Osnabrück, Theater Osnabrück, Medea - Projekt mit Theatro Avenida Maputo, IOCO Bericht, 05.11.2017

Osnabrück, Theater Osnabrück, Medea - Projekt mit Theatro Avenida Maputo, IOCO Bericht, 05.11.2017
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Theater Osnabrück

Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd
Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd

Projekt „Medea“ - Theater Osnabrück auf Lesereise

Barbarische Vergeltung für barbarischen Umgang

Von Hanns Butterhof

Das Theater Osnabrück traut sich was. Seine Wiederentdeckungen im Musiktheater wie Walter Braunfels’ „Die Vögel“ (1918) oder Manfred Gurlitts „Soldaten“ (1930) schlugen ein, Hans Gáls Oper „Das Lied der Nacht“ (1926) aus der Spielzeit 2016/17 ist im aktuellen Jahrbuch der Zeitschrift Opernwelt als „Wiederentdeckung des Jahres“ nominiert. Jetzt wagt sich das Osnabrücker Schauspiel an ein Kooperationsprojekt mit dem Teatro Avenida aus Mozambiques Hauptstadt Maputo. Ein gemischtes Ensemble aus beiden Häusern soll den „Mythos Medea“ erkunden.

 Theater Münster / Medea - hier Maike Jüttendonk 2014 als Medea im Theater Münster © Oliver Berg
Theater Münster / Medea - hier Maike Jüttendonk 2014 als Medea im Theater Münster © Oliver Berg

Medea ist ohne Frage eine Figur von heute, obwohl ihre tragisch gescheiterte Integrationsgeschichte schon 431 vor unserer Zeitrechnung von dem griechischen Dramatiker Euripides auf die Bühne gebracht wurde. Die Frau aus Kolchis am Schwarzen Meer, für die damalige zivilisierte Welt ein Ort tiefster Barbarei, hatte dem griechischen Abenteurer Jason geholfen, das Goldene Vlies, ein kolchisches Heiligtum, zu stehlen. Sie war dann mit ihm nach Griechenland geflohen, hatte ihm zwei Kinder geboren und wurde schließlich von ihm zugunsten einer jungen, äußerst zivilisierten Königstochter verlassen; sie selber sollte ausgewiesen werden. Bei ihrer Rache lässt sie zwar Jason am Leben, tötet aber die Prinzessin und deren für die Ausweisung verantwortlichen Vater sowie die gemeinsamen Kinder, eine Barbarei, die sich als Vergeltung für das barbarische Unwesen der Zivilisation an der Fremden verstehen lässt.

Auf das Ergebnis der Kooperation der beiden Theater, das am 18. Februar unter dem Titel „Medea2“ Premiere feiert, darf man gespannt sein. Zur Einstimmung bietet das Theater Osnabrück an ungewöhnlichen Orten eine Lesereise mit dem Roman „Schande“ des südafrikanischen Autors J.M. Coetzee an. Die vierteilige Lesereise startet am 16. November um 20.00 Uhr im Vorlesungssaal der Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität, geht am 18. Januar 2018 im Bischofshaus und am 1. März im Lortzinghaus weiter und endet am 5. April im Atelier m82.

Die Termine im Überblick: 1.Station: Tiefer Fall. 16.11.2017, 20.00 Uhr, Universität Osnabrück, Neuer Graben 40. 2. Station: Hunde. 18.1.2018, 20.00 Uhr, Bischofshaus, Große Domsfreiheit 8. 3. Station: Verbrannt. 1.3.2018, 20.00 Uhr, Lortzinghaus, An der Katharinenkirche 3. 4. Station: Ein guter Mensch. 5.4.2018, 20.00 Uhr, Atelier m82, Martinistr. 82.

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