Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Gewandhausorchester - Julian Rachlin, IOCO Kritik, 21.02.201

Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Gewandhausorchester - Julian Rachlin, IOCO Kritik, 21.02.201

Konzerthaus Dortmund

Gewandhausorchester Leipzig mit Riccardo Chailly Julian Rachlin, Violine

Konzerthaus Dortmund / Wien / Julian Rachlin © Julia Wesely
Konzerthaus Dortmund / Wien / Julian Rachlin © Julia Wesely

Zum wiederholten Male war das Leipziger Gewandhausorchester zu Gast im Dortmunder Konzerthaus. Der Andrang war groß, das “älteste bürgerliche Sinfonieorchester der Welt“ wieder zu erleben. Das Haus war nahezu ausverkauft.

Konzerthaus Dortmund / Riccardo-Chailly © Gert-Mothes / Decca
Konzerthaus Dortmund / Riccardo-Chailly © Gert-Mothes / Decca

Seit 10 Jahren ist der italienische Dirigent Riccardo Chailly Chef des Orchesters. Er folgte Kurt Masur in der Position des Gewandhaus-kapellmeisters.

Chailly und “sein“ Orchester waren zum ersten mal im Dezember 2010 mit Werken von Tschaikowsky und Respighi in Dortmund zu erleben. Das aktuelle Gastspiel beinhaltete Werke von Rachmaninow und Tschaikowsky. Am zweiten Abend am 22.2.2015 werden Mendelssohn und Mahler zu hören sein. An beiden Tagen ist der litauisch/oestereichische Geiger Julian Rachlin der Solist. [Von Riccardo Chailly wurden verschiedene Aufnahmen bei DECCA veröffentlicht.]

Der gestrige Abend (21.02.2015) begann mit dem “Konzert für Violine und Orchester in D-Dur op. 35“ von Tschaikowsky. Es ist nach wie vor eines der beliebtesten Stücke der Streicher-Literatur. Es vereint technische Virtuosität mit musikalischer Finesse sowie melodischer Vielfalt.

Konzerthaus Dortmund / Julian Rachin Riccardo Chailly - Gewandhausorchester © Pascal Rest
Konzerthaus Dortmund / Julian Rachin Riccardo Chailly - Gewandhausorchester © Pascal Rest

Wie stets bei Rachlin, so ist auch diesmal alles Technische atemberaubend perfekt.

Es gibt im ersten Satz Passagen, die man selten so lupenrein und in derart akribischer Prägnanz hat hören können. Der immer wieder gerühmte schlanke und süße Ton war da, kurz, das Geigerische war eine wahre Wonne. Was etwas auf der Strecke blieb, ist ein wenig aus der Reserve zu kommen, con Anima sozusagen und nicht nur Brillanz. Chailly und des Orchester begleiteten mit einer stupenden Durchsichtigkeit. Der frenetisch gefeierte Geiger gewährte bereitwillig eine Zugabe (ein technisch kniffeliges Stück von Eugene Yysaye).

Nach der Pause stand mit der “Sinfonie Nr. 2 in E-Moll, op.27“ monumentales auf dem Programm. Nach wie vor  wird Rachmaninows kompositorisches Schaffen zwiespältig beurteilt, zumal bei den vier Sinfonien. Er selbst war zum Beispiel mit seiner 1. Sinfonie restlos unzufrieden, sodass er sie nach der Uraufführung 1897 in St. Petersburg vernichtete. Sie wurde später aus den erhalten gebliebenen Orchesterstimmen rekonstruiert. Manche Puristen bemängeln noch heute ihre formale Unausgegorenheit.

Konzerthaus Dortmund / Riccardo Chailly - Gewandhausorchester © Pascal Rest
Konzerthaus Dortmund / Riccardo Chailly - Gewandhausorchester © Pascal Rest

Die 2. Sinfonie ist viel geschlossener. Immerhin gewann er mit ihr den Glinka -Preis bei der Uraufführung 1908 in St. Petersburg. In ihr hat der einfallsreiche Melodiker viel “untergebracht“.

Es ist ein rauschhaftes Werk, das von seinen Interpreten, bedingt durch die klangselige Opulenz, größte Dezenz verlangt. Riccardo Chailly und das Orchester wurden dieser voll gerecht. Insbesondere konnte Chailly im Adagio durch größtmögliche Differenzierung jegliche Süße vermeiden.

Beim finalen “Allegro vivace“ ließ Chailly die Zügel locker. An allen Pulten entfaltete sich ein entfesselter Klangrausch. Das Publikum im so gut wie ausverkauften Saal dankte dem Orchester und seinem charismatischen Dirigenten mit nicht enden wollendem Beifall.

IOCO / UGK 21.02.2015

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