Ludwigshafen, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – Spielzeit 2023/24, IOCO Aktuell, 03.09.2023

Ludwigshafen, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – Spielzeit 2023/24, IOCO Aktuell, 03.09.2023
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ludwigshafen © Uschi Reifenberg

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ludwigshafen – Spielzeit 2023/24

– Auf der Erfolgsspur euphorisch in die Zukunft –

von Uschi Reifenberg

Beat Fehlmann, Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz hat allen Grund euphorisch zu sein. Bei der Präsentation der neuen Spielzeit 23/24 gab Fehlmann zusammen mit der rheinland-pfälzischen Kulturministerin Katharina Binz und der Dramaturgin Judith Schor Einblick in das vielfältige und umfassende Programm des größten Orchesters des Bundeslandes. Vermisst wurde Chefdirigent Michael Francis, der wegen des Hurrikans „Idalia“ seinen Wohnort in Florida nicht verlassen konnte, zwei Tage später aber dennoch das Eröffnungskonzert der „Modern times“ Reihe dirigieren soll.

Beat Fehlmann, Intendant Staatsphilharmonie, Michael Francis, Chefdirigent Staatsphilharmonie © Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Beat Fehlmann, Intendant Staatsphilharmonie, Michael Francis, Chefdirigent Staatsphilharmonie © Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Das innovative Gespann Michael Francis und Beat Fehlmann blickt seit ihrer Zusammenarbeit im Jahr 2018 auf überaus erfolgreiche Resultate, konnten sie doch als einziges Orchester Deutschlands seitdem die Abonnentenzahlen um sagenhafte 83% steigern, allein im letzten Jahr um 20%.

Statt eines herkömmlichen Spielzeitheftes präsentierte der Intendant einen originellen musikalischen Jahres-Abreißkalender, der unter dem Motto „Bleib euphorisch“ täglich mit Terminen und programmatischen Erläuterungen einen Bezug zur Staatsphilharmonie herstellt, „das Datum mitkommuniziert“ und darüberhinaus „mit Lust, Humor und Wissen“ musikalisch durch das Jahr führt. Denn entscheidend für die Zukunft ist es, „gesellschaftliche Entwicklungen mit Musik zu prägen, in Zeiten des Umbruchs gegen Frontenbildung ein Miteinander zu wagen und mit Musik einen wesentlichen Beitrag zur Demokratie zu leisten“.

Kulturministerin Katharina Binz gratulierte Michael Francis und Beat Fehlmann zur beeindruckenden Entwicklung ihrer Zusammenarbeit, hob vor allem die Innovationskraft des Orchesters hervor: „Das Publikum hat den Mut belohnt, mit dem neue Formate eingeführt wurden, dessen Fähigkeit, Musik zu den Menschen zu bringen, in direkten Kontakt zu ihnen zu treten, nicht nur im digitalen Format, sondern auch, neue Marketingansätze zu wagen“.

154 Veranstaltungen bestreitet die Staatsphilharmonie 2023/24 an 30 Spielorten im In- und Ausland, 60 sind eigene Veranstaltungen, 94 Gastkonzerte, 31 Konzerte wird Michael Francis selbst dirigieren.

Die Kinderkonzerte nehmen einen immer größeren Raum ein, sie richten sich an Kindergärten, Schulklassen und Familien, Probenbesuche und Veranstaltungen im interaktiven Musikmuseum „Klangreich“ sowie die Formate „Klingendes Klassenzimmer“ und „Planet Philharmonie“ ergänzen die Kinderkonzerte der Staatsphilharmonie.

Festivals und Abonnement-Konzerte

Am 31. August startet die Spielzeit wie gewohnt mit „Modern Times“ unter dem Motto: „Rhythm of Change-Wo willst du hin?“. Bei allen neun Veranstaltungen steht die Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts im Vordergrund, der Gründungszeit des Orchesters. Auf dem Programm stehen: der Stummfilm „Metropolis“ mit Live Orchesterbegleitung, Schönbergs „Pierrot Lunaire“, Mahlers Neunte, ein Konzert mit Werken von Kapustin, Gershwin und Daugherty, sowie das Musical „Me and my Girl“ in Kooperation mit dem Kettenheimer Hof e.V.

Neu ist die Festivalbar in der Philharmonie, die u.a. mit „Late Night“ bzw. „After Concerts“ die Möglichkeit bietet, mit Beteiligten ins Gespräch zu kommen und tiefer in die Programme des Festivals einzusteigen.

Beim Musikfest Speyer zum Ende der Saison stehen Werke von Mendelssohn Bartholdy im Mittelpunkt. Artist in Residence ist der in Rheinland Pfalz aufgewachsene renommierte Pianist Joseph Moog.

