Essen, Philharmonie Essen, London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski - Anne Schwanewilms, IOCO Kritik, 14.12.2015

Essen, Philharmonie Essen, London Philharmonic Orchestra, Vladimir Jurowski  - Anne Schwanewilms, IOCO Kritik, 14.12.2015
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Philharmonie Essen

London Philharmonic Orchestra und Vladimir Jurowski

Anne Schwanewilms, Sopran, 14.12.2015

Philharmonie Essen / Jurowoski Vladiamir © Gontcharov Roman
Philharmonie Essen / Jurowoski Vladiamir © Gontcharov Roman

So zu sagen, als Tribut an die Vorweihnachtszeit, eröffnete das London Philharmonic Orchestra, kurz LPO genannt, sein Konzertprogramm am letzten Montag in Essen mit der Ouvertüre zu Humperdincks Oper Hänsel und Gretel. Das war eine wunderschöne Einstimmung auf einen außerordentlich befriedigenden Abend.

Diese Ouvertüre ist fast eine symphonische Dichtung. Alle Melodien der Oper wurden vom Komponisten darin verarbeitet. Vladimir Jurowski und das exzellente, in aller Welt bekannte Orchester, brachten das Stück zum Klingen.

Gelegentlich war man geneigt mitzusummen. Die Lautstärke hielt sich gottlob in Grenzen, denn der Komponist war ein bekennender Wagnerianer, was sich in seiner Oper häufig in expressiven Klangwogen niederschlägt. Der Dirigent und das Orchester bevorzugten eine moderate Klangstärke.

Philharmonie Essen / Schwanewilms © Javier del Real
Philharmonie Essen / Schwanewilms © Javier del Real

Nach dieser schönen Einstimmung ging es im Schönklang weiter. Die renommierte Sopranistin Anne Schwanewilms sang 6 Lieder von Richard Strauss in den Orchesterfassungen.

Die Sopranistin ist sowohl im Konzertsaal wie auch auf der Opernbühne eine gefragte Solistin. Sie gilt als Richard Strauss-Spezialistin. Sie sang seine Marschallin, seine Kaiserin und wird in dieser Spielzeit in München auch die Chrysothemis singen.

An diesem Abend in der Essener Philharmonie stellte sie beeindruckend unter Beweis, dass diese vielfach diffizilen, technisch anspruchsvollen Lieder ihr hörbar gut in der Kehle liegen. Auch hat sie den großen Atem dafür und die souveräne Mühelosigkeit in der Höhe. Aber es gibt auch ein wenig zu mäkeln.

Gelegentlich schleichen sich im Vortrag einige Manierismen ein, wie auch Vokalverfärbungen. Ähnlich wie bei der großen, 2006 verblichenen Kollegin, deren 100. Geburtstag heuer in aller Welt gedacht wird. Doch das schmälert nur minimal ihre wunderbare Leistung.

Nach der Pause ging es weiter mit Sibelius. Das London Philharmonic unter Vladimir Jurowski spielte die Sinfonie Nr. 2 in Des-Dur. Die Sinfonie wurde 1902 in Helsinki unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt.

Jurowski und das LPO bestachen durchgängig durch expressive Noblesse. Was besonders auffiel war, dass die volksliedhaften Einwürfe im ersten Satz sehr kantabel gerieten.  Aber Jurowski verstand es auch, alle vier Sätze mit drängender Energie und Spannung zu versehen. Das Orchester ließ farbigste Klangintensität hören.

Das war ein wunderbarer, höchst befriedigender Abend und wurde vom Publikum mit herzlichem Beifall bedacht.

IOCO / UGK  / 14.12.2015

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