMIERE am 03.12.2016, 19:30 Uhr, weitere Vorstellungen  : 08.12., 17.12.16; 06.01., 21.01., 07.02., 24.02., 05.03., 10.03.17

Opera buffa in zwei Akten // Libretto von Felice Romani nach Le Philtre von Eugène Scribe // In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Mehrere Flaschen Rotwein und eine verstohlene Träne – mehr braucht es am Ende nicht, damit das Liebespaar zueinander findet. Doch vorher steht dem Liebesglück einiges im Weg: Der naive, schüchterne Nemorino liebt die kluge, aber etwas arrogante Adina von ganzem Herzen. Seine flehenden Liebesschwüre sind lästige Begleiter ihres Lebens, da kommt ihr der selbstsichere Schönling Belcore zur Abwechslung gerade recht. Verzweifelt greift Nemorino zum äußersten Mittel und ersteht bei einem dubiosen Wunderdoktor einen Liebestrank. Ohne zu ahnen, dass ihm nur billiger Wein teuer verkauft wurde, zieht er mit neuem Selbstbewusstsein in den Kampf um Adinas Liebe. Und schließlich verrät ihm eine heimliche Träne seinen Erfolg, auch wenn Adina es noch nicht aussprechen will.

Im März 1832 bot ein Mailänder Impresario Donizetti an, für einen anderen Komponisten einzuspringen und eine neue Oper zu komponieren. Eine großartige Chance, denn Donizettis letzte Oper war unlängst mit Glanz und Gloria durchgefallen. Der Haken an der Sache: Die Premiere sollte bereits Mitte Mai sein, und bevor Donizetti mit der Kompositionsarbeit beginnen konnte, musste noch ein Libretto geschrieben werden … Letztendlich standen Gaetano Donizetti nicht einmal mehr als drei Wochen Kompositionszeit für den Liebestrank zur Verfügung. Selbst für den – neben Rossini – wohl produktivsten und schnellsten Opernkomponisten überhaupt war das eine gehörige Herausforderung. Glücklicherweise nahm er sie an und schenkte der Nachwelt so eine der bekanntesten Tenorarien der Operngeschichte: Una furtiva lagrima – Eine verstohlene Träne.

Beinahe wäre diese Romanze dramaturgischen Einwänden des Librettisten Felice Romani zum Opfer gefallen, der fürchtete, dass dieser – für den Handlungsverlauf letztlich vollkommen überflüssige – lyrische Haltepunkt nur unnötig das Geschehen unterbreche. Doch glücklicherweise bestand Donizetti auf der Romantisierung des linkischen und bisher erfolglosen Liebhabers. Damit verstärkte der Komponist das Changieren zwischen Opera buffa und sentimentalen Rührstück, wie es in Grundzügen auch schon in Eugène Scribes Vorlage Le Philtre zu finden ist. Während einige der Figuren wie der selbstsicher auftrumpfende Belcore und der geschwätzige Quacksalber Dulcamara direkt der Typenkomödie der Commedia dell’arte entsprungen scheinen, steht auf der anderen Seite der absolute Ernst der tiefen, aufrichtigen Gefühle von Nemorino. Und so verbindet sich in diesem Melodramma giocoso überbordende Heiterkeit mit romantischer Melancholie.

 Bielefeld / Lianghua Gong als Nemorino © Philipp Ottendörfer
Bielefeld / Lianghua Gong als Nemorino © Philipp Ottendörfer

