Hamburg, Staatsoper Hamburg, Nabucco - Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 23.11.2021

Hamburg, Staatsoper Hamburg, Nabucco - Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 23.11.2021
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Staatsoper Hamburg

Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann
Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann

NABUCCO konzertant  - Giuseppe Verdi

Ein beglückender Verdi-Abend- ohne überfrachtete Bühnenbilder der 2019-Produktion

von Wolfgang Schmitt

Ursprünglich war geplant, die Nabucco-Inszenierung aus der Spielzeit 2018/19 wieder aufzunehmen. Es ist der Staatsoper Hamburg zu danken, daß man sich entschlossen hat, daraus konzertante Aufführungen zu machen. Die damalige Neuinszenierung von Kirill Serebrennikov, der damals im Moskauer Hausarrest saß und seinem Regieteam hier vor Ort mithilfe seines Anwaltes per Stick seine Anweisungen zukommen ließ, war kontrovers, umstritten, und ließ das Publikum ratlos zurück. Die Handlung wurde als eine UNO-Konferenz dargestellt, erschreckende und abschreckende Videos wurden eingespielt, eine Gruppe von in Hamburg lebenden Asylanten wurde eingebaut, die den Gefangenenchor nachsingen mußten, ein syrisches Sängerpaar sang zwischen den Akten arabische Volkslieder einzeln und im Duett, das hatte alles nichts mehr mit Verdis Nabucco zu tun und erregte damals während der A- und B-Premiere den Unmut vieler Besucher.

Umso erfreulicher war dieser konzertante Abend mit einem unter dem Dirigat von Paolo Arrivabeni bestens disponierten Philharmonischen Staatsorchester. Er verstand es, die Partitur dieser frühen Verdi-Oper dramatisch, effektfreudig und leidenschaftlich zupackend, aber auch weich und fließend auszukosten, italienischen Verdi-Wohlklang nuanciert und mit abgestimmten Tempi strömen zu lassen.

Staatsoper Hamburg / Nabucco konzertant hier vl Piotr Buszewski, Alexander Vonogradov, Andrzej Dobber, Oksana Dyka © Wolfgang Schmidt
Staatsoper Hamburg / Nabucco konzertant hier vl Piotr Buszewski, Alexander Vonogradov, Andrzej Dobber, Oksana Dyka © Wolfgang Schmidt

Eine tragende Rolle hat Verdi in dieser Oper dem Chor zugeschrieben, und der von Eberhard Friedrich hervorragend einstudierte Staatsopernchor sang wunderbar ausgewogen, präzise, klangschön, differenziert und erhielt berechtigten Sonderapplaus.

Bei den Solisten muß an erster Stelle Alexander Vinogradov genannt werden. Er gestaltete die Partie des Zaccharia mit seinem markanten, voluminösen Bass mit schöner edler Mittellage und sonorem Tiefenregister. Seine Szene im zweiten Akt, „Vieni o Levita“,  geriet zu einem Höhepunkt des Abends, und zu Recht wurde er am Ende mit dem größten Applaus belohnt.

Andrzej Dobber sang die Titelpartie des Nabucco mit seinem druchschlagskräftigen Bariton, deutlicher Diktion, kerniger Mittellage und gut ansprechender Höhe. Oksana Dyka, die Premierenbesetzung der Abigaille, überzeugte auch an diesem Abend mit ihrem in allen Lagen perfekt geführten dramatischen Sopran, die Koloraturanforderungen der Partie und Pianissimi bereiteten ihr keinerlei Probleme. Warum sie allerdings als die einzige der Solisten den Notenständer mit der Partitur ständig mit sich herumtrug, obwohl sie Partie doch eigentlich noch drauf haben müßte, hat doch ein wenig verwundert.

Den Ismaele sang Piotr Buszewski und präsentierte seinen schön timbrierten Spinto-Tenor mit tadelloser Stimmführung, einer kraftvollen Mittellage und strahlender Höhe.

Die Partie der Fenena sang Aigul Akhmetshina mit angenehm dunkel timbrierten Mezzosopran, den sie insbesondere im letzten Bild während ihres Gebetes wunderbar zum Ausdruck bringen konnte. Die kleinen Partien waren mit Tahnee Niboro als Anna, Seungwoo Simon Young mit hellem, strahlenden lyrischen Tenor als Abdallo, und Martin Summer mit seinem markanten Bass als Oberpriester des Baal adäquat besetzt.

Das Publikum dankte am Ende dem Chor, dem Orchester und den Solisten für diesen beglückenden Verdi-Abend mit lang anhaltendem Applaus. Die Inszenierung mit den überfrachteten Bühnenbildern  von 2019 wurden keinesfalls vermißt

Nabucco an der Staatsoper Hamburg; die weiteren Termine 31.10.; 4.11.; 7.11.; 21.11.2021

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