Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Premiere Aida, IOCO Kritik, 28.11.2014

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Premiere Aida, IOCO Kritik, 28.11.2014
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Deutsche Oper am Rhein

Premiere am 28. November 2014

AIDA von Giuseppe Verdi

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Nach 25 Jahren gibt es nun eine neue Aida an der DOR. Vielen ist die letzte, die “blaue“ von Pet Halmen noch sehr gut in Erinnerung. Nun nahm sich der Regisseur Philipp Himmelmann des Werkes an. Himmelmann ist kein Unbekannter hier. Er inszenierte Händels Giulio Cesare für die Ausweich-Spielstätte, die OperaMobil. Die Produktion wurde dann mit einigen Änderungen später in die beiden Häuser in Düsseldorf und Duisburg übernommen.

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Nun beschert uns Himmelmann eine Neuinszenierung von Verdis Aida, die er zwar nicht gegen den Strich bürstet, der er aber eine andere Sichtweise abgewinnt.

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Himmelmann verlegt die Handlung der Oper, die ursprünglich im alten Ägypten spielt und 1871 in Kairo uraufgeführt wurde, in die Entstehungszeit der Oper, einer kriegerischen Zeit also. Er rückt die Vita Aidas, der äthiopischen Prinzessin, die am ägyptischen Hof als Sklavin ihr Dasein fristet, in den Mittelpunkt seiner Inszenierung. Daher verzichtet er auch auf die große Ballett-Einlage. Zu der Musik agierte die Statisterie.

Ohne dabei auf  die üblichen Rituale, wie Heldenverehrung und das kriegsverherrlichende Gepränge zu verzichten, erzählt er sehr subtil die Liebesgeschichte Aidas, die zerrissen ist zwischen ihrer Liebe zu Radames, dem ägyptischen Feldherrn, und der Verbundenheit zu ihrem Volk, den Äthiopiern.

Das gelingt ihm recht eindrucksvoll, gut bebildert mit der erlesenen, detailfreudigen  Bühnenausstattung von Johannes Leiacker. Die prächtigen, üppigen und stilistisch einwandfreien Kostüme dazu entwarf Gesine Völlm.

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Aber Himmelmann hatte auch in Morenike Fadayomi eine Aida zu Verfügung, die alle seine Intentionen glaubwürdig erfüllte.

Fadayomi ist eine der vielseitigsten Sängerinnen des Rheinopern-Ensembles, ausgestattet mit einer außerordentlichen Gestaltungskraft. Die war auch bei ihrer Aida allgegenwärtig. Dazu sang sie beeindruckend musikalisch, mit Leuchtkraft im Piano, wie auch in den dramatischen Ausbrüchen. Dass sie beim hohen C in der Nil-Arie kickste, war einfach nur Pech und schmälerte nicht ihre Gesamtleistung.

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Mit Sergej Khomov war der Radames stimmlich sehr schlank besetzt. Er spielte hervorragend und konnte mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln auch ohne Stentortöne die Rolle singen. Doch lässt sich der Einwand nicht  vermeiden, dass es für dieses schwere Tenorfach noch zu früh ist. Rollen wie De Grieux, José und Werther liegen ihm besser.

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Susan McLean war eine darstellerisch hoheitsvolle und gesanglich eine imponierende Amneris. Sie hat das richtige Kaliber für diese Partie, wenngleich einige Spitzentöne nur mit Kraftaufwand produziert wurden.

Balsamisch klang der ausdrucksstarke Bass von Thorsten Grümbel als Il Re. Zudem sah er in seiner Uniform verteufelt gut aus. Das Urgestein Boris Statsenko verkörperte den Amonasro, Aidas Vater. Die kraftvolle Stimme und seine darstellerische Präsenz waren wieder ein Erlebnis.

Sehr gut klang Adrian Sámpetrean in der Rolle des Ramfis. Eine recht schöne Stimme vernahm man von Hubert Walawski als Bote. Es passiert auch nicht alle Tage, dass man die Sängerin der Priesterin optisch erleben kann. Sie wird meistens aus dem Off oder dem Graben gesungen.

Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung
Deutsche Oper am Rhein / Aida © Matthias Jung

Hier war sie sichtbar und sang vorzüglich. Darüber hinaus zeigte sich die junge Slowakin Eva Bodorová als eine gelenkige, tänzerisch begabte Akteurin. Sie durfte wilde Rituale auf den Särgen der Gefallenen vollführen.

Prächtig bei Stimme waren der Chor und der Extrachor der Deutschen Oper am Rhein, durch Gerhard Michalski wieder bestens einstudiert. Ein großes Lob auch für die vorzügliche Statisterie.

Aus dem Graben klang es gut. Die Düsseldorfer Symphoniker zeigten sich unter der engagierten Leitung ihres GMD Axel Kober von ihrer besten Seite. Dieser Verdi hatte Biss und Kraft und den mitreißenden Schwung, den die Inszenierung gelegentlich (besonders in den beiden ersten Akten) vermissen ließ. Der Beifall war stark, aber kurz. Kräftige Buhs gab es für das Regie-Team.  IOCO / UGK / 28.11.2014

Weitere Vorstellungen Düsseldorf: 13.12.2014; 18.12.2014; 20.12.2014; 28.12.2014; 30.12.2014;  Weitere Vorstellungen im Theater Duisburg: 29.03.2015; 12.04.2015; 14.04.2015; 09.05.2015; 22.05.2014

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