Der Regisseur Johannes Pölzgutter und sein Team nehmen beide Seiten des Werks auf – den possenhaften Scherz und die gefühlvolle Tragik. Von der nicht ganz glaubwürdigen Dorfgesellschaft im Baskenland, in der Donizetti und Romani die Oper angesiedelt hatten, verlagert Bühnenbildner Nikolaus Webern das Geschehen in einen Raum, in dem die menschliche Sehnsucht nach Liebe in klingende Münze umgewandelt wird: eine Verpackungsanlage für Geschenke zum Valentinstag. In der Spannung zwischen den niedlich-kitschigen Produkten und dem banalen und gleichförmigen Arbeitsalltag entwickeln sich ironisch gebrochene, moderne Situationen und Charaktere. Hierarchiekämpfe und Manipulationen, kleine, träumerische Fluchten aus dem Alltag und die Schwierigkeiten einer starken Frau, einen scheinbar schwachen und niedrig gestellten Mann an ihrer Seite zu akzeptieren – bis sie den Kern seines Wesens erkennt und zu ihren eigenen Wünschen zu stehen lernt.

Dulcamara lautet der Name des Wunderdoktors, der unwissentlich mit seinen wirkungslosen, aber berauschenden Medikamenten die Handlung ins Rollen bringt. »Bittersüß« bedeutet dieser Name, der gleichzeitig auch der Name einer Heilpflanze ist. Bittersüß wie sein Name ist auch die gesamte Oper. Dieser geradezu magischen Figur, der es gelingt, nur durch Suggestion und Ausnutzen leichtfertigen Glaubens wahre Wunder zu wirken, gebührt das letzte Wort der Oper: ein Loblied auf den Liebestrank. Geschäfte mit der Sehnsucht nach Liebe wird es immer geben – aber wer möchte sie schelten, wenn sie der Liebe zum Erfolg verhelfen?

Das Theater Bielefeld besetzt diese Belcanto-Oper komplett aus dem Ensemble des Hauses: Für tenoralen Schmelz sorgt Lianghua Gong als Nemorino; seine geliebte Adina wird alternierend von Cornelie Isenbürger und Nienke Otten dargestellt. Caio Monteiro darf als Herzensbrecher Belcore mit gutem Aussehen und baritonaler Potenz die widerspenstige Adina umgarnen. Als geschäftstüchtiger Dulcamara zieht Yoshiaki Kimura die Strippen. Gianetta wird gesungen von Dorine Mortelsmans – dem Neuzugang im Ensemble, die sich in dieser Spielzeit bereits als Tebaldo und Voce dal Cielo in Don Carlo dem Bielefelder Publikum vorgestellt hat. Es singt der Bielefelder Opernchor und es spielen die Bielefelder Philharmoniker unter der Leitung des 1. Kapellmeisters Pawel Poplawski.

MUSIKALISCHE LEITUNG: Pawel Poplawski wurde 1978 in Stettin (Polen) geboren und lebt seit 1987 in Berlin. Nach dem Abitur studierte er Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« bei Prof. Winfried Müller und Liedbegleitung bei Prof. Semion Skigin. Nach seiner Diplomprüfung im Sommer 2005 erhielt er an derselben Hochschule einen Lehrauftrag für Korrepetition. Bereits während seines Studiums war Pawel Poplawski ein gefragter Liedbegleiter und Korrepetitor.

Im Berliner Saalbau Neukölln dirigierte er Offenbachs Einakter Häuptling Abendwind und Bataclan sowie Mozarts Così fan tutte und 2007 Verdis Falstaff (Brandenburger Symphoniker) im St. Pauli Kloster in Brandenburg. In der Spielzeit 2006/07 war Pawel Poplawski Korrepetitor im Internationalen Opernstudio des Opernhauses Zürich und 2007 – 2010 war er Solo­repetitor an der Komischen Oper Berlin, wo er auch mehrere Produktionen als Studienleiter betreute. Die Zauberflöte, Sunset Boulevard, West Side Story, Don Giovanni, La Cenerentola, Freischütz und Jenufa, Entführung aus dem Serail, Madama Butterfly und Hoffmanns Erzählungen. Ab 2012 war er dort als  2. Kapellmeister tätig. Seit Beginn der Spielzeit 2015/16 ist er 1. Kapellmeister am Theater Bielefeld.