Bei den fünf Abo-Konzerten im Ludwigshafener Pfalzbau sind Bratschist Nils Mönkemeyer, Oboist François Leleux und die Pianistin Sophie Pacini zu Gast, gespielt werden Werke von Mussorgski (Bilder einer Ausstellung), Strauss (Vier Letzte Lieder), Brahms Zweite und Bruckners Siebte Sinfonie.

Bei den fünf Abo-Konzerten im Mannheimer Rosengarten wird das romantische Repertoire mit Kompositionen von Schubert, Dvoraks Neunter, Mahlers Erster Sinfonie  um zwei Uraufführungen erweitert. Die Solist*innen sind: die Flötistin Marina Piccinini, Maximilian Hornung, Cello, der Pianist Tomoki Kitamura und Paul Meyer, Klarinette.

Eine von den Musiker*innen eigenverantwortlich geplante Reihe So um 5 stellt in wechselnden Formationen Kammermusik verschiedener Stilepochen in Aussicht.

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz © Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Mittendrin

Am 10. September ab 11.00 Uhr lädt die Staatsphilharmonie bei freiem Eintritt zum Tag der offenen Tür und wartet mit einem familiengerechten Programm „auf Tuchfühlung“ auf.

Die interkulturelle Reihe Ad Agio bietet Menschen aus der Region die Möglichkeit zu Begegnung und Austausch.

Die neuen Metropolkonzerte stellen die nationale Vielfalt der Region in den Mittelpunkt. Die unterschiedlichen Herkünfte und deren Zusammenleben werden hier musikalisch aufgegriffen.

Das Festival So klingt LU in Kooperation mit dem Beirat für Migration und Integration der Stadt Ludwigshafen, soll am 25. Mai ’24 zum zweiten Mal stattfinden.

Die erfolgreiche Reihe Beethoven für Alle mit dem Pianisten Kai Adomeit wird ebenfalls fortgesetzt.

Digitales

Mit den digitalen Angeboten verlängert die Staatsphilharmonie Musik in den virtuellen Raum und entwickelt den gesellschaftlichen Stellenwert weiter.

Zu nennen ist hier die vielfach ausgezeichnete Webseite: www.junge-klassik.de, die seit dem 21.03.22 nach einem umfassenden Relaunch eine attraktive Ergänzung zur analogen Musikvermittlung darstellt. Durch virtuelle Touren in 360° Optik wird der digitale Zwilling der Staatsphilharmonie zum Begegnungsort für digitale und hybride Zusammenkünfte. Mittlerweile ist die Webseite auch in den Sprachen Englisch, Spanisch und Mandarin aufrufbar.

Mit Via Visuals, dem digitalen Konzertsaal der Gefühle, lädt die Staatsphilharmonie zu einer interaktiven audio-visuellen Installation ein, die den Dialog zwischen Menschen, Musik und KI zeigt.

Mit der Webseite www.perspektive-360. de ist ein innovatives digitales Konzertangebot entstanden, bei dem mithilfe von 360° Kameratechnik unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden können, die auch den akustischen Höreindruck verändern.

Die digitale Chronik, die Webseite www.staatsphilharmoniker.de, der digitale Probenbesuch, das digitale Klassenzimmer, Keynotekonzerte, die App „Soundhunters“, sowie zwei Podcast-Reihen komplettieren die digitalen Angebote der Staatsphilharmonie.

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz © Felix Broede
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz © Felix Broede

Engagement

Musik auch jenseits etablierter Konzertformate in der Gesellschaft zu verankern, entspricht den erklärten Zielen der Staatsphilharmonie.

Neben der Förderung junger Musiker*innen in der „Ernst-Boehe-Akademie“ können sich musikinteressierte Schüler*innen beim Jugendclub anmelden.

Denn die Staatsphilharmonie befindet sich in einem stetigen Öffnungsprozess: durch das Programm „360°-Fond für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes, entstehen diversitätsorientierte Projekte. Dazu gehört auch das BPoC Gremium Stadtphilharmonie, das dem Orchester bei vielfaltsensiblen Themen beratend zur Seite steht, sowie das transkulturelle Ensemble Colourage. Darüberhinaus werden die Themen Klimawandel und Umweltschutz noch stärker in der Institution verankert werden.

Musiker*innen der Staatsphilharmonie haben mit den Cleaning Birds eine Gruppe gegründet, die in Ludwigshafen und der Region regelmäßig Müll sammelt. Zudem schlossen sich die Musiker*innen der Staatsphilharmonie der bundesweiten Initiative Orchester des Wandels an.