München, Staatstheater am Gärtnerplatz, AIDA von Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 15.03.2016

München, Staatstheater am Gärtnerplatz,  AIDA von Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 15.03.2016
München / Gärtnerplatztheater © Christian POGO Zach
München / Gärtnerplatztheater © Christian POGO Zach

  Aida im prächtigen Prinzregententheater

Aida wurde nicht zur Eröffnung des Suez Kanals komponiert. Die wahre Geschichte ist, dass sich der Ägyptologe Auguste Mariette nicht nur mit den Apisgräbern in Memphis beschäftigte, sondern auch begabter Gelegenheitsdichter war. So entstand ein Entwurf für eine Oper in Ägypten. Pasha Ismaels großer Wunsch war eine Oper von Giuseppe Verdi für sein neu erstelltes Kairoer Opernhaus und endlich war es so weit. Verdi gefiel der Libretto Entwurf und ein Spitzenhonarar bewegte ihn, Aida zu komponieren.

München / Gärtnerplatz-AIDA - Tamara Haskin-Radames Angus Wood © Christian POGO Zach
München / Gärtnerplatz-AIDA - Tamara Haskin-Radames Angus Wood © Christian POGO Zach

Es war geplant Aida mit großer Ausstattung aufzuführen, und ganz in der ägyptischen Tradition. Der Ägyptenkenner Mariette hatte darüber die fachkundige Aufsicht. 1871 erfolgte  die Uraufführung in Kairo. Aida wurde sofort ein großer Erfolg. Der Erfolg ist ihr bis heute erhalten; prunkvolle Ausstattungen zeichnen bis heute die meisten Inszenierungen aus.

Umso erstaunlicher und faszinierender ist die Aida-Produktion im Prinzregententheater, Ersatzspielstätte des Gärtnerplatztheaters. Ohne Pomp, modern sachlich und trotzdem intensiv, authentisch und voller Spannung. Torsten Fischer ist diese gelungene Regieleistung zu verdanken. Die karge Bühne ist ganz auf das Wirken, Spielen und Singen der Menschen auf der Bühne fokussiert. Das Bühnenbild (Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos) verzichtet auf alles Ägyptische. Voll Freude und Stolz zieht Radames (Angus Wood) für sein Ägypten als der große Anführer in den Kampf gegen die einmarschierenden Äthiopier, um als Held und Sieger zurückzukehren. .

München / Gärtnerplatz - AIDA - Ensemble © Christian POGO Zach
München / Gärtnerplatz - AIDA_Ensemble © Christian POGO Zach

Aida (Tamara Haskin), die Äthiopierin liebt und leidet zugleich. Sie, die die gefangene Königstochter, gekleidet in eine Burka hat mit der schönen und attraktiven Königstochter Amneris (Monika Bohinec), eines gemeinsam, die Liebe zu Radames. Ganz behutsam arbeitet Fischer in seiner Inszenierung den Liebeskampf dieser beiden so unterschiedlichen Frauen heraus. Monika Bohinec glänzt mit einem herrlichen Mezzosopran und großer schauspielerischer Leistung. Tamara Haskin, als Sklavin, verleiht der Aida den ihr gebürtigen Nationalstolz und singt inbrünstig gegen ihre verzweifelte Situation an, die nach einem siegreichen Ausweg sucht. Angus Wood bringt seinen Tenor als Ramades voll zur Geltung, mal groß und mächtig und dann wieder in der Todesszene ganz lyrisch, weich. Wood spielt auch diesen Helden, der in seiner unheilvollen Liebe so gefangen ist, dass er zuletzt gar kein Held mehr sein mag, absolut überzeugend.

München / Gärtnerplatz - AIDA - Ensemble © Christian POGO Zach
München / Gärtnerplatz - AIDA - Ensemble © Christian POGO Zach

Fischer kommt vom Theater und verbindet auch die Oper bei seiner Inszenierung mit dem Schauspiel. Und das versteht er meisterlich zu kombinieren. Großartig wie er das gesangliche und schauspielerische mit dem Chor verbindet. Die Choreinstudierung (Jörn Hinnerk Andresen) ist hervorragend, aber auch die schauspielerische Leistung des Chores. Sie sind in das Schlachtgetümmel involviert, und sie sind das große, präsente Volk. Unglaubliches spielte sich auf der Bühne ab: Schlachtszenen, Vorführen der Gefangenen, Jubelfeiern. Der mächtige Oberpriester (Sergil Magera) mit seinem dunklen Baß, ausgestattet mit Sonnenbrille und Handschuhen ist Respekt und Angst einflößend zugleich. Seine Frau, die Priesterin Thermoutis (Elaine Ortiz Arandes), singt die Beschwörungen und agiert immer wieder ihres Amtes waltend auf der Bühne. Der schwache König von Ägypten (Holger Ohlmann) hat seinen Gegenpart in dem mächtigen Oberpriester.  Auch bei Amonasro (Aris Argiris) passten Gesang und Darstellung wunderbar zusammen.

Zum Schluss ein großes Lob dem Dirigenten Marco Comin und dem Gärtnerplatz Orchester.  Mit großem Tempo, schmetternden Bläsern, viel Schwung und ohne falschen Pathos dirigierte er diese gelungene Aida. Das Publikum dankte mit viel Applaus, mit Getrampel und Bravorufen; es waren viele junge Menschen unter den Besuchern!            D. Zimmermann / 18.03.2016

---| IOCO Kritik Staatstheater am Gärtnerplatz |---