INSZENIERUNG: Johannes Pölzgutter, geboren 1981, studierte zunächst Musik-und Theaterwissenschaften an der Universität Wien und dann Musiktheater-Regie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Nach Hospitanzen u. a. bei Stefan Herheim, Anja Sündermann, Robert Simma und Johannes Erath arbeitete er als Regieassistent am Schlosstheater Schönbrunn, an der Opernwerkstatt Wien, an der Neuen Oper Wien und am Theater Luzern, wo er seit 2010 auch mit eigenen Regie-Arbeiten auf sich aufmerksam machte: mit Johnsons Riemann-Oper (2010), Adams Le Toréador (2012), Madernas Satyricon (2013), Donizettis Don Pasquale (2014) und Sondheims Sweeney Todd (2016). Weitere Engagements führten ihn ans Theater Regensburg – für Puccinis La Bohème (2013) und Madama Butterfly (2014) – sowie ans Saarländische Staatstheater nach Saarbrücken, wo er Korsakovs Le Coq d’Or (2015) und Verdis Falstaff (2016) auf die Bühne brachte. Zu Beginn der Spielzeit 2016/17 inszenierte Johannes Pölzgutter, erneut in Regensburg, Martha von Friedrich von Flotow und Friedrich Wilhelm Riese.

Nikolaus Webern wurde 1982 in Österreich geboren. Er studierte Szenografie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben Assistenzen in Deutschland, Österreich und den USA entstanden eigene Arbeiten als Ausstatter – u. a. an der Staatsoper Hamburg (Die unglückselige Cleopatra, Das Geheimnis der schwarzen Spinne), dem Landestheater Salzburg (Die Pilger von Mekka), dem Theater an der Wien in der Kammeroper (La cambiale di matrimonio, Mare Nostrum), dem Theater St. Gallen (Pollicino), der Neuen Oper Wien (Orest), der Komischen Oper Berlin (Les enfants terribles), dem Staatstheater Saarbrücken (Der goldene Hahn), dem Staatstheater Karlsruhe (Falstaff, L´elisir d´amore) und dem Theater Regensburg (La Bohème, Madama Butterfly, Martha) und bei den Bregenzer Festspielen/Neue Oper Wien (Staatsoperette).

KOSTÜME  Janina Ammon wurde in Luzern geboren. 2009 schloss sie an der Hochschule Luzern Design & Kunst ihr Studium mit dem Bachelor of Arts mit Vertiefung auf Textildesign ab. Darauf folgte ein festes Engagement als Kostümassistentin am Luzerner Theater während der Spielzeiten 2009/10 und 2010/11. Seit 2011 arbeitet sie als freie Kostümbildnerin in der Schweiz und in Deutschland. Sie gestaltete seitdem u. a. die Kostüme für La Bohème, Madama Butterfly und Martha oder der Markt zu Richmond am Theater Regensburg und am Staatstheater Saarbrücken für Der goldene Hahn und Falstaff. Neben ihrer Arbeit als Kostümbildnerin folgten weitere Assistenzen bei den Schlossfestspielen Hallwyl und am Staatstheater Karlsruhe.

Musikalische Leitung : Pawel Poplawski, Inszenierung :Johannes Pölzgutter, Dramaturgie: Anne Christine Oppermann, Bühne: Nikolaus Webern, Kostüme: Janina Ammon, Choreinstudierung: Hagen Enke

BESETZUNG: Adina : Cornelie Isenbürger / Nienke Otten, Nemorino: Lianghua Gong, Belcore: Caio Monteiro, Doktor Dulcamara: Yoshiaki Kimura, Gianetta: Dorine Mortelmans, Bielefelder Opernchor // Bielefelder Philharmoniker

Liebestrank im Theater Bielefeld, PREMIERE 03.12.2016, 19:30 Uhr, weitere Vorstellungen  : 08.12., 17.12.16; 06.01., 21.01., 07.02., 24.02., 05.03., 10.03.17

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