Cottbus, Staatstheater Cottbus, MAZEPPA - Pjotr I. Tschaikowski, 25.10.2020

Cottbus, Staatstheater Cottbus, MAZEPPA - Pjotr I. Tschaikowski, 25.10.2020
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Staatstheater Cottbus

Staatstheater Cottbus © Marlies Kross
Staatstheater Cottbus © Marlies Kross

MAZEPPA   von Pjotr I. Tschaikowski

Libretto Pjotr I. Tschaikowski und Viktor P. Burenin,  nach dem Gedicht Poltava  von Alexander S. Puschkin

Premiere Sonntag 25. Oktober 2020, 18.00 Uhr, Aufführung in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Tschaikowskis Mazeppa, das ist Grand opéra auf Russisch: ein Historienbild, eine Studie über die Bewegungen der Massen – zugleich aber ein einfühlsames Psycho-gramm der Gewinner und Verlierer der Geschichte.

Der Untergang einer Welt, Krieg und Zerstörung, die Angst der Bevölkerung in Krisen-zeiten: diese Themen der Oper nimmt Regisseurin Andrea Moses zum Ausgangspunkt für ihr politisches Musiktheater. In ihrer neuen Inszenierung am Staatstheater Cottbus spürt sie einer großen gesellschaftlichen Erzählung unserer Zeit nach: dem Untergang des sogenannten Ostblocks. Gemeinsam mit Bühnenbildner Christian Wiehle, dem Vi-deokünstler René Liebert und Kostümbildnerin Meentje Nielsen zieht die Regisseurin Parallelen zwischen der neueren Geschichte der Ukraine und der (ost-)deutschen Wen-dezeit. In einer aufwendigen Videoinstallation, die den Chor in Erinnerungsbildern auf die Bühne projiziert, verschwimmen die Zeiten zwischen Gestern und Heute.

Der Titelheld Mazeppa ist tatsächlich eine Ikone der ukrainischen Geschichtsschrei-bung – ein klassischer Antiheld auf russischer Seite. Als ehemaliger Verbündeter Zar Pe-ters I. im Großen Nordischen Krieg lief der ukrainische Kosakenhetmann zum Kriegs-gegner, dem schwedischen König Karl XII., über, um die Ukraine als eigenen Machtbe-reich von russischer, respektive polnischer Vorherrschaft zu lösen. Der Plan misslingt: In der berühmten Schlacht von Poltawa werden Karl XII. und Mazeppa geschlagen. Sie fliehen ins Exil im Osmanischen Reich, wo Mazeppa wenig später stirbt.

In ihrem Libretto nach einem Gedicht von Alexander Puschkin verbinden Tschaikowski und sein Textdichter Viktor Burenin die historischen Fakten mit einer Liebeshandlung: Im Hause der alteingesessenen Familie Kotschubej hält der alte Mazeppa um die Hand der Tochter Maria an – seines Patenkindes! Der Vater lehnt ab, Maria muss sich ent-scheiden und geht mit dem älteren Geliebten. Die politische Intrige Mazeppas reißt in-dessen alles und jeden in den Abgrund … Musikalisch verwebt Tschaikowskis Oper ukrainische Folklore, sinfonische Dichtung, lyrische Seelenzergliederung und politische Agitation. In großen Chorszenen schildert er minutiös die Verführbarkeit, das Erbarmen und die Gewalt der Massen. Daneben tre-ten in ariosen Passagen und volksliedhaften Chören die privaten Sehnsüchte der Figu-ren zu Tage.

Den Ausgleich zwischen Psychologie und Politik stellt GMD Alexander Merzyn am Pult des Philharmonischen Orchesters her und zeigt Tschaikowski in seinem einzigartigen Stilreichtum zwischen Russland und Europa. Für den Chor, der im 1. Rang auch live das Geschehen begleitet, zeichnet Chordirektor Christian Möbius verantwortlich. Als Kosakenhetmann Mazeppa gibt Andreas Jäpel sein Rollendebüt und kann an Rollen der vergangenen Spielzeiten, u.a. Wagners „Fliegenden Holländer“, anknüpfen. In der Partie der jugendlichen Geliebten Maria ist die Sopranistin Kim-Lillian Strebel erstmals in Cottbus zu erleben. Sie gehört seit dieser Spielzeit zum Musiktheaterensemble des Hauses.

Musikalische Leitung: GMD Alexander MerzynRegie: Andrea MosesBühne: Christian WiehleKostüme: Meentje NielsenKostüm-Mitarbeit: Clementine PohlVideo: René LiebertLichtdesign: Reinhard TraubChoreinstudierung: Christian MöbiusDramaturgie: Michael Höppner, Katharina Duda

---| Pressemeldung Staatstheater Cottbus |---