Essen, Klavierfestival Ruhr 2012, Philharmonie Essen, WDR Sinfonieorchester Köln - Jukka-Pekka Saraste - Yefim Bronfman Piano, IOCO Kritik, 17.06.2012

Essen, Klavierfestival Ruhr 2012, Philharmonie Essen, WDR Sinfonieorchester Köln - Jukka-Pekka Saraste - Yefim Bronfman Piano, IOCO Kritik, 17.06.2012
Kritik
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Klavier-Festival Ruhr 2012

Philharmonie Essen

Philharmonie Essen © PE - Sven Lorenz
Philharmonie Essen © PE - Sven Lorenz

Klavierfestival Ruhr 2012

WDR Sinfonieorchester Köln, Jukka-Pekka Saraste

Yefim Bronfman, Piano  17.06.2012

Dieses Konzert begann schon um 18 Uhr bei strahlendem Sonnenschein.

Jukka-Pekka Saraste © WDR
Jukka-Pekka Saraste © WDR

Vielleicht war diese frühe Anfangszeit der Grund, dass die Philharmonie so gut wie ausverkauft war. Doch in erster Linie wird es wegen des Programms und der Mitwirkenden gewesen sein, dass kaum Lücken in den Reihen auszumachen waren.

Das WDR Sinfonieorchester hat sich in den 60 Jahren seines Bestehens zu einem Elite-Orchester gemausert und als eines der wichtigsten europäischen Rundfunkorchester etabliert.

Seit der Spielzeit 2010/2011 ist sein Chefdirigent der 1956 geborene Finne Jukka-Pekka Saraste. Er studierte Dirigieren an der Sibelius-Akademie in Helsinki, hatte aber vorher schon als Geiger im Finnischen Radio-Sinfonieorchester gespielt, dessen Chefdirigent er 1987 wurde. Gleiche Positionen hatte er vor Köln noch in Toronto und Oslo inne.

Yefim Bronfman © Dario Acosta
Yefim Bronfman © Dario Acosta

Saraste und das Orchester begannen mit einer selten zu hörenden sinfonischen Dichtung von Jean Sibelius “Der Barde, op.64“. Es ist ein sehr elegisches, leises Stück, farblich sehr apart und mit wunderschönen Harfen-Soli. Die Kölner  spielten das Stück, das kaum 10 Minuten dauert, sehr sensibel.

Gespannt erwartete man nun den Solisten des Abends. Yefim Bronfman spielte Beethovens “Konzert für Klavier und Orchester Nr.3 in C-Moll“.

Wer Tastendonner erwartet hatte, wurde enttäuscht. Bronfman, auch gelegentlich Mr. Fortissimo genannt, zeigte sich als sensibler, behutsamer Interpret, der hochmusikalisch alle Vorgaben ausführte. Linienbewusster und kantabler kann man dieses Konzert nicht spielen. Im “Largo“ verbreitete er eine freundlich warme Atmosphäre, ein lächelndes Melodienglück, das Saraste und das Orchester vortrefflich unterstützten. Saraste ließ sich keine Möglichkeit zum dynamisch-farbenreichen Aufblühen des Orchesterklanges entgehen.

Das Publikum war begeistert und der Pianist bedankte sich mit einem Prelude von Chopin.

Nach der Pause geriet das “Konzert für Orchester“ von Béla Bartok zum Höhepunkt dieses schönen Abends. Bartoks Werk entstand 1944 in der “Neuen Welt“, als Auftragswerk für das Boston Symphony Orchestra und war von dessen Leiter, Serge Koussevitzky, initiiert worden.

Nur ein Jahr später starb Bartok an Leukämie. Das Spätwerk des todkranken Komponisten fand schnell internationalen Anklang und ist im symphonischen Repertoire nicht mehr weg zu denken.

Saraste gab wohl organisierte Abläufe und wurde seinem Ruf als exzellenter Techniker wieder einmal mehr als gerecht. Bartoks Tonsprache wurde optimal realisiert und nicht über Details hinweg gehuscht. Die Übergänge waren genau markiert, die Klangproportionen wunderbar abgestuft. Das Tempo war ausgewogen, weder zerdehnt noch zu drängend. Allenfalls im sehr energisch gebotenem “Allegretto scherzando“ konnte man ein “Drängen“ ausmachen. Die “Elegia“ dagegen wirkte völlig entspannt, ehe das finale “Presto“ mit seinen Steigerungsabläufen dem Werk sowie seinen Interpreten einen brillanten Abgang verschaffte.

Großer frenetischer Jubel danach für einen wunderbaren Konzertabend.

IOCO / UGK / 17.06.2012

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