Kirsten Flagstad, Eine Hommage zum 50. Todestag, IOCO Portrait, 30.11.2012

Kirsten Flagstad, Eine Hommage zum 50. Todestag, IOCO Portrait, 30.11.2012

Portrait    

Kirsten Flagstad - Eine Hommage zum 50. Todestag

Kirsten Flagstad Museum

Kirsten Flagstad © Kirsten Flagstad Museum, Hamar
Kirsten Flagstad © Kirsten Flagstad Museum, Hamar

Am 7. Dezember 1962 starb Kirsten Flagstad,

die

Wagner-Interpretin schlechthin und eine der größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts, in Oslo.

Sie wurde 1895 in Hamar, einer Kleinstadt in Ostnorwegen, geboren. Die Eltern waren beide Musiker, der Vater Dirigent und Geiger, die Mutter Pianistin.

Kirsten Flagstad © Kirsten Flagstad Museum, Hamar
Kirsten Flagstad © Kirsten Flagstad Museum, Hamar

Sie studierte im heimatlichen Oslo und debütierte schon 1913 in der kleinen Rolle der Nuri, in D`AlbertsTiefland“. Nach weiteren Studien in Oslo und an der Königlichen Musikakademie im schwedischen Stockholm bekam sie eine Verpflichtung an das Mayol-Theater in Oslo als Soubrette, vorwiegend in Operetten.

Von 1928 – 1932 war sie an der Oper in Göteborg verpflichtet und machte Tourneen durch Frankreich. Nach einem kurzen Rückzug ins Privatleben bekam sie durch Fürsprache der norwegischen Sopranistin Ella Gulbranson, ein Engagement nach Bayreuth zu den Richard Wagner Festspielen.

Sie sang dort 1933 zwei kleine Rollen in “Die Walküre“ und “Götterdämmerung“. Schon 1934 verkörperte sie Gutrune und Sieglinde bei den dortigen Festspielen.

Ihren absoluten Durchbruch hatte sie mit der Rundfunkübertragung ihres Debüts an der Metropolitan Opera in New York 1935 als Sieglinde. Weitere Auftritte an der MET und in anderen amerikanischen Städten, wie San Francisco und Chicago, schlossen sich an. Sie galt fortan als die bedeutendste  Wagnersängerin ihrer Zeit. An der New Yorker MET war sie die Nachfolgerin von Frida Leider. Häufig trat sie auf als Partnerin der Tenöre Lauritz Melchior und Set Svanholm.

Aber sie war nicht nur in Wagnerpartien zu erleben, sondern auch als Beethovens Fidelio-Leonore und Glucks Alceste.

1936 sang sie ihre erste Isolde an der Royal Opera Covent Garden in London. Eine Rolle, die ihre Schicksalspartie wurde und die man noch immer mit ihrer Interpretation in Verbindung bringt.

Es hat wunderbare Nachfolgerinnen in dieser Rolle gegeben, wie Martha Mödl, die Varnay, Birgit Nilsson und andere, aber keine hatte diesen königlichen Habitus, die imposante Erscheinung, die bronzene Stimmfarbe, sowie die satte Tiefe. Die strahlende, jubelnde Höhe der frühen Jahre erfuhr allerdings später gelinde Einbußen.

Legendär ist die EMI-Einspielung unter Wilhelm Furtwängler von Wagners “Tristan und Isolde“, die im Juni 1952 in London aufgenommen wurde. Einige exponierte Töne, die Flagstad nicht mehr zur Verfügung standen, “lieh“ ihr Elisabeth Schwarzkopf. Eine geschickte Schnitttechnik machte es möglich. Diese Gesamtaufnahme ist auch heute noch, wie einige andere Aufnahmen von Flagstad, eine Referenzaufnahme.

1940 ging Kirsten Flagstad zurück nach Norwegen, wo sie bis zum Ende des Weltkrieges blieb.

Nach dem Krieg setzte sie ihre Laufbahn fort. 1948-50 sang sie ihr ganzes Repertoire am Londoner Opernhaus Covent Garden. Bei den Salzburger Festspielen 1949 und 1950 war sie die Leonore in BeethovensFidelio“ unter Furtwängler.

Ihren Bühnenabschied gab sie am 1. Oktober 1951 im Londoner Mermaid-Theatre als Dido in Henry Purcells Oper “Dido and Aeneas”. Im März 1952 wurde dieses Werk auch im Studio eingespielt. Im gleichen Jahr entstand die legendäre Aufnahme der Schlussszene der Brünnhilde aus Wagners “Götterdämmerung“ unter Furtwängler.

Die Uraufführung der ”Vier letzten Lieder”, dem Schwanengesang des greisen Komponisten Richard Strauss, sang Kirsten Flagstad unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler im Mai 1950 in der Royal Albert Hall.

Sie gab noch viele Konzerte in aller Welt. So auch im Mai 1952 in Berlin, bei dem sie auch tief berührend einen Ausschnitt aus “Elektra“ von Strauss sang.

1955 zog sie sich ganz von den öffentlichen Auftritten zurück und übernahm 1958 die künstlerische Leitung der Norwegischen Nationaloper in Oslo, die sie bis 1960 leitete.

Beachtlich viele Tondokumente hat Kirsten Flagstad hinterlassen, die nach wie vor zu bekommen sind. Von den ersten Aufnahmen in den 1930er Jahren mit dem Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy, über den kompletten “La Scala-Ring“ unter Furtwängler 1950, bis hin zu den späten Aufnahmen für die DECCA, Lieder von Sibelius, Grieg, Brahms, Mahler und Wagner.

Noch 1960, zwei Jahre vor ihrem Tod am 7. Dezember 1962, sang sie auf Wunsch von Georg Solti die Fricka im “Rheingold“ in dessen Aufnahme des kompletten Wagner-Rings mit den Wiener Philharmonikern.

Der Journalist und Autor Berndt W. Wesseling ließ in seinem Klappentext zu Flagstads Mahler-Album ihren langjährigen Partner Lauritz Melchior zu Worte kommen: “Mit ihr sinkt die bedeutendste Wunschmaid Richard Wagners in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ins Grab. Ihre Runen sind überdeutlich in die Weltesche eingeschnitzt und werden dort von ihrem Leben und von ihrem Ruhm künden, so lange die Menschheit an den Werken Wagners Gefallen und durch sie Erfüllung findet.“

IOCO / UGK  / 30.11.2012