Dortmund, Theater Dortmund, La Cenerentola von Gioacchino Rossini, IOCO Kritik, 06.04.2014

Dortmund, Theater Dortmund, La Cenerentola von Gioacchino Rossini, IOCO Kritik, 06.04.2014
Theater Dortmund

Theater Dortmund

  La Cenerentola (Aschenputtel): Einfallsreich in Dortmund
Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann
Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann

Man kann dem Theater Dortmund zu dieser entzückenden, gut durchdachten und einfallsreichen Inszenierung der Rossini-Oper “La Cenerentola“ - basierend auf dem Märchen Cendrillon von Charles Perrault - die am 22. 3. Premiere hatte, nur gratulieren.

Aber nicht nur dem Theater, sondern auch dem jungen Erik Petersen, der es in Szene setzte und damit gleich einen Volltreffer landete, zumal es auch noch sein Regie-Debüt war.

Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann
Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann

Anders als bei der Version der Gebrüder Grimm, gibt es in dem Perrault-Märchen keine Fee. Das Spiel lenkt Alidoro, der Lehrer des Prinzen. Aus der bösen Stiefmutter (bei Grimm) wird hier der gebieterische Stiefvater Don Magnifico. Diese dramaturgischen Unterschiede beinhalten auch mehr Aktion.

Erik Petersen lässt dieses Märchen von poetischer Schönheit und tiefer Humanität, geschmeidig und humorvoll, mit einem Zug zum Verspielten nahtlos abspulen. Die Einfälle purzeln nur so, dass man sich fragt – was kommt noch - ? Im Ganzen gab es keinen Leerlauf aber umso mehr Einfallsreichtum.

Einer von Petersens schönsten Einfällen war im Schlussbild der Hochzeitskuss von Angelina und dem Prinzen. Ein simples Fußbänkchen half, die Brautleute auf Augenhöhe zu bringen. Denn die Braut war einen Kopf größer als der Bräutigam. Der Saal tobte vor Begeisterung, auch jetzt noch in der zweiten Vorstellung nach der Premiere.

Weitere Details zu schildern würde hier den Rahmen sprengen. Man kann nur jedem Opernfreund den Besuch dieser Produktion wärmstens empfehlen.

Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann
Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann

Sehr großen Anteil daran hatten auch das geniale Bühnenbild von Tatjana Ivschina, wie auch ihre verspielten, bunten und vielfach parodierenden Kostüme. Raffiniert einfach war die Kulisse. Rechts und links standen je eine Häuserzeile mit anheimelnden Accessoires wie Laternen und Markisen, Türen und Fenstern, sowie Aschenputtel Angelinas Küchenverschlag. Das war es und es genügte.

Sensationell gut waren auch die musikalischen Leistungen. Am Pult des klein besetzten Philharmonischen Orchesters im halb hochgefahrenen Graben, stand Philipp Armbruster. Der junge Kapellmeister verstand es prächtig, die Ohrwürmer Rossinis leuchten zu lassen. Das Orchester setzte die Impulse vom Pult wunderbar um. Auch der Kontakt des Dirigenten zur Bühne war optimal.  Fabelhaft gut klang der Herrenchor des Theaters, von Granville Walker wie immer bestens einstudiert.

Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann
Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann

Ein Glücksfall waren auch die Sänger und von einer Homogenität, wie selten in der letzten Zeit in Dortmund.

Die rumänische Mezzosopranistin Ileana Mateescu gestaltete die Angelina, das Aschenbrödel, die Cenerentola. Sie war mit Fug und Recht eine Erfüllung.

Mit weicher, warm getönter Stimme sang sie die Partie hochmusikalisch und begeisterte. Die vertrackten Stakkati in ihrem Schlussrondo (Non più mesta) meisterte sie souverän. Hinzu kam ein natürliches, unverkrampftes und anrührendes Spiel.  Wunderbar zickig waren Julia Amos und Inga Schäfer als Angelinas böse Stiefschwestern Clorinda und Tisbe und sie sangen beide tadellos.

Geani Brad als Dandini, des Prinzen Diener, hat nicht nur einen prächtig klingenden, farblich angenehmen Bariton, er hatte auch keine Schwierigkeiten mit seinen umfangreichen, schnellen Stakkati. Er gefiel zudem durch sein agiles Spiel.

Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann
Theater Dortmund / La Cenerentola © Björn Hickmann

Eindeutiger Publikumsliebling war Eugenio Leggiadri Gallani. Sein Don Magnifico, der Vater der drei Mädels, gefiel durch Wendigkeit, ausgeprägten mimischen Ausdruck, sowie durch seine vokale Präsenz.

John Zuckerman als Prinz Ramiro, hat eine feine Tenorstimme. Er ist ein echter “Tenore di grazia“. Zuckerman phrasierte sehr musikalisch und die nicht einfachen Höhenflüge der Partie wurden gut bewältigt.

Seinen Lehrer und Mentor Alidoro verkörperte Christian Sist gesanglich und darstellerisch ausgezeichnet.

Viel Beifall gab es im gut besuchten Haus.

IOCO / UGK / 06.04.2014